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Aktuell Entsorgung

Was die zwei E-Müllautos von Alba in Metzingen können und wie umweltfreundlich sie sind

Zwei elektrisch angetriebene Volvo-Lkw sind seit Kurzem in der Sieben-Keltern-Stadt und ihren Teilorten im Einsatz. Sie sind die einzigen ihrer Art weit und breit. Was sie können, wo ihre Grenzen sind und wie sie sich im harten Alltag bewähren.

Einer der beiden elektrrisch angetriebenen Müllabfuhr-Lkw von Alba Neckar-Alb hält an einer vollen Restmülltonne in Glems.
Einer der beiden elektrrisch angetriebenen Müllabfuhr-Lkw von Alba Neckar-Alb hält an einer vollen Restmülltonne in Glems. Foto: Markus Pfisterer
Einer der beiden elektrrisch angetriebenen Müllabfuhr-Lkw von Alba Neckar-Alb hält an einer vollen Restmülltonne in Glems.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Nur ein leises hochfrequentes Summen ist zu vernehmen, als der 27-Tonner um die Ecke der engen Glemser Straßen biegt. Kein dunkles Dieselbrummen mehr. Der vollelektrische Volvo-Lkw hält an einer vollen Restmüll-Tonne. Zwei Mitarbeiter des Entsorgers Alba Neckar-Alb lupfen die Behälter mithilfe hydraulischer Hubvorrichtungen wie gewohnt und entleeren sie in den riesigen Metallbauch des Fahrzeugs. OMMMM! Das Müllpressgeräusch klingt wie immer kernig. 

Vorne ist alles leise in diesem in der Region Neckar-Alb nach GEA-Recherche einzigartigen E-Müllabfuhr-Lkw. Alba setzt den Volvo FM Electric und einen weiteren seit einigen Monaten in Metzingen, dem Neugreuth, Neuhausen und Glems ein - im Wechsel mit den gehabten Diesel-Lastern von MAN. Pro Sammelschicht fahren im Sommer vier, im Winter zwei Fahrzeuge zu den Abfalltonnen.

Antrieb abgas- und geruchsfrei

»Die E-Lkw sind sehr beliebt bei unseren Fahrern«, macht Matthias Braun aus der Presseabteilung des bundesweit tätigen Entsorgers deutlich, »das liegt daran, dass sie sehr leise sind und das Fahren somit deutlich angenehmer wird.«

Durch die fehlenden Motorengeräusche »können zudem die Umwelt- und Verkehrsgeräusche besser wahrgenommen werden«, sagt Braun weiter. Fußgänger und Radfahrer müssen allerdings wie auch bei herannahenden E-Autos besser auf den Verkehr aufpassen und sich im Zweifel einmal mehr umdrehen, weil kein satter Sound mehr die Müllabfuhr-Lkw ankündigt. Die sind zudem - typisch E-Antrieb - beschleunigungsstärker als die Diesel, was sich im ständigen Stop and Go allerdings kaum bemerkbar macht.

Strom zu 49 Prozent regenerativ erzeugt

Die Volvo-E-Müllautos sind auch abgas- und damit insoweit geruchsfrei - ein weiterer Vorteil für alle Müllwerker und Passanten. Einen großen grünen Stecker haben die zwei neuen Alba-Lkw auf die Seitenwand geklebt bekommen. »Mit den neuen, emissionsfreien Sammelfahrzeugen leisten wir einen weiteren aktiven Beitrag zum Klima- und Lärmschutz in Metzingen«, sagt Halil Eroglu, Geschäftsführer der Alba Neckar-Alb GmbH, dazu passend.

Aber wie umweltfreundlich sind die beiden Elektro-Abfuhr-Laster - zwei von bundesweit 46 des Unternehmens - wirklich? Sie stoßen lokal keine Schadstoffe aus, keinen Ruß und kein CO2, verbrauchen aber nicht zu knapp Strom. Der muss auch irgendwie erzeugt werden. »Der Strom für die Ladesäulen wird über die MVV Energie AG bezogen und hat einen Anteil von 49 Prozent aus erneuerbaren Energien«, erläutert Matthias Braun für Alba.

Keine weitere Elektrifizierung geplant

Das ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den fossil getriebenen bisherigen Sammelfahrzeugen, lässt sich aber noch steigern. Alba plant in Metzingen derzeit aber keine weitere Elektrifizierung des Fahrzeugparks. Gerne verweist man aber auf die jährlich rund 55 Tonnen CO2, die ein E-Lkw gegenüber seinem Diesel-Pendant einspare.

Ob die gesamte Öko-Bilanz von E-Fahrzeugen gegenüber Verbrennern besser ist - Stichworte Lithium- oder Kobalt-Abbau und großer Wasser-Einsatz für die Akku-Herstellung, Weiterverwendung oder Recycling nicht mehr leistungsfähiger Antriebsbatterien - ist bei Lkw wie bei Autos nicht abschließend geklärt.

Nachladen in der Mittagspause

Im harten Abfuhr-Alltag haben sich die beiden Volvo FM Electric bei Alba Neckar-Alb jedenfalls bereits bewährt. »Das Hausmüll-Sammelfahrzeug schafft die Tour, ohne zwischendurch laden zu müssen«, informiert Matthias Braun, »meistens hat das Fahrzeug noch 30 Prozent Restkapazität« im Akku. Die kalten Monate, in denen E-Fahrzeug-Akkus weniger leisten, kommen allerdings erst noch. Nachts kann der E-Lkw allemal entspannt auf dem Firmengelände wieder vollgeladen werden, was von 0 auf 100 Prozent etwa fünf Stunden dauert.

Leert der erste Neuling Rest- und Biomülltonnen, fährt der zweite generell nur Gewerbekunden an und holt mit einem Abrollbehälter Abfall zur Verwertung, Holz, Altpapier, Folien, Kunststoffe oder Baustellen-Mischabfälle ab. Bei Bedarf werden die E-Entsorgungs-Lkw während der Mittagspause des Fahrers auf dem Alba-Firmengelände im Gewerbegebiet Katzensteig eine Stunde lang nachgeladen. »Danach haben sie genug Akku, um die restliche Tour zu beenden.«

Dreimal so teuer wie Diesel-Lkw

Billig sind die Fahrzeuge nicht: Liegt das Fahrgestell für einen E-Lkw mit großem Akku bei über 300.000 Euro, kostet ein dieselbetriebenes Modell nur um die 100.000 Euro. Der Aufbau, also der große Sammelbehälter oder der Abrollcontainer, kosten in etwa gleich viel.

Die Mülltonnen haben ausgeklappert, die Alba-Leute springen wieder auf die Trittbretter des Volvo, und der 27-Tonner fährt weiter zum nächsten Haus. (GEA)