DETTINGEN/PLIEZHAUSEN/TÜBINGEN. Das mit dem Double hat nicht geklappt, den Weltmeistertitel in der Kategorie beste heiße Barbecue-Soße vom vergangenen Jahr konnte das Black Forest Barbecue Team nicht verteidigen. Grund, ausgiebig zu jubeln, gab’s in Lynchburg (Tennessee) aber dennoch kann Stephan Schlecht kaum fassen, was das Grillteam aus Deutschland im Land der XXL-Griller geschafft hat: Gemeinsam mit Metzgermeister Marcus Schneider aus Pliezhausen, Heinz und Doris Schaal aus Tübingen Pfrondorf den beiden namensgleichen Kollegen Martin Kohler – der eine aus Freudenstadt, der andere aus Mannheim – erreichten der Dettinger einen sechsten Platz in der Kategorie Brisket. »Wir haben mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass wir hier so gut abschneiden«, meint Stephan Schlecht und strahlt zwei Wochen später immer noch. »Es ist die Königsklasse des Grillens und wir haben jede Menge Amis hinter uns gelassen.«
Brisket – das ist die Rinderbrust. »Bei uns wird sie vielfach als Siedfleisch verwendet, oft mit einer Meerrettichsoße oder kommt in den Gaisburger Marsch«, weiß der Metzger und Küchenmeister. In den USA ist die Rinderbrust dagegen ein hochgeschätztes Grillfleisch, nur Könner können damit umgehen – aber inzwischen auch diejenigen aus Deutschland, wie Schlecht augenzwinkernd meint. Es sei immer ihr Ziel gewesen, in der Masterclass – dem entsprechend zelebrierten Höhepunkt der Grill-WM – mal weiter vorne zu landen: »In den vergangenen Jahren waren wir immer um den 50. Platz herum.«
Fleisch in bester Qualität
Der WM-Titel 2024 habe durchaus motiviert, in den insgesamt sechs Kategorien noch eine Schippe draufzulegen. Ausschlaggebend für den Erfolg sei sicherlich auch die enge Zusammenarbeit mit Ken Duke aus Nashville gewesen: Seit einigen Jahren können Schlecht, Schneider, Schaal und Co. dessen voll ausgestatteten Grillanhänger nutzen und müssen nicht mehr in einem Zelt grillen. Und, was die Deutschen besonders freute: »Er hat uns Fleisch mit einer superklasse Qualität von seinem Metzger besorgt.« Die Jahre davor habe man mit Supermarkt-Ware arbeiten müssen und die sei nicht immer optimal gewesen. Was er dem US-Unterstützer auch hoch anrechnet: »Er hat uns Tipps gegeben, wie wir den Southern Style treffen.«
Bei den Jack-Daniels-World-Championships handelt es sich um ein Einladungsturnier. Die Teams müssen sich über Erfolge bei nationalen oder internationalen Meisterschaften qualifizieren – die Mannschaft rund um Senior Schaal ist seit 2000 dabei. 92 Mannschaften waren dieses Jahr eingeladen, in sechs Kategorien musste in einem eng getakteten Zeitplan abgeliefert werden. »Wir waren Startnummer 92 und ganz hinten auf dem Gelände«, erzählt Schlecht. Die Wege zum Zelt seien entsprechend lang gewesen.
Bekanntheit ist gestiegen
Grillen ist eine Kunst für sich, im Fall des Briskets erst recht: Ein Tag vor dem Wettkampf wird die Rinderschulter mit einer selbst kreierten Gewürzlake injiziert – selbstverständlich unter Beobachtung von Food-Inspektoren. Am Tag der Meisterschaft wird das Fleisch mit Trockengewürzen eingerieben und landet im Smoker. Später wird es in Alufolie gepackt und gart bei 120 Grad für etwa zehn Stunden auf dem Holzkohlegrill – die Gasvariante ist Tabu. Jede Menge Fingerspitzengefühl und Erfahrung, aber auch Glück brauche man laut Schlecht für das perfekte Brisket. Den internationalen Juroren hat’s wohl gefallen und geschmeckt, was die Deutschen vorgelegt haben – auf den sechsten Platz sei man sehr stolz.
Der Sieg bei den Barbecue-Soßen sei wichtig gewesen, doch erst durch den sechsten Platz beim Brisket sei der Bekanntheitsgrad des Black Forest Barbecue Teams so richtig gestiegen – man habe sich einen Namen geschaffen: »Man wird ganz anders respektiert.« (GEA)


