METZINGEN-NEUHAUSEN. Zwei der drei Neuhäuser Keltern sind kein Geheimnis: In der Inneren Kelter nah an der Ermstalbahn steigt jährlich das Weinfest, auch für andere Geselligkeit ist sie offen. Die Äußere Kelter direkt am Fuß des Hofbühl dient den Wengertern: Hier liefern sie die frisch gelesenen Trauben an und lassen sie wiegen. Aber was verbirgt sich hinter der Dritten im Bunde, der Mittleren Kelter, und warum ist sie gerade eingezäunt? Ihr Inneres ist der Öffentlichkeit in der Regel entzogen. Wolfgang Fritz und Günter Hau vom Kelternverein Neuhausen haben es dem GEA zugänglich gemacht.
Mittendrin ruht der mächtige Kelternbaum: aufeinandergeschichtete Holzbalken, über die einst Trauben gepresst wurden. Zwischen 13 und 17 Tonnen hoch war der Pressdruck, verrät ein Schild auf einem der Balken, je nachdem, ob ein gewaltiger Stein zwischengeschoben war oder nicht. Günter Hau, der nicht nur Kassier im Kelternverein, sondern auch der Neuhäuser Ortsvorsteher ist, dreht eine meterlange Holzstange, die mit einem schraubenartigen Gewinde, der Spindel, verbunden ist. Über sie werden die Pressbalken gesenkt oder angehoben und der Druck auf die Weinfrüchte dadurch erhöht oder gesenkt.
Aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt der Kelternbaum und ist noch heute funktionsfähig. »In Baden-Württemberg ist es fast der einzige«, weiß Wolfgang Fritz. Beim Metzinger Weinkulturtag Ende September wird er wieder einmal in Betrieb gesetzt, werden Trauben in ihm gepresst, wie schon bei mehreren Veranstaltungen seit 1990, als Neuhausen seine 900 Jahre gefeiert hat.
»Die Kelter erinnert an die Weinbaugeschichte«, sagt Günter Hau, und: »Sechs Festkeltern können wir uns nicht leisten.« Also bleiben die Tore der mittleren in der Regel zu. Drinnen finden sich alte Holzfässer, mit inzwischen rostigen Ringen beschlagen, die bis zu 2.000 Liter des Rebensafts fassen und mit den Namen oder Initialien ihrer Eigentümer versehen sind: Hermann Hau oder Ernst Salzer etwa. Nur wenig davon entfernt stehen grüne Riesenbottiche an der Wand, sie werden auch heute noch verwendet. »Die Mittlere Kelter wird als Lagerraum für Keltergeschirre genutzt«, ergänzt Wolfgang Fritz.
Fast 500 Jahre alt ist das Bauwerk, das zunächst gar nicht zwischen den beiden anderen Keltern stand, sondern eng am Neuhäuser Weinberg, wie Fritz und Hau erzählen. 1529 ersterwähnt, hieß es nach dem Erststandort benannt zunächst ausschließlich zunächst ausschließlich Riedenlaukelter und wurde 1735 zwischen die Innere und die Äußere Neuhäuser Kelter versetzt.
Seither hat der Zahn der Zeit an den drei Weinbaugebäuden genagt. In den 1970er-Jahren hatte die Stadt Metzingen schon beschlossen, die damals noch mit dunklen Holzwänden ausgestattete Mittlere Kelter abzureißen. »Sie war schon verkauft«, sagt Fritz rückblickend, »es stand Spitz auf Knopf.« Doch der Kauf konnte rückgängig gemacht werden, nachdem sich eine Bürgerinitiative gegründet hatte. Sie kaufte von dem zum Abbruch bestimmten Geld Baumaterialien und restaurierte die Kelter 1978 in unzähligen Arbeitsstunden.
Heute bestehen die Wände aus Stein und sind von Fachwerkbalken durchzogen - denen die Witterung allerdings ebenfalls zu schaffen gemacht hat. Fritz deutet auf neue Balken an der Außenfassade und im straßenabgewandten Kelternstüble. Hier hat eine Fachfirma aus Bebenhausen ganze Arbeit geleistet. An anderen Stellen gilt es noch morsches Holz zu ersetzen.
Los gingen die Arbeiten im Oktober 2024. Bis in diesen Sommer hinein laufen sie. 60.000 Euro stemmt der Verein dafür, 180.000 Euro schießt die Stadt Metzingen zu. »Im September müssen wir fertig sein«, blickt Wolfgang Fritz voraus. Damit die sanierte Mittlere Kelter zum Weinkulturtag am 21. September öffnen kann. Auch zur Feier des 25-Jährigen des Kelternvereins Neuhausen. (GEA)
