METZINGEN. Das Problem ist nicht neu, und es ist kein spezifisches Metzinger Problem: Die massive Ausbreitung von Tauben in der Stadt – nicht zuletzt auf öffentlichen Plätzen, aber auch in Wohngebieten. Zwar gilt die These von den Tauben als »Ratten der Lüfte«, die Krankheiten übertragen als widerlegt, dennoch ist ihr Anblick, vor allem da sie meist in größeren Schwärmen auftreten, oft alles andere als appetitlich: Ihre Gefieder sind staubig, verklebt. Ihre Population wächst, denn sie finden hier Futter. »Nahrung bekommen sie hier entweder durch aktives Füttern, durch Abfälle von Restaurants, Schulhöfen, Märkten, Nahrungsresten oder dem was die Menschen auf die Straße werfen. Zudem haben sie in der Stadt kaum natürliche Feinde«, sagt Denise Goller von der Stadtverwaltung.
In einem ersten Schritt, so Goller im Gemeinderat, sei es sinnvoll eine fachkundige Erhebung des Ausgangszustands durch einen Experten feststellen zu lassen. Dabei soll ihren Worten zufolge die Zahl der Schwärme, die Brutmöglichkeiten, das Futterangebot und lokale Brennpunkte ermittelt werden. Da Fachleute davon sprechen, dass »der Schlag zum Schwarm kommt«, gilt es laut Denise Goller das Taubenhaus neben der Eisenbahnbrücke am Bahnhof zu reaktivieren, Überlegungen anzustellen, wo ein zweites errichtet werden soll und die Bevölkerung durch Warnschilder auf das bereits seit 2018 bestehende Taubenfütterungsverbot hinzuweisen.
Verschmutzung durch Taubenkot
In den Taubenhäusern, so Goller, müssten die Tauben gefüttert werden, und es müsse sauber sein. Um die Population auf tierschutzgerechte Art und Weise regulieren zu können sei es notwendig, dass die Eier durch Gips-, Ton- oder Kunststoffeier ausgetauscht werden. Im Jahr 1999 wurde laut Denise Goller im Dachgeschoss der Schönbeinstraße 20 ein Taubenschlag betrieben.
Da der Eigentümer damals beabsichtigte, sein Haus abzubrechen musste eine neue Lösung gefunden werden. Schon hier habe sich gezeigt, dass eine Verschmutzung durch Taubenkot deutlich reduziert werden konnte. In drei Jahren konnten rund 2.000 Taubeneier ausgetauscht und so die Population eingedämmt werden. Jahrelang wurde dann ehrenamtlich das Taubenhaus an der Eisenbahnbrücke betreut.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat Georg Bräuchle befürwortete, dass eine Bestandsaufnahme stattfinden und ein Konzept erarbeitet werden soll. Er befürchtet aber, dass bis zu einer Umsetzung im Jahr 2026 noch fünf bis sechs Taubenjahrgänge brüten und die Population weiter steigen wird.
Seiner Meinung nach muss zweigleisig verfahren werden: Ein Konzept müsse her, aber er sprach sich dafür aus, dass das bestehende Taubenhaus an der Eisenbahnbrücke schnellstmöglich reaktiviert werde, und die Hinweisschilder auf das Verbot des Taubenfütterns schon jetzt aufgestellt würden.
Robert Schmid von den Freien Wählern stimmte dem Kollegen zu: »Wir haben ein massives Problem, das wir schnell angehen müssen.« Im Ehrenamt sei dies aber nicht zu lösen, »wir brauchen professionelle Hilfe.«
Klaus Rümmelin (Grüne) sprach sich für eine kurzfristige Abhilfe durch die Bauhofmitarbeiter aus, die die Eier aus dem Taubenhaus entfernen könnten.
Gesundheitsgefährdung besteht
FWV-Chef Stefan Köhler riet dringend davon ab. "Da drin ist es ekelhaft, es herrscht ein beißender Geruch, das ist weder den Mitarbeitern des Bauhofes noch ehrenamtlichen Helfern zuzumuten. Es besteht eine hohe Gesundheitsgefährdung. Er sprach sich dafür aus, dies an eine Fachkraft zu vergeben.
»Es ist nicht einfach einen solchen Partner zu finden«, betonte Bürgermeister Patrick Hubertz, »aber es läuft auf einen Profi hinaus.« Man sei mit anderen Kommunen im Gespräch. Die Kosten für einen zertifizierten Partner belaufen sich auf rund 30.000 Euro jährlich.
Albrecht Gaiser, Chef des Ordnungsamts sprach sich ebenfalls für eine Reinigung der Taubenhäuser durch Fachkräfte aus und gab zu bedenken, dass das Ahnden des Fütterungsverbots schwierig werden könnte. Auch weil es keine Handhabe gebe, wenn jemand Tauben auf seinem Privatgrundstück füttere. Außerdem sei feststellbar, dass immer wieder Bürger frühmorgens Futter für Tauben auf öffentlichen Plätzen ausbringen würden.
Am Ende der Diskussion entschied sich das Gremium einstimmig für eine grundlegende Erhebung des Taubenbestandes und das Entwickeln eines Konzepts, aber gleichzeitig sollen Taubenfütterungsverbotsschilder an öffentlichen Plätzen aufgestellt und das Taubenhaus im Frühjahr in Betrieb genommen werden. (GEA)