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Vernetzung von Walddorfhäslacher Biotopen soll Lebensräume für Vögel stärken

Nürtinger Landschaftsplaner liefern Walddorfhäslach Vorschläge für freiwillige Naturschutzmaßnahmen. Ohne die Landwirte geht es aber nicht.

Feldlerchen sind selten geworden. Die Vögel finden kaum noch Felder, wo sie brüten können. Das soll sich in Walddorfhäslach ände
Feldlerchen sind selten geworden. Die Vögel finden kaum noch Felder, wo sie brüten können. Das soll sich in Walddorfhäslach ändern. Foto: Manfred Delpho/dpa
Feldlerchen sind selten geworden. Die Vögel finden kaum noch Felder, wo sie brüten können. Das soll sich in Walddorfhäslach ändern.
Foto: Manfred Delpho/dpa

WALDDORFHÄSLACH. Durch die Zersiedelung der Landschaft verlieren immer mehr Tierarten ihre Lebensräume. Die Gemeinde Walddorfhäslach will dieser Entwicklung auf ihrem Gebiet entgegenwirken. Sie beauftragte deshalb das Nürtinger Büro für Landschaftsplanung und Naturschutz »StadtLandFluss«, Karten zu erstellen und Maßnahmen zu entwickeln, wie man Biotope besser miteinander vernetzen kann. Nun liegen die ersten Ergebnisse vor.

Warum ist eine solche Vernetzung überhaupt sinnvoll? Die Antwort liefert Prof. Dr. Christian Küpfer von »StadtLandFluss«: »Wenn man Lebensräume miteinander verbindet, können Tiere wandern.« Und diese Möglichkeit sei wichtig, denn nur so könne man beispielsweise Inzuchtprobleme bei Tierarten verhindern.

Fördergelder für Landwirte

Eine Vernetzung der Biotope werde durch das Land gefördert, mit dem Ziel, dass bis 2030 rund 15 Prozent des Offenlandes in Baden-Württemberg zu einem Biotopverbund gehören. Dies könne aber nur gelingen, wenn sich die Landwirtschaft auf freiwilliger Basis daran beteilige, erklärt Küpfer und: »Es müssen sinnvolle Maßnahmen sein, die die Bürger verstehen.« Was dabei helfen könnte: Die Landwirte könnten, so Küpfer, von Naturschutzmaßnahmen wirtschaftlich profitieren, weil es Fördergelder dafür gäbe. »Man kann durch Umweltschutz auch Geld verdienen«.

Seit 2022 sammelte das Nürtinger Büro jede Menge Daten für eine Biotopverbundplanung auf Walddorfhäslacher Freiflächen. Ziel dabei war es, »heimische Arten, Artengemeinschaften und entsprechende Lebensräume nachhaltig zu sichern, zu vernetzen und funktionsfähige, ökologische Synergien in der Landschaft zu bewahren und gegebenenfalls wiederherzustellen«.

Besonderes Augenmerk legten die Planer auf Biotope am Schönbuchrand, auf Freiflächen zwischen Walddorf und Häslach und auf Gebiete im Schaich- und Reichenbachtal. Sie erstellten eine Zielartenliste, auf der unter anderem die Feldlerche, das Rebhuhn, die Gelbbauchunke, Windelschnecken oder zahlreiche Schmetterlinge stehen. Zwei Arten griffen sie besonders heraus, für die bestimmte Maßnahmen von Vorteil wären.

Blühstreifen für die Feldlerche

Um welche Tierarten geht es? Da wäre zuerst der Dunkle Wiesenkopf-Ameisenbläuling, ein Tagfalter. Er braucht den Großen Wiesenkopf als Wirtspflanze. Was könnte man für den optisch sehr schönen Schmetterling tun? Die Vorschläge des Nürtinger Büros: Keine Mahd zwischen Juni und Mitte September, Ausbringen von Samenmaterial des Großen Wiesenkopfes und keine Trockenlegungen.

Zweites Beispiel. Die Feldlerche, ein »Offenlandvogel«. Für sie wäre es wichtig, dass es etwa zehn Meter breite Blühstreifen innerhalb der Agrarlandschaft gebe, so Adrian Wenzelburger vom Nürtinger Büro. Zudem könne die Ansaat von speziellem Saatgut und Mulchschnitt vor Beginn der Vegetationsperiode den Lebensraum des Vogels stärken. Allerdings schränke dies die Bewirtschaftung von bestimmten Gebieten ein, weshalb eine enge Abstimmung mit den Landwirten und der Gemeinde notwendig sei.

Misteln gefährden Streuobstwiesen

Wenzelburger nannte noch weitere Vorschläge für die Verbesserung von Biotopen. So könnte beispielsweise der Häringswiesenbach ökologisch davon profitieren, wenn sein Ufer ausgebuchtet und die Gehölze, die ihn beschatten, ausgelichtet werden würden.

Von Vorteil wäre es auch, wie Wenzelburger meint, wenn das Gelände unterhalb der Freileitungstrasse westlich von Walddorf verbessert werden würde, zum Beispiel durch die Schaffung von vertieften Bodenstellen als temporäre Kleingewässer, durch die Entfernung von Sträuchern und die Auslichtung des Waldrandes. Auch müssten Streuobstbäume von Laubholzmisteln befreit werden, um das Überleben der Bäume zu sicheren. »Das würden wir sehr stark empfehlen, denn wenn man das nicht tut, ist der Obstbaum nach zwei bis drei Jahren hin«, so Küpfer.

Wie geht es weiter? Nachdem die Planung dem Gemeinderat vorgestellt wurde, sollen Anfang Juli auch die zuständigen Behörden, wie die Untere Naturschutzbehörde, den Entwurf in Augenschein nehmen. Danach stehen laut Wenzelburger Überarbeitungen und Korrekturen an. Ende Oktober soll sich der Walddorfhäslacher Gemeinderat erneut mit der Biotopverbundplanung befassen. (GEA)