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Aktuell Landgericht

Stieftochter in Metzingen vielfach sexuell missbraucht?

Vor Gericht bestritt der 54-jährige Angeklagte, der früher mit seiner Familie in Metzingen lebte, sämtliche Vorwürfe. Verteidiger benennt neue Zeugen.

Schwere Vorwürfe gegen Familienvater aus Metzingen. Vor Gericht bestritt der 54-jährige Angeklagte aber, seine Stieftochter miss
Schwere Vorwürfe gegen Familienvater aus Metzingen. Vor Gericht bestritt der 54-jährige Angeklagte aber, seine Stieftochter missbraucht zu haben. Foto: Arne Dedert/dpa
Schwere Vorwürfe gegen Familienvater aus Metzingen. Vor Gericht bestritt der 54-jährige Angeklagte aber, seine Stieftochter missbraucht zu haben.
Foto: Arne Dedert/dpa

METZINGEN. Ein 54-jähriger Mann, der vor rund zehn Jahren mit seiner Familie in Metzingen wohnte, soll im Zeitraum von 2010 bis 2012 seine Stieftochter vielfach schwer missbraucht haben. Das 2002 geborene Kind stammt aus einer früheren Beziehung seiner Ehefrau. Der 54-Jährige muss sich wegen dieser Vorwürfe seit Mittwoch vor der 1. Großen Strafkammer des Tübinger Landgerichts verantworten. Er bestritt gestern vor Gericht alle Anklagepunkte.

Nach den ersten Aussagen des 54-Jährigen im Prozess vor dem Tübinger Landgericht gab es »keine Übergriffe damals«. Über seinen Anwalt Michael Erath ließ er erklären, dass er die vorgeworfenen Taten nicht begangen habe. Er selbst nahm anschließend sehr ausführlich zu seiner Ehe mit der aus Kamerun stammenden Frau Stellung.

Heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Familie

Er hatte die Frau 2006 kennengelernt und zuerst eine »Fernbeziehung« mit ihr unterhalten. Mit der Ehe habe er der Frau auch einen Aufenthaltstitel in Deutschland ermöglicht. Das Verhältnis zwischen seiner Frau und deren Tochter sei in der Zeit oft sehr angespannt gewesen. Es habe auch Schläge gegeben, so der Angeklagte.

Aber auch im Verhältnis mit seiner Ehefrau habe es immer wieder Probleme gegeben. Auseinandersetzungen seien eskaliert. Trotzdem habe er die Frau finanziell unterstützt. Nachdem die Beziehung seiner Ansicht nach auseinander gegangen sei, habe er eine andere Frau kennengelernt, mit der er heute zusammenlebe.

Als dies damals seine Frau erfahren habe, habe sie ihm gesagt, dass sie ihn fertig machen wolle, erklärte der Angeklagte gestern vor Gericht. Auch das Wort »Kinderschänder« sei in diesem Zusammenhang gefallen. Der 54-Jährige vorwurfsvoll: »Die Frau ist einfach nur böse.«

Mutmaßlicher Missbrauch auf dem Sofa im Wohnzimmer

Nach diesen Auseinandersetzungen damals habe er seine Frau, die nach seinen Worten inzwischen auch einen neuen Partner hat, aufgefordert, sein Haus zu verlassen. Sie sei auch gegangen, so der Angeklagte, habe aber alles mitgenommen und »außer Sperrmüll nichts zurück gelassen«.

Mit seiner ausführlichen Stellungnahme versuchte er, die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zu entkräften. Er wollte damit unter anderem auch belegen, dass er gar nicht Zeit und Gelegenheit gehabt habe, die Stieftochter zu missbrauchen. Dies wie auch das schlechte Verhältnis innerhalb er Familie sollen nun auch eine Reihe von neuen Zeugen, die der Verteidiger aufgelistet hat, bestätigen.

Die Vorwürfe gegen den 54-Jährigen wiegen indes schwer. Laut Oberstaatsanwältin Rotraud Hölscher begann der mutmaßliche Missbrauch des Angeklagten im Frühjahr 2010. Der erste Vorfall: Der 54-Jährige soll das Mädchen im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzend gestreichelt und in die Unterhose gefasst haben.

Im Gerichtssaal

Gericht: Armin Ernst (Vorsitzender Richter), Julia Merkle. Schöffen: Christoph Beck, Barbara Keppler. Staatsanwaltschaft: Rotraud Hölscher. Verteidiger: Michael Erath. Nebenklagevertreterin: Marie-Luise Dumoulins.

In den Monaten danach habe der Angeklagte das Mädchen regelmäßig missbraucht, so Hölscher weiter. Diese sexuellen Übergriffe seien meist frühmorgens oder zu Zeiten, in denen die Mutter nicht zuhause gewesen sei, geschehen. In der Anklageschrift ist auch von Geschlechts- und Oralverkehr die Rede. Die Übergriffe hätten erst geendet, als es einen heftigen Streit zwischen dem Angeklagten und der Mutter gegeben habe.

Als die mutmaßlichen Missbrauchsvorwürfe bekannt wurden, vernahm nach der Polizei auch ein Tübinger Richter die junge Frau. Von dieser Vernehmung gibt es eine Videoaufzeichnung. Diese spielte das Gericht gestern ab. Allerdings wurde vorher auf Antrag von Nebenklagevertreterin Marie-Luise Dumoulins die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Am nächsten Verhandlungstag soll die Mutter des mutmaßlichen Opfers vor Gericht aussagen. Auch die Schwester der jungen Frau wird gehört. Der Prozess wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt. (GEA)