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Turbojugend Urach feiert 20-jähriges Bestehen

Wild, laut, schräg, anarchisch, feuchtfröhlich: Seit 20 Jahren gibt es die Turbojugend Urach

BAD URACH. »20 Jahre Turbojugend Urach!!! Das heißt 20 Jahre Liebe, Energie, Bier und sehr viel Schweiß!!« So schreibt die Turbojugend Urach auf Instagram. Seit zwei Jahrzehnten gibt es sie also auch in Bad Urach, die Menschen in den wild bestickten Jeansjacken – den Kutten – mit der Lederkappe auf der Rückseite. Turbojugend ist ein weltweiter Fanclub der norwegischen Band Turbonegro. Aktuell soll es von Europa über die USA, bis nach Japan und Neuseeland rund 20.000 Mitglieder in 2.300 Chapters, Ortsgruppen also, geben. Am Samstag, 3. Mai, feiern die Uracher in Tavman’s Musik- und Kulturkeller.

Wer sich das Turbojugend-Logo anschaut und ein bisschen Lokal- und Biergeschichte im Hinterkopf hat, sieht sofort: Olpp. Die 1825 gegründete und 1992 geschlossene Privatbrauerei hatte auf ihren Gläsern, Etiketten, Bierdeckeln und -Filzen die stilisierte Hohenurach-Ruine vor einem roten Himmel. Das daraus abgeleitete Turbojugend-Motiv hat die aus Urach stammende Grafikerin Susanne Wahl entwickelt. Die Brüder Fabian und Markus Schwarz waren davon so begeistert, dass sie sich’s tätowieren haben lassen.

»20 Jahre Liebe, Energie, Bier und sehr viel Schweiß!«

Angefangen hat in Urach alles im Kino in der Ulmer Straße. »Die Forum-Clique«, sagt Fabian Schwarz, »wir waren viel zusammen weg auf Konzerten.« Musik also. Bei der Turbojugend ist es nicht irgendeine, die laut, schnell und wüst ist, sondern ganz konkret: Turobnegro. Die Band aus Oslo spielt eine Mischung aus Heavy Metal, Rock und Punk – Punk’n’Roll also. Die Norweger selber sprechen lieber von »Death Punk«. Musikgeschichtlich nicht ganz korrekt, Hauptsache ein bisschen anders und viel Provokation.

Wer in der Turbojugend ist, hört nicht nur Turbonegro, sondern feiert vor allem auch gern. Exzessiv, völlig unpolitisch, Hauptsache viel Bier und viel Spaß. »Turbojugend is somtimes politically incorrect, often annoying and always drunk – but forever against racism«, steht auf einem Banner, das bei den jährlich stattfindenden Weltturbojugendtagen in Hamburg hängt, »Turbojugend ist manchmal politisch unkorrekt, oft nervig und immer besoffen – aber bis in alle Ewigkeit antirassistisch.«

Natürlich waren die Uracher schon ein paar Mal beim Weltturbojugendtag. Die Uracher: Jonny Cotrolletti, Don P. Romillo, 400 V Lutz, King Kermit, Daddy Cool, Boozed Star Gaidlakktika, Shriner, Mr. KramtASStic, Angry B, und Rod-Jah Kambodscha. Fabian, Markus, Udo und die anderen sprechen sich mit ihren echten (Spitz-)Namen an, wer in der Turbojugend ist, hat aber einen ordentlichen Warrior-Name. Der steht vorne auf der Kutte, hinten der Name des Chapters – in diesem Fall »Turbojugend Urach«.

Auch wenn’s kein eingetragener Verein ist: In der Turbojugend gibt es Regeln: Alle 77 Tage muss ein Fest gefeiert werden, und die Kutte darf niemals gewaschen werden. Weil die Turbojugend ein so wunderbar anarchischer Haufen ist, ist das alles nicht in Stein gemeißelt. Spätestens, wenn eine Kutte droht, Füße zu kriegen, darf sie auch mal Bekanntschaft mit ein bisschen Wasser und Seife machen. Eines muss aber sein: Jedes Chapter hat einen Präsidenten. In Urach King Kermit. Alle anderen sind: Vizepräsidenten.

»Turbojugend ist so was wie Pfadfinder für Große«

»Wir waren schon viel zusammen unterwegs«, sagt Don P. Romillo. Turbonegro hat der 40-Jährige sicher schon 10 bis 15 Mal gesehen. Wobei man auch dabei sein kann, wenn man die durchgeknallten Norweger noch nicht gesehen hat. Wer ein Grundverständnis für die Musik und den Lifestyle hat, wer gern mit anderen Party macht und gern unterwegs ist, hat gute Chancen, in einem Chapter aufgenommen zu werden. Auf einer Reise hat Don P. Romillos Kutte am Flughafen-Scanner wild gepiepst. Fabian erklärte dem Security-Mann die vielen Aufnäher und die vielen Buttons. Und schob eine einleuchtende Erklärung nach: »Turbojugend ist so was wie Pfadfinder für Große.«

Gefeiert wird das Zwanzigjährige am 3. Mai im Keller des ehemaligen Uracher Bahnhofs. Vor einem Jahr haben sechs Musikfans den Verein »Tavman’s Musik- und Kulturkeller« gegründet. Einer von ihnen Markus Schwarz alias Jonny Controlletti. Es spielen »5 Farben Scheiße« (Punk aus Hessen), »Christmas« (Punk aus dem Saarland), »Destroy oh Boy« (Punkrock aus den Niederlanden) und »Antares« (Speed/Punkrock aus Italien). Karten im Vorverkauf gibt’s für 18 Euro im »Dr. Bier« gegenüber vom Busbahnhof, an der Abendkasse für 21 Euro. Einlass ist um 19 Uhr, die erste Band gibt ab 20 Uhr Vollgas. (GEA)