WALDDORFHÄSLACH. Die Gemeinde Walddorfhäslach und das Investorenehepaar Robert und Elisabeth Straub sind Anfang Juli mit einem der zehn Innovationspreise »Denkmal - Energie - Zukunft« des baden-württembergischen Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen ausgezeichnet worden. Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger nahm den Preis in der Phoenixhalle des Römerkastells in Stuttgart entgegen. Der Preis ist zum ersten Mal verliehen worden und würdigt herausragende Energielösungen für Kulturdenkmale, teilt das Ministerium mit. Es gehe darum, wie sich Kulturdenkmale energieeffizient sanieren lassen und wie der Einsatz erneuerbarer Energien dabei gelingen könne.
Preiswürdig sei nach Auskunft der Jury, dass die Energiebedarfe der historischen Gebäude verringert werden konnten, indem die Gebäudehülle energetisch ertüchtigt wurde. Hinzu komme, dass eine anspruchsvolle technische Infrastruktur in öffentlich-privater Partnerschaft umgesetzt wurde für die Wärmeversorgung von kulturellen und öffentlichen Einrichtungen. Diese erfolge durch Erdsonden unter der Tiefgarage, Wärmepumpen mit Strom aus Photovoltaik-Anlagen auf dem Neubau und Niedertemperatur-Heizsystemen.
Gemeinde hat 2014 Bauernhof gekauft
In Walddorfhäslach zeichnete die Jury die neue Ortsmitte Walddorfhäslach als Ensemble aus restaurierten und denkmalgeschützten Gebäuden samt einem Neubau aus. Die Gemeinde hatte den früheren Schweinemastbetrieb mit Molkerei und Nebengebäuden im Jahr 2014 kaufen können. Das Landwirtschaftsgebäude selbst hat die Gemeinde dann an das Investorenehepaar Straub für eine umfangreiche Sanierung unter Auflagen verkauft, teilt Bürgermeisterin Höflinger auf GEA-Anfrage mit. Auflagen seien etwa die dauerhafte Vermietung an die örtliche Arztpraxis und ein Wiederkaufsrecht der Gemeinde gewesen. »Aufgrund der sehr umfangreichen, hohen und teilweise in kürzester Zeit zu tätigenden Investitionssummen für die Gemeinde, nämlich rund 25 Millionen Euro vor Abzug der Förderung, wurde diese einzige Gebäudeveräußerung vorgenommen«, erklärt Höflinger.
Die Ministerin Nicole Razavi sagte bei der Preisverleihung allgemein: »Denkmalschutz ist auch Klimaschutz: Die ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie verantwortungsvolle Denkmalpflege und klimafreundliche Energieversorgung Hand in Hand gehen können.« Der Preis würdige Projekte, die zeigten, wie Denkmale ganzheitlich und nachhaltig in die Zukunft geführt werden könnten. »Sie sind Mutmacher und Vorbilder und werden hoffentlich viele Nachahmer finden.«
Moderner Städtebau mit Denkmalschutz
Bürgermeisterin Höflinger nahm den Innovationspreis von der Ministerin Razavi entgegen und teilte dem GEA mit, dass »die Ortskernsanierung ein sehr gutes Projektbeispiel für eine nachhaltige und ressourcenschonende Innenentwicklung ist, im Rahmen welcher eine umfassende Sanierung und Modernisierung denkmalgeschützter und stark baufälliger Gebäude durchgeführt, der dörfliche Charakter hierdurch bewahrt und zugleich moderner Städtebau mit ortsbildprägendem Denkmalschutz kombiniert und vereint werden konnte«.
Die Gemeinde hat bereits 2024 von der Bauministerin Razavi eine Anerkennung des Staatspreises Baukultur in der Kategorie Städtebau und Stadtentwicklung bekommen. Die Jury hatte die Auszeichnung damit begründet, dass die Gemeinde Walddorfhäslach den Ortskern in Walddorf umstrukturiert hat, indem sie die Verkehrsführung neu geordnet hat. »Neue öffentliche Nutzungen in den denkmalgeschützten Gebäuden beleben die neue Mitte, neue Wohngebäude schließen eine städtebauliche Lücke«, hieß es 2024 in der Begründung der Jury. (GEA)
Die innovativsten Projekte des Preises Denkmal - Energie - Zukunft
Eine unabhängige Jury hat aus 28 eingereichten Bewerbungen die zehn innovativsten Projekte ausgewählt. Die vier Hauptpreise sind mit jeweils 12.500 Euro und die weiteren Preise mit je 8.000 Euro dotiert. Die vier Hauptpreise gehen die Stadt Freiburg im Breisgau für das Stubenareal St. Georgen, die Bürgerstiftung Karlsdorf-Neuthard für die Zehntscheuer Karlsdorf-Neuthard, die Stadt Schorndorf für die Fuchshofschule und Ann-Kathrin und Markus Herr für die Klosterscheune in Tübingen-Bebenhausen.
Die Jury hat weitere sechs Projekte ausgezeichnet. Darunter sind neben der Gemeinde Walddorfhäslach und Robert und Elisabeth Straub noch Anja Schröck und Jan Keinath für eine Doppelscheune in Tübingen-Derendingen. (mak)

