METZINGEN. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass Metzingen mit seiner Outletcity im Herzen der Stadt heute weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Zudem hat er wesentlich zur Rettung und Weiterentwicklung der Sieben Keltern beigetragen. Am Mittwochabend verlieh Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh dem ehemaligen Baubürgermeister der Stadt, Walter Veit, die Ehrenbürgerwürde.
»Sie haben die Geschichte Metzingens in den letzten Jahrzehnten nicht nur mitgeschrieben, sondern entscheidend geprägt«, so Haberstroh in ihrer Laudatio. Metzingen verbinde heute Tradition und Moderne in idealer Weise. Mit der Verbindung von internationalem Flair mit dörflicher und städtischer Idylle habe die Stadt ein Alleinstellungsmerkmal erzielt. »Und dieses Alleinstellungsmerkmal trägt auch Ihren Namen, Herr Veit«, erklärte Haberstroh.
Schlitzohr und Stratege
Walter Veit sei bei allen Verhandlungen immer ein »ausgezeichneter Stratege« und »vielleicht auch ein Schlitzohr« gewesen. Genau diese Kombination »ist Teil seines Erfolges«. Haberstroh hatte bei diesem Punkt auch eine Anekdote parat, einen Satz, der typisch für den Baubürgermeister damals gewesen ist.
Wenn Veit in Verhandlungen und Gesprächen gespürt habe, dass er gerade nicht weiterkomme oder sich mit seiner Meinung nicht durchsetzen könne, sei sein legendärer Satz gekommen: »Das lassen wir jetzt mal so stehen«. Dies sei ein Spruch »mit gefühlter Leichtigkeit«, aber auch »nie ohne Hintergedanken« gewesen, vermutete Haberstroh.
Die Menschen und Unternehmen in Metzingen hätten Walter Veit viel zu verdanken. Die Oberbürgermeisterin nannte einige Punkte, für die der neue Ehrenbürger der Stadt in seiner Zeit als Baubürgermeister maßgeblich verantwortlich zeichnete. Da sei zum einen die Tatsache, dass die Outletcity heute im Herzen der Stadt liege und nicht draußen auf der grünen Wiese. Weiter habe Veit die Sanierung des Stadtzentrums und die Neugestaltung von Straßen, Plätzen und Gebäuden vorangetrieben.
Die Sieben Keltern - eine Herzensangelegenheit
Zudem habe er die Weichen gestellt »für eine zukunftsweisende Verkehrsplanung mit der Umsetzung des Tangentensystems« und der schallschützenden Bebauung am Korrenbach. Er habe außerdem nachhaltig neue Wohn- und Gewerbegebiete, wie Amtäcker-Brühl und Längenfeld, geprägt.
Auch die Sieben Keltern seien für Veit »nicht nur ein berufliches Projekt, sondern eine Herzensangelegenheit« gewesen. So habe Veit zum Beispiel »gemeinsam mit dem Förderkreis Metzinger Keltern die Inneneinrichtung des Weinbaumuseums, das 1979 eröffnet wurde, entworfen«, hob Haberstroh hervor. Die Verdienste Veits für Metzingen seien herausragend, die Ehrenbürgerwürde deshalb nun auch eine »mehr als verdiente Anerkennung.«
Doch nicht nur die Oberbürgermeisterin überhäufte Veit mit viel Lob. Für Wolfgang Bauer, der inzwischen im Aufsichtsrat der Outletcity sitzt, war Veit ein »Glücksfall«. Der ehemalige Baubürgermeister habe für eine Aufbruchsstimmung in der Stadt und mit seinen städtebaulichen Visionen durchaus damals auch für Aufruhr gesorgt.
Harte Nüsse geknackt
Bei der Schaffung der Outletcity seien in der Grundstücksfrage »harte Nüsse zu knacken« gewesen. Auch bei schwierigen Fällen, die andere wahrscheinlich als unlösbar angesehen hätten, habe Veit nie aufgehört zu verhandeln. Er sei ein »unbeirrbarer Verhandler« mit der Devise, »das muss für beide Seiten passen«, gewesen, sagte Bauer.
Veit habe nicht nur die Stadt, sondern auch die Stadtkultur verändert. Früher habe kein einziger Fabrikverkaufskunde den Weg Richtung Innenstadt gefunden. Heute flanierten die Menschen durch die Straßen der Innenstadt und »trinken ihren Cappuccino auf dem Rathausplatz«. Veit habe »uns alle immer mit seiner optimistischen und positiven Art angesteckt«.
»Walter Veit war ein Schaffer mit hoher Kompetenz«, erklärte auch Friedrich Lemmer vom Förderkreis Metzinger Keltern. Veit habe den Weinbau und den Tourismus in Metzingen nachhaltig verändert. Beim Förderkreis sei er ein verlässlicher Lenker und Akteur und erfolgreich beim Sammeln von Spenden gewesen. Lemmer überreichte Veit eine symbolische Stele, die auf eine »Veit-Rebe« hinweist.
Walter Veits Biografie
Walter Veit wurde 1944 in Metzingen geboren. In Reutlingen erwarb er 1963 am Johannes-Kepler-Gymnasium das Abitur. Anschließend studierte Veit Architektur und Städtebau an der Universität Stuttgart. Nach seinem Diplom 1970 war er verantwortlicher Projektleiter im Planungsbüro Kilpper + Partner und entwickelte ab 1973 den Kilpper-Plan, der über viele Jahre die Grundlage für die Sanierung des Metzinger Stadtzentrums bildete. 1990 wurde Veit Baubürgermeister in Metzingen. Dieses Amt hatte er 16 Jahre inne, ehe er 2006 in Ruhestand ging. (vit)
Veit selbst ließ zum Abschluss der Verleihung noch einmal seine Zeit als Baubürgermeister der Stadt Revue passieren. Ganz wichtig sei für ihn gewesen, dass es damals kein Einkaufszentrum mit einer Outletcity auf der grünen Wiese gegeben habe. Diese Planung sei seinerzeit im Gemeinderat mit nur einer Stimme Mehrheit abgelehnt worden – »dies war wegweisend für die Stadtentwicklung«.
Ebenso sei bedeutend gewesen, dass die Metzinger Keltern »vor dem Abriss bewahrt werden konnten«. Heute besitze Metzingen mit den Stadtteilen insgesamt elf Keltern und spiele damit eine bereichernde Rolle im Biosphärengebiet. Für alle Anwesenden hatte Veit ein Geschenk dabei, das Buch »Wege zum Wein« des Förderkreises Metzinger Keltern. Dieses Buch konnten auch die Mitglieder des Streicherensembles der Metzinger Musikschule mit nach Hause nehmen, die für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung am Mittwochabend im Rathaus gesorgt hatten. (GEA)