METZINGEN. Warum einen Radhelm tragen? Sich »oben ohne« die Luft um den Kopf blasen zu lassen, ist doch viel schöner! »Nervt zwar, aber egal, er muss aufn Kopp«, sagt der Schauspieler Peter Lohmeier. Boris Palmer sagt einfach nur »… weil darunter immer ein kluger Kopf steckt«. Der Kölner Tatort-Kommissar Dietmar Bär meint zu dem Thema »... weil ein Helm allemal cooler ist als eine Kopfverletzung«, Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel: »… weil es nicht die Frisur ist, die mich ausmacht«. Die Schauspielerin Michaela May wirbt fürs Radhelm- Tragen mit dem Satz: »… weil der Kopf nach einem Unfall am schwersten zu reparieren ist!«
»Ich bin eine Helmfluencerin«
Der »Metzinger Stadthelm« ist da. Das bundesweite Präventionsprojekt steht für das freiwillige Helmtragen und möchte die Entscheidung für den Helm bei möglichst vielen Radfahrerinnen und Radfahrern beflügeln. Rund 170 Städte und Regionen sind schon dabei – Reutlingen und Tübingen zum Beispiel –, jetzt macht auch die Sieben-Keltern-Stadt mit. Melanie Garifo von der Metzingen Marketing und Tourismus GmbH (MMT) präsentierte ihn jetzt auf dem Lindenplatz zusammen mit Dunja Schenk.
Die Metzingerin war es, die den Stadthelm nach Metzingen gebracht hat. Aus sehr persönlichen Gründen setzt sie sich fürs Helmtragen ein: Am 12. September 2021 verunglückte ihr damals vierjähriger Sohn Moritz mit dem Fahrrad. Er trug zwar einen Helm, verletzte sich bei dem Sturz aber sehr schwer: Moritz hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutungen, lag sechs Tage im künstlichen Koma. Wie durch ein Wunder kämpfte sich das kleine Kerlchen in unglaublich schneller Zeit ins Leben zurück – Moritz ist heute wieder ein ganz normales Kind und steht voll im Leben. »Ich will mir nicht ausmalen, was wäre, wenn Moritz bei dem Unfall keinen Helm getragen hätte«, sagt Dunja Schnenk, »ohne wäre er jetzt nicht mehr da.«
Die 40-jährige Metzingerin kämpft seither leidenschaftlich fürs Helmtragen. Hat sich die Unternehmerin bislang auf Instagram als »Weiblich. Stark. Erfolgreich« definiert, sagt sie jetzt über sich: »Ich bin eine Helmfluencerin.« Nur konsequent, dass sie Botschafterin der Stiftung für Prävention und Nachsorge von Kopfverletzungen »Save my Brain« geworden ist. Sie wurde Ende 2018 gegründet, um die Standorte des Bundesverbands Kinderneurologie-Hilfe e. V. zu unterstützen und das Beratungsangebot auszubauen. Darüber hinaus schafft »Save my Brain« Strukturen, um die Situation schädelhirnverletzter Menschen nachhaltig zu verbessern, präventive Maßnahmen zu fördern und das Beratungsangebot auszubauen. »Ich bin froh, dass es diese Stiftung gibt«, sagt die 40-Jährige, »sie hat mir und meinem Sohn sehr geholfen.«
»Wer vor zehn mit Helm kommt, kriegt eine Brezel«
Den Stadthelm der Marke Abus gibt’s in Schwarz und Weiß in den Größen S bis XL – und mit einem LED-Licht am Hinterkopf – für 99,95 Euro bei der Tourist-Info oder beim »Radwerk« in der Stuttgarter Straße. Ein Teil des Erlöses geht an »Save my brain«. Der Start des Stadthelms passt gut zum »Stadtradeln«, das am 25. Juni beginnt und bis zum 15. Juli läuft. Bei diesem Projekt konnte das Team der Stadt Metzingen im vergangenen Jahr mit den am meisten gefahrenen Kilometern innerhalb der Stadt glänzen.
Ein weiteres Projekt beginnt am kommenden Montag, 30. Mai: Bis zum 3. Juni läuft die Aktion "Pendlerbrezel", die von der "Radkultur Baden-Württemberg" ins Leben gerufen wurde und bei der auch zahlreiche Metzinger Bäckereien dabei sind. »Wer vor zehn mit Helm kommt, kriegt eine Brezel«, beschreibt MMT-Frau Melanie Garifo das Prinzip.
Save-my-Brain-Botschafterin Dunja Schenk wirbt leidenschaftlich fürs Helmtragen (»Seit dem Unfall von Moritz ist mir aufgefallen, dass es da draußen immer noch viel zu viele Menschen gibt, die ohne Helm fahren«) und damit auch für die Akteure, die sich für den Stadthelm ins Zeug legen: Rad-Profi Tim Lefty flitzt in einem Video durch die Weinberge, auch der Harleystammtisch_111 ist dabei: Die Männer steigen von ihre schweren Maschinen auf leichte Drahtesel um – nicht ohne vorher ihren Stadthelm aufzuziehen. Die Botschaft: »Trage Helm – schütze Deinen Kopf!« (GEA)