BAD URACH. Alle Jahre wieder liefert der Tourismus-Chef seinen Bericht im Gemeinderat von Bad Urach ab. Ein Ritual, das nicht ganz unwichtig ist – wird der Name der Bäderstadt doch zu einem guten Teil mit Tourismus in Verbindung gebracht. Mit dem Wasserfall, mit Wanderwegen, dem Marktplatz – kurz: mit Dingen, die Menschen in ihrer Freizeit besuchen. Diesen Sektor lässt sich die Stadt rund anderthalb Millionen Euro im Jahr kosten. Auf der anderen Seite wird in der Haushaltsdiskussion regelmäßig moniert, dass der Tourismus zu wenig einbringe – in diesem Jahr geplante 836.000 Euro. Simon Heß, der seit dem 1. September 2024 den Fachbereich Tourismus, Kultur und Stadtmarketing leitet, hat jetzt im Gemeinderat eine Studie der dwif-Consulting GmbH (München) vorgelegt und damit die wirtschaftliche Bedeutung unterstrichen.
Die Zeiten, in denen vom Fremdenverkehr gesprochen wurde, sind vorbei. Wobei: nicht so ganz. Die Studie, die Tourismus-Chef Simon Heß jetzt vorgelegt hat, kommt von der dwif-Consulting GmbH. Die wurde ursprünglich als »Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr« gegründet. Da ist er also wieder, der Fremdenverkehr. Von Fremden zu sprechen, wo es doch eigentlich um Gäste geht, hatte Uthe Scheckel von den Freien Wählern vor Jahren kritisiert, als es um die Fremdenverkehrsabgabe ging – aber das ist eine andere Geschichte. Die Fremdenverkehrsabgabe zahlen Unternehmen und Selbstständige, die vom Tourismus profitieren, Kurtaxe zahlen die Touristen beziehungsweise Gäste selber.
»Die Studie ist ein guter Ansatz, diesen Sektor darzustellen«
Den Bruttoumsatz im Marktsegment Tourismus wird in der dwif-Studie auf 73,9 Millionen Euro beziffert. Verteilt auf 1,4 Millionen Euro von Privatquartieren mit weniger als zehn Betten, 2 Millionen von Dauercampern und Wohnmobilisten sowie 20 Millionen von Tagesgästen. Der größte Batzen, 50 Millionen, kommt von gewerblichen Betrieben mit mehr als zehn Betten. Nach der Studie bringen die Übernachtungsgäste knapp 54 Millionen Euro, die Tagesgäste gut 20 Millionen. Genauer aufgeschlüsselt: Gut 34 Millionen kommen aus dem Gastgewerbe, 12 Millionen aus dem Einzelhandel, 28 Millionen aus Dienstleistungen. »Das kann der ÖPNV ebenso sein wie die Wellness-Anwendung«, erklärt Tourismus-Chef Simon Heß.
74 Millionen Euro sind eine Menge Holz. Weil Umsatz nicht gleich Erlös ist, geht eine ganze Menge davon ab. Diverse Steuern (Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer machen zusammen rund 6,7 Millionen Euro aus) – von denen über Umwege auch wieder ein Teil in die Stadtkasse fließt. Bleiben die 10,1 Prozent, die die dwif-Studie als »relativen Beitrag zum Primäreinkommen« nennt. Das bedeutet, dass ein Zehntel des Primäreinkommens in Bad Urach mit dem Tourismussektor verbunden ist.
»Man hat eine Größenordnung von dem, was der Tourismus bei uns bewirkt«
Grünen-Gemeinderat Dr. Ulrich Heydasch kritisiert die »ziemlich intransparente« dwif-Studie. Beruhen doch viele Ergebnisse auf Zahlen, die die Kurverwaltung Bad Urach selbst geliefert hat. »Die Studie ist aber ein guter Ansatz, diesen Sektor darzustellen«, sagt Simon Heß, »man hat immerhin eine Größenordnung von dem, was der Tourismus bei uns bewirkt.« Die Kritik von Ulrich Heydasch erkennt Bürgermeister Elmar Rebmann wohl an (»Sie haben den Finger in die Wunde gelegt, ja«), betont aber den »starken Beitrag, den der Tourismus bei uns leistet«.
Im Haushalt von Kämmerer Christian Thumm stellt sich der Tourismus so dar: In diesem Jahr sind Erträge in Höhe von 836.000 Euro geplant. Ihnen gegenüber stehen knapp doppelt so hohe Aufwendungen in Höhe von 1.541.000 Euro gegenüber. (GEA)