WANNWEIL. Sie wussten am Abend sicher, was sie geschafft hatten. Rund ein Dutzend Mitglieder der Freien Liste von Wannweil pflanzten am vergangenen Wochenende 550 Bäume im Privatwald von Helmut Bader. Es war eine Aktion mit Blick auf den Klimawandel. Gepflanzt wurden Baumsorten, »die es hier noch gar nicht gibt« und die laut Bader resistenter sind, wenn es heiß und trocken im Sommer wird.
Vorher standen auf der Waldfläche Fichten. Doch die waren gefährdet. In der Nähe habe sich schon der Borkenkäfer eingenistet, erzählt Bader. Und der Käfer liebt Fichten. Aber Bader wollte dem Schädling keine Futterstelle überlassen. Deshalb wurden die Fichten gefällt, mit der Idee, in Zeiten des Klimawandels, jetzt etwas für die Zukunft des Waldes zu tun.
Tulpenbäume und Kastanien
So standen auf der Pflanzliste beispielsweise Tulpenbäume, Libanonzedern, Baumhasel, Kastanien, Kirsch- oder Walnussbäume. »Wir pflanzen auch 25 Mammutbäume«, erklärte Bader, »alles schön gemischt«. Ob das alles so aufgeht, wie sich dies das Team der FreienListe vorstellt, »das sehen dann meine Urenkel in 100 Jahren«.
»Wir wollen jetzt was tun«, betont auch Baders Fraktionskollege Ulrich Joos. »Die einen blockieren die Hauptstraße, wir pflanzen 550 Bäume. So tun wir alle etwas gegen den CO2-Ausstoß.« Joos spielte mit der Bemerkung und mit einem Lächeln im Gesicht auf eine frühere Aktion von Umweltschützern in Wannweil an. Was die bessere Aktion sei, »dürfen dann die Leute entscheiden«.
Vorbild Schwarzwald
»Wir sind halt die Fleißigen«, merkte Bader mit ironischem Unterton an. Die Leute von der Freien Liste wollten eben »nicht nur schwätzen, sondern auch schaffen.« Bader hatte sich im Schwarzwald auf einem Waldbauernhof kundig gemacht. »Die leben dort seit Generationen vom Wald«, berichtete Bader, »die blicken es besser, welche Bäume man jetzt anpflanzen sollte.«
Bader kritisierte, dass in vielen Privatwäldern nichts geschehe. Die gehörten oft einer Erbengemeinschaft, »da kümmert sich keiner um den Wald.« Das wollte er bei sich eben nicht so. Ein Vollernter habe dann »hier die Bäume umgemacht«. Das Holz hat Bader bereits verkauft. In einer Baumschule bei Riedlingen besorgte er die Setzlinge. Alles bezahlt die Freie Liste aus eigener Tasche, »da wird bald noch eine große Rechnung kommen«.
Plastik wird recycelt
Vormittags gegen zehn Uhr trafen sich alle Helfer vor Ort im Wald zwischen Jettenburg und Wannweil. Die Setzlinge warteten in Reih und Glied auf einem Anhänger am Wegrand, bis ihre Pflanzstunde gekommen war. Dann wurden sie aus dem Hänger herausgenommen und schön verteilt auf dem großen Hang in den Boden gesetzt, geschützt mit einer Plastikhülle gegen den Wildverbiss.
Die Hüllen werden in ein paar Jahren entsorgt. »Sie werden recycelt«, verbessert Joos schnell, »ich habe Erfahrung damit, ich weiß, wie man das macht.«
Bader und sein Team hätten sich gefreut, wenn noch mehr außerhalb der Freien Liste mitgeholfen hätten, vor allem auch bei der Finanzierung der Setzlinge. So schulterten sie die Arbeit an diesem Tag allein, rund sieben Stunden lang, »mit kleinen Ruhepausen zwischendrin für den Rücken«. (GEA)