WANNWEIL. Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben alle Kinder, die in die erste Klasse eingeschult werden, Anspruch auf ganztägige Betreuung. Der Anspruch umfasst jeweils acht Stunden von Montag bis Freitag. In den folgenden Schuljahren wird dieser Anspruch schrittweise auf Klasse?2, 3 und schließlich auf Klasse?4 ausgeweitet, sodass ab dem Schuljahr 2029/2030 alle Grundschulkinder diesen Anspruch haben werden, der im »Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter« festgeschrieben ist. Was damit auf die Uhlandschule Wannweil zukommt, war jetzt Thema im Gemeinderat.
»Wir kommen aus einer starken Vergangenheit«
»Wir kommen aus einer starken Vergangenheit«, so Bürgermeister Dr. Christian Majer gleich zu Beginn, »und wir wollen mehr als nur das Gesetz erfüllen.« Der am 21. Mai 1993 gegründete Fördervereins hat in diesem Bereich Pionierarbeit geleistet. Anfang der Neunzigerjahre sprachen nur wenige über Kernzeitbetreuung. Jetzt, gut dreißig Jahre später, haben alle Kinder, die zur Ganztagesbetreuung angemeldet wurden, einen Platz bekommen, macht Schulleiterin Katharina Falkenburger deutlich. Was den Verwaltungs-Chef natürlich freut, der die Organisation, die in der Uhlandschule wie am Schnürchen läuft und Früchte trägt, lobt. Ganz aktuell ist er froh, dass es kürzlich endlich gelungen ist, Leute für die Betreuung am Dienstag- und Donnerstagmittag von 12.25 bis 13.30 Uhr zu gewinnen, um diese letzte kleine Lücke zu schließen.
Um dem Ganztagesanspruch näher zu kommen, führen viele Kommunen eine »verpflichtende Ganztagsschule« ein. Das bedeutet, dass alle Schüler an mehreren Tagen in der Woche verbindlich auch am Nachmittag Unterricht oder schulische Angebote haben. Die Uhlandschule Wannweil ist durch Schulerlass von 2009 eine »Ganztagsschule in Wahlform«. Das heißt: Eltern entscheiden, ob ihr Kind am Ganztagesangebot teilnehmen soll oder nicht. Wenn sie angemeldet sind, müssen sie - und können während des Schuljahrs auch nur in Ausnahmefällen »aussteigen«.
In der Uhlandschule kann man zwischen der »Ganztagsschule mit Schulpflicht« und dem »Unterricht mit Schulpflicht« wählen. In der Ganztagsschule läuft der Unterricht von Montag bis Freitag nach Stundenplan, dienstags, mittwochs und donnerstags ist Schulpflicht von 8 bis 15 Uhr. Vor dem Unterricht betreuen zwei Personen, die bei der Gemeinde angestellt sind, von 7 bis 8 Uhr 17 Kinder. Nach dem Unterricht betreut eine ebenfalls bei der Gemeinde angestellte Person von Montag bis Donnerstag von 15 bis 16 Uhr zehn Kinder. Für Freitagnachmittag gibt's bisher keine Anmeldungen. »Das könnte aber angeboten werden, wenn bei den Familien Bedarf wäre«, sagt die Schulleiterin.
»Wir wollen das Jahr vor dem Ganztagesanspruch nutzen, um Erfahrungen zu sammeln«
Von den 235 Kindern nutzen 106 die Schulkindbetreuung von Dienstag bis Donnerstag - also 45 Prozent. Was bringt dann der Gesetzesanspruch im nächsten Schuljahr nach Wannweil? »Ich glaube nicht, dass sich was ändert«, denkt die Schulleiterin, »ich gehe davon aus, dass wieder rund 110 Kinder in der Schulkindbetreuung sein werden.« Selbst wenn noch einige Eltern mehr die Schulkindbetreuung nutzen sollten: Sie geht von maximal 60 Prozent aus. Das schafft die Uhlandschule.
»Ich würde an der Schulkindbetreuung den drei Tagen und dem Schluss um 15 Uhr festhalten«, sagt Katharina Falkenburger, »das bietet den Familien mehr Flexibilität.« Ein weiteres Argument für den Schluss um 15 Uhr: »Wenn's bis 16 Uhr geht, ist das für Erstklässler schon ein sehr langer Tag.«
»Wir wollen es möglichst erträglich machen, aber auch irgendwie kostendeckend«
»Ich bin einigermaßen fasziniert«, zollt CDU-Rat Christian Herrmann seinen Respekt dafür, wie es in der Uhlandschule läuft, »bei mir ging man morgens hin und mittags heim.« Sein Vater Erich stimmt in das Lob für die vielschichtige Organisation ein: »Wir können entspannt auf das blicken, was 2026/27 kommt«, so der Fraktionsvorsitzende, »das ist auch ein Verdienst des Fördervereins unter Volker Steinmaier - davon profitieren wir jetzt.«
Schon in der Bürgerfragestunde hatte die Elternbeiratsvorsitzende Kamilla Streit wissen wollen, ob es Entlastungen für Alleinerziehende oder Familien gibt, die in prekären Verhältnissen leben. »Wir wollen das Jahr vor dem Ganztagesanspruch nutzen, um Erfahrungen zu sammeln«, sagte der Bürgermeister dazu. Angestrebt sei ein Gebührenmodell ähnlich wie in den Kindergärten. »Wir wollen es möglichst erträglich machen«, so Christian Majer, »aber auch irgendwie kostendeckend.« (GEA)

