Es ist gerade nicht nur warm im meteorologisch allmählich auslaufenden Frühjahr, es ist schon heiß. Und zwar so heiß, dass es nicht einfach mit dem schnöden Ablesen des Thermometers getan ist, was ohnehin nicht lange beschrieben werden muss. Was sagen auch 28 oder auch 32 Grad im Schatten denn wirklich aus? Was als Lufttemperatur im Schatten in bestimmter Höhe über dem Boden gemessen nach viel klingt, lässt einen im Wasser mitunter nach kürzerer Zeit schon fast frösteln. Und da Hitze mittlerweile ohnehin in großer Regelmäßigkeit zum Vorboten für unsägliche Unwetter wird, muss ihr auch mal was abgewonnen werden, das über das lästig Schwüle und das Festkleben von Stoff auf der verschwitzten Haut hinausgeht.
Wir haben hier in der Redaktion eine neue Methode zur Ermittlung der Temperatur und ihrer physikalischen Folgen auf Mensch und Umwelt entdeckt. Dazu gehen wir kurz in die handwerkliche Eisdiele unseres Vertrauens im Herzen von Metzingen und bestellen dort einige erfrischenden Kugeln Eis, die dort mit geübten Händen nebeneinander und teils aufeinander in Becher gesetzt werden. Mit dem Becher laufen wird dann eilends in der größten Hitze am späten Nachmittag zurück in die Redaktion.
Was wie ein lupenrein hedonistischer Akt ohne abgespreiztem kleinen Finger klingt, ist nicht weniger als eine streng wissenschaftliche Versuchsanordnung. Es kommt nämlich darauf an, in welchem Zustand das Eis beim Eintreffen nach wenigen Minuten ist. Leicht angeschmolzen, deutet auf 22 bis 27 Grad hin. Deutlich geschmolzen mit soßigem Anteil auf dem Becherboden: 28 bis 34 Grad. Fast ganz geschmolzen: 35 Grad und mehr. Restlos geschmolzen. Wir haben vor Hitze die Orientierung verloren und sind in der Stadt umhergeirrt. Um die 40 Grad sind dann zu ertragen.

