METZINGEN. Am Spieß, in Spätzle, in Curry-Soße, in Schoko-Form, im Eis, als Mauli-Schlotzer, auf dem Bierdeckel, als Gewürz, im Senf, in Seife, im Gin: Die Maultasche ist am Wochenende 21./22. Juni in Metzingen omnipräsent. Dann läuft das erste Maultaschen-Fäschdival, das laut seiner Macher auch Deutschlands größtes ist. Das ist indes kein Wunder, denn ein weiteres Festival rund um den schwäbischen Teig-Liebling gab es bisher nirgends oder ließ sich zumindest nicht recherchieren.
- Was kulinarisch geboten ist
50 Stände oder Foodtrucks mit 150 Arten von Maul- oder Teigtaschen - etwa auch Ravioli - zwischen dem Kelternplatz, der Reutlinger Straße und dem Lindenplatz werden eine kulinarische Flaniermeile durch die Sieben-Keltern-Stadt bilden. »Das ist absoluter Rekord«, sagt Patrick Hubertz, nicht nur Geschäftsführer der Metzingen Marketing und Tourismus GmbH (MMT), sondern auch Metzingens Erster Bürgermeister.
Alle Restaurants und Bistros in der Innenstadt und auch der Outletcity haben offen, was in letzterer sonntags sonst nicht der Fall ist. Teilweise bieten sie extra für das Event kreierte Gerichte an. Auch Einzelhändler waren schnell ins Festival-Boot gezogen: So wird etwa Metzgermeister Robert Schmid, auch im Aufsichtsrat der MMT, Maultaschenspieße, Brutzelmaultaschen mit Brutzelfleisch oder solche im Dinkelbrötchen seines Geschäftsraumpartners Becka Beck anbieten.
- Unterhaltung drumherum
Auf dem Rathausvorplatz und dem angrenzenden Marktplatz spielt an beiden Tagen die Musik: am Samstag mit David Presna als DJ und am Saxofon, am Sonntagnachmittag mit MC Brudaal und den Doo-Wop-Mädla. Von der Tourist-Info in der Stuttgarter Straße zum Kelternplatz führt an beiden Tagen ein Maultaschenpfad, auf Metzingens historischem Platz selbst macht Jonny Harscher Live-Musik und gibt es eine Kindereisenbahn und einen Fotowettbewerb.
Im Kreissparkassen-Forum ist am Samstag eine Schwabennacht, in der Motorworld eine After-Maultaschen-Party. Am Sonntag steigt in der Festkelter ein dreieinhalbstündiges Koch-Event. Stadtführungen starten an beiden Tagen um 14 und 16 Uhr, zu hören werden dann auch Anekdötchen rund um die schwäbische Leibspeise. Die hat in Metzingen schon seit 1974 ihren besonderen Platz: Die Kolpingfamilie lädt in jedem Jahr zum Maultaschenessen für den guten Zweck in den Bonifatiussaal ein, unterstützt werden Leprakranke.
- Macher und Motive
»Wir wollen Frequenzbringer für die Innenstadt«, macht Hubertz für das Maultaschenfäschdival deutlich. Das klappt nur, wenn die zentrale, aber gewundene Achse vom Bahnhof bis zum Lindenplatz intensiv bespielt wird. Der MMT-Chef spricht von »fünf bis sechs neuralgischen Punkten«, an denen viel los sein soll. Vor zwei Jahren kamen die ersten Ideen für das Event auf, im Rahmen der in der Coronazeit entstandenen #kaufimstädtle-Marketingaktion, an der auch die City-Initiative (CIM) maßgeblich beteiligt war.
Schnell war klar, dass das Maultaschenfäschdival groß werden würde. »Wir wollen schwäbische Bodenständigkeit und Internationalität verknüpfen«, sagt Hubertz. Für beides steht Metzingen, und für beides kann auch die Maultasche stehen, die mit Brät von heimischen Wiesen genauso gefüllt werden kann wie mit Ricotta aus Italien.

Zur Planung und Organisation des Groß-Events zogen die MMT-Entscheider die Tübinger Agentur schwarz & gehilfen ins Boot, die unter anderem das erfolgreiche Chocolart-Festival in der Unistadt organisiert. Diese wiederum brachten Geschäftspartner ein, die pfiffige Maultaschen-Produkte lieferten. In Metzingen erwartet Patrick Hubertz je nach Wetter bis zu 35.000 Besucher an dem Fäschdival-Wochenende.
- Was die Zukunft bringen kann
Nach Möglichkeit jedes Jahr am dritten Juni-Wochenende ein Maultaschen-Fäschdival in Metzingen. Mitbringsel wie eindoste Maultaschen in der Brühe, der etwas andere Gin in der Flasche oder die (Maul)-Taschentüchle sind das ganze Jahr in der Tourist-Info in der Stuttgarter Straße zu haben. Sie können Metzingens Rufs etwas umprägen und mehr Laufkundschaft zu diesem Fixpunkt ziehen - und auch in die Geschäfte drumherum in der lange eher schläfrigen Fußgängerzone. Die Tourist-Info wird seit ihrem Umzug im Herbst 2024 von 500 Leuten im Monat frequentiert - eine für Patrick Hubertz und seine Stellvertreterin Constanze Hakenholt erfreuliche Resonanz.
- Woher die Maultasche kommt
Das weiß Susanne Gaiser aus der Tourist-Info: »Der Laienmönch Jakob wollte im 15. Jahrhundert während der Fastenzeit ein Stück Fleisch nicht verkommen lassen.« Also versteckte er es im Kloster Maulbronn vermischt mit Gemüse in einem Stück Teig. »So war es vor den gestrengen Blicken des Herrn sicher.« Deshalb heißen die Maultaschen bei vielen Herrgottsb'scheißerle. (GEA)