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Was die niederländischen Soldaten in den Metzinger Wäldern üben

»Achtung Waldspaziergänger!« So beginnt eine Pressemitteilung, in der die Metzinger Stadtverwaltung die Bevölkerung auf eine Militärübung aufmerksam gemacht hat. Was sich hinter der Ankündigung verbirgt und was die Bevölkerung in den nächsten Wochen zu erwarten hat.

Ein derartige Situation wird man in den nächsten Tagen in den Metzinger Wäldern nicht sehen. Das Soldaten bewegen sich nur bei N
Eine derartige Situation wird man in den nächsten Tagen in den Metzinger Wäldern nicht sehen. Die Soldaten bewegen sich nur bei Nacht und verstecken sich bei Tag. Das Symbolbild zeigt eine andere Bundeswehrübung. Foto: Christophe Gateau/dpa
Eine derartige Situation wird man in den nächsten Tagen in den Metzinger Wäldern nicht sehen. Die Soldaten bewegen sich nur bei Nacht und verstecken sich bei Tag. Das Symbolbild zeigt eine andere Bundeswehrübung.
Foto: Christophe Gateau/dpa

METZINGEN. »Vom 18. November bis 28. November finden Truppenübungen der niederländischen Streitkräfte in den Metzinger Wäldern statt«, informiert das Rathaus, »in den Metzinger Wäldern können in dieser Zeit durch die Truppenübungen sowohl Fahrzeuge als auch Personen angetroffen werden.«

Ein paar Details zu der Übung nennt Ruediger Rudischhauser vom Landeskommando Baden-Württemberg der Bundeswehr. Der Oberstleutnant der Reserve ist das Bindeglied zwischen der Bundeswehr und dem Landkreis und hat deshalb ein Büro im Landratsamt Reutlingen.

»Die Soldaten sind schon da. Die Übung geht jetzt los«

»Die Soldaten sind schon da«, sagt Ruediger Rudischhauser. Wer genau hingeschaut hat, dem ist der Zug am Bahnhof aufgefallen, mit dem Militärmaterial geliefert worden ist. Sind bis jetzt »nur« niederländische Soldaten vor Ort, so werden später noch deutsche Soldaten dazustoßen. »Die Übung geht jetzt los«, sagt der Oberstleutnant. Im Manöver werden um die 35 Soldaten sein, mehrheitlich Niederländer. Im Nachbarland wurde die Wehrpflicht im Jahr 1996 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt - in Deutschland: 2011. Die niederländische Armee setzt sich (Stand 2023) aus knapp 41.000 aktiven Soldaten und 5.000 Reservisten zusammen.

Allzu viele Details will der Verbindungsmann zwischen Bundeswehr und Landkreis nicht nennen. »Seit dem Ukraine-Krieg und allem, was damit zusammenhängt, sind wir da sehr sensibel«, sagt Rudischhauser. Klar dürfte sein, dass bei der Übung keine Anfänger am Start sind. Schon deshalb, weil sich das Wesentliche in der Nacht abspielt. »Eine Durchschlage-Übung«, sagt Jürgen Dufner, der das Forstrevier Metzingen leitet. Die Soldaten simulieren hier eine Situation, bei der sie hinter feindlichen Linie überleben und zur eigenen Einheit zurückfinden müssen. So etwas macht man nicht am helllichten Tag, sondern bei Nacht. Tagsüber liegen die Soldaten gut getarnt im Unterholz verborgen.

Wie Jürgen Dufner betont, muss also niemand Angst haben, dass im Wald plötzlich ein Mann in Flecktarn mit einem Sturmgewehr im Anschlag vor ihm steht. »Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr gering«, sagt der Revierförster, »ein Lottogewinn ist wahrscheinlicher.« Selbst Nachtläufer - Jogger mit Stirnlampe - sollten nicht auf die Soldaten treffen. Weil die den »Eindringling« wesentlich schneller sehen als der Sportler die Soldaten.

»Wir wollen Situationen vermeiden, bei denen sich plötzlich zwei bewaffnete Menschen gegenüberstehen«

Eine ganz andere Nummer sind Jäger. Die bewegen sich regelmäßig bei Nacht durch den Wald und wissen, wie man sich unauffällig bewegt. »Wir wollen Situationen vermeiden, bei denen sich plötzlich zwei bewaffnete Menschen gegenüberstehen«, betont Verbindungsmann Ruediger Rudischhauser, »gerade auch, wenn einer nur Platzpatronen im Magazin hat.« Deshalb hat er - selbst Jäger - im Vorfeld alle betroffenen Jäger und Hegeringe informiert. Am 29. November gibt's hier eine Drückjagd. »Dann ist die Gefahr aber schon wieder gebannt, weil die Soldaten am 28. schon wieder zurückverlegt werden«, sagt Rudischhauser.

In einigen Tag dürften die ersten Hubschrauber in der Luft sein. »Die setzen in Außenlandungen Soldaten ab«, erklärt Ruediger Rudischhauser. Dabei wird auch ein Hubschrauberabsturz hinter feindlichen Linien simuliert. Die Soldaten müssen sich von dort aus wieder zu ihrer Truppe zurückschlagen.

Wenn die Übung am 28. November beendet ist, ist der Spuk noch nicht vorbei: Die Bundeswehr wird vom 1. bis zum 4. Dezember aktiv sein. In ähnlicher Form, wie Rudischhauser informiert: Die 75 deutschen Soldaten üben ebenfalls das Überleben hinter feindlichen Linien. Im Bereich zwischen Glems und dem Übersberg wird es erneut Außenlandungen mit Hubschraubern geben. Bei Tag verstecken sich die Soldaten, bei Nacht müssen sie sich Richtung Pfullendorf durchschlagen. Unter verschärften Bedingungen, wie der Reserveoffizier erklärt: Andere Bundeswehrsoldaten »spielen« den Feind und versuchen, die Kameraden mit Drohnen, Nachtsichtgeräten und Hunden aufzuspüren.