METZINGEN. Sie picken Essensreste auf, hinterlassen Kot, können Parasiten übertragen und Schäden an Häusern verursachen: Tauben. In Metzingen sind sie vielen lästig geworden. Um ihre Population zu verringern, geht in Kürze das Taubenhaus am Bahnhof wieder in Betrieb. Die Stadt hat für dessen Betreuung zwei Ehrenamtliche gewonnen. Sie werden regelmäßig die Eier der Grauvögel aus dem Holzhaus holen und durch Attrappen aus Gips, Kunststoff oder Ton ersetzen. Sie werden die Tiere aber auch kontrolliert füttern.
Die Stadtverwaltung führte mit den möglichen Tier-Betreuern »letzte Gespräche«, antwortete Ordnungsamtsleiter Albrecht Gaiser auf Frage von Grünen-Fraktionssprecher Dr. Georg Bräuchle in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bevor das 2005 zum ersten Mal eröffnete Taubenhaus offiziell neu in Betrieb geht, müssen die beiden Engagierten geschult werden. »Später wollen wir die Leute im Gemeinderat vorstellen«, kündigte Gaiser an.
Schilder auch für Chinesen verständlich
Immer wieder flattern die Tauben schon jetzt ins hoch aufgereckte Holzhaus beim Park-&-Ride-Parkplatz, denn es waren schon immer welche dort. »Das Taubenhaus wurde ja betrieben, die Tauben bekamen Futter, und es fand eine Geburtenkontrolle statt«, sagt die städtische Pressesprecherin Susanne Berger. Bis heute haben die Vögel dort einen Schutzraum, in dem sie sich vermehrt haben. Berger weiter: »Die Stadt Metzingen wird das Taubenhaus reaktivieren - auch hier mit Fütterungen und Geburtenkontrolle.«
Bevor das Haus zum zweiten Mal betreut in Betrieb geht, muss es von Grund auf gereinigt werden, denn das wurde es schon seit drei Jahren nicht mehr. »Die Reinigung ist beauftragt, aber noch nicht erfolgt«, informiert Susanne Berger. Schnellstmöglich soll das geschehen. »Ziel war, dass die Reinigung noch im Mai stattfindet.« Von anderen Stellen in der Stadt in das Taubenhaus umgesiedelt werden Vögel hingegen nicht.
Schon ab 1999 hatten mit Irmgard Zecher und Doris Oswald zwei ehrenamtlich Engagierte die graue Brut systematisch aus ihrer Stätte entfernt und durch Fake-Eier ersetzt - zunächst in der Schönbeinstraße, später am Bahnhof. Bis die beiden Frauen ins Alter kamen, in dem das beschwerlich bis unmöglich wurde.
Damit schon gar nicht mehr so viele Vögel ins Bruthaus fliegen, will die Stadt an ausgewählten Stellen auch Fütterungsverbot-Schilder aufstellen: exemplarisch in der Reutlinger Straße mit ihren vielen Fußgängern, Lebensmittelläden und Gastro-Betrieben, am Kelternplatz und am Bahnhofsvorplatz. Ordnungsamtschef Gaiser zeigte im Gemeinderat schon mal eins der Schilder vor. »Gut, dass es auch ein Piktogramm drauf ist«, fand Robert Schmid (FWV), »so können es auch Leute aus Timbuktu oder China verstehen.« Ein Hinweis auf die Outletkundschaft von Welt.
Fütterverbot missachtet? 55 Euro aufwärts
Wer trotz Verbots Tauben füttert, muss mit einem Bußgeld rechnen. Bei einem Erstverstoß wären es gut 55 Euro, bei Wiederholungen 60 Euro aufwärts, zu denen noch Gebühren kämen. Jede Kommune kann eigenständig solche Fütterverbote und die Bußgeldhöhe festlegen. Diese schwankt gewaltig: Fallen in Frankfurt/Main bis zu 200 Euro für Füttersünder an, sind es in München schon bis zu 1.000 und in Stuttgart und Hamburg bis zu 5.000 Euro.
In Metzingen gibt es schon seit 2018 ein Taubenfütterungsverbot. Bisher hat die Stadt allerdings nicht plakativ dafür Flagge gezeigt und auch kein Bußgeld verhängt - »weil es noch keine Anzeigen gab« (Berger). Das könnte sich ändern. Denn die Grauvögel hätten sich in den vergangenen Jahren stark vermehrt, beklagen Geschäftsleute und Gemeinderäte. Auch andere Städte wie Tübingen wollen Tauben nicht etwa ganz ausrotten - was gegen den Tierschutz wäre - , aber füttern sie nur noch gezielt, etwa in einem Taubenhaus auf der Plataneninsel im Neckar. (GEA)