HÜLBEN. Im neuen TV-Format von RTL »Raue - der Restaurantretter« versucht der Zwei-Sterne-Koch Tim Raue Lokale vor dem Aus zu retten. In der ersten Folge der ersten Staffel ist er zu Besuch bei Marion und Edwin Bosler in der »Stadiongaststätte« Hülben. Die beiden stehen kurz vor der Schließung. »Es läuft irgendwas gewaltig falsch«, sagt Raue schon im Vorspann der Folge. Als er und seine Ehefrau Katharina Raue die Sportgaststätte betreten, ahnen sie schon, dass viel Arbeit auf sie zukommen wird. Was dem Paar beim Betreten nämlich sofort auffällt: Die Tische in der Gaststube sind fast alle unbesetzt. Und: Eine Begrüßung der beiden Neuankömmlinge und vermeintlichen Retter bleibt gänzlich aus. Im Gegensatz, der Gastherr Edwin Bosler verschwindet sofort in der Küche, während die Raues Platz nehmen. »Das wirkt einfach sehr leidenschaftslos. Ich hatte irgendwie nicht das Gefühl, willkommen zu sein«, sagt Tim Raue.
Eigentlich bezeichnet sich Raue als »Restaurantretter«. Dass er sich in der ersten Folge der Sendung um eine Gaststätte kümmern möchte, passt nicht ganz in das Konzept. Doch schnell wird klar, warum der Sternekoch dem Hilferuf der Hülbener gefolgt ist: Er hatte seinen ersten Job in einer Gaststätte in einem Tennisclub und erinnert sich scheinbar gerne an die Zeit und seinen Beginn in der Gastronomie zurück. Nach einem verspäteten Annäherungsversuch seitens des Ehepaares Bosler und der Verköstigung einiger Gerichte kommen sich alle etwas näher. Ohne Ablenkung geht es sofort um die Gründe der bevorstehenden Pleite der »Stadiongaststätte«: die fehlenden Besucher und die dadurch fehlenden Einnahmequelle. Der Gastherr sieht vor allem in dem Standort das Problem: »Außer einigen Wanderern verirren sich nur wenige aus der Region in das Lokal«, sagt er. Tim Raue drückt das ganze etwas direkter aus: »Das Lokal ist nicht nur am Arsch der Welt, sondern noch mal ein Stück dahinter. Hier muss man wirklich rauskommen wollen. Hier verirrt sich keiner hin.« Und auch das Essen scheint ein Grund für das Ausbleiben der Gäste zu sein. Bis auf ein laut Raue »exzellentes« Gericht - ein Braumeister Cordon bleu - überzeugt den Sternekoch nichts. Im Gegenteil: Er schmeckt beispielsweise sogar das verwendete Kartoffelpulver aus den Kroketten. Dazu hat Tim Raue eine klare Meinung: Wenn es nicht frisch geht, kommt es nicht auf die Karte.
Vereinsheim in das keine Vereinsmitglieder kommen wollen
Die Frage, die sich im Laufe der ersten 30 Minuten nicht nur der Zuschauer, sondern auch Tim und Kathrin Raue stellen: Die Sportgaststätte ist direkt neben dem Sportplatz des SV Hülben, der einige Vereinsmitglieder zählt. Eigentlich müssten diese viele Einnahmen bringen, womit eines der Probleme gelöst wäre. Warum läuft das Lokal aber trotzdem nicht? Sowohl Edwin Bosler als auch die Vorstandmitglieder des SV Hülben scheinen um eine Antwort verlegen. Tim Raue ahnt, dass da mehr dahinterstecken muss: »Also da stimmt etwas gewaltig nicht.« Im Laufe der drei Tage, die das Lokal für den Umbau und die Gestaltung eines neuen Konzeptes geschlossen bleibt, versucht der Sternekoch der Sache auf den Grund zu gehen. Schnell wird klar: Weder Vereinsmitglieder noch Edwin Bosler scheinen sich sonderlich zu mögen. In einem Einzelgespräch zwischen Raue und drei Vorstandsmitgliedern wird auch klar, warum: Dem Verein passen die Rahmenbedingungen der Gaststätte nicht. So hat Edwin Bosler beispielsweise an einem der Trainingstage seinen Ruhetag und auch an den Sonntagen, an denen der SV Hülben ein Heimspiel hat, nicht lang genug offen. »Es wäre uns viel lieber, wenn wir noch etwas essen und feiern könnten«, sagt ein Vorstandsmitglied. Was genau zwischen dem Gastherren und den Fußballern vorgefallen ist, kommt nicht genau zur Sprache. Laut Tim Raue sollte die Gaststätte aber ein Ort sein, an dem die Vereinsmitgleider zusammenkommen, essen, trinken und feiern. Das Ziel: Den SV Hülben zum Stammgast und die Sportgaststätte zum richtigen Vereinsheim zu machen.
Der eigene Leberkäse als Alleinstellungsmerkmal
Der zweiten Baustelle, dem Essen, widmet sich Tim Raue einen ganzen Tag lang gemeinsam mit Marion Bosler. Sie kocht alles, was auf den Tellern landet. »Ehrlicherweise ist das für mich bis jetzt die größte Herausforderung kulinarisch«, sagt Tim Raue. »Auf der Schwäbischen Alb stehen in jedem Restaurant und in jeder Gaststätte die gleichen Sachen.« Ein Alleinstellungsmerkmal muss her. So treffen sich Raue und Marion Bosler beim lokalen Metzger »Oskar Zeeb«, um ein exklusives Gericht zu kreieren, dass es nur in der Stadiongaststätte geben soll. »Wir machen einen Leberkäse mit einer Tonne Käse drin und einer Tonne Röstzwiebeln«, ist sich Tim Raue seiner Idee siegessicher. »Und nach dem Fleischkäse ist der Durst bestimmt richtig da und da muss man mindestens einen Liter von dem selbstgebrauten Bier trinken.« Doch nicht nur ein neues Gericht soll auf die deutlich kleinere Speisekarte, auch die schon bestehenden Gerichte sollen neu interpretiert werden. So kochen Marion Bosler und Tim Raue zusammen um die Wette und werten die schwäbischen Köstlichkeiten mit kleinen, aber feinen Handgriffen auf.
Während Marion Bosler und Tim Raue sich in der Metzgerei und Küche austoben, widmet sich Katharina Raue mit einem Handwerkerteam der Einrichtung der Gaststätte. »Das Restaurant an sich ist ein Sammelsurium aus Tante-Emma-Laden, Großmutters Porzellankiste und dazwischen so ein bisschen Sportverein«, sagt Katharina Raue, der der rote Faden in der Dekoration des Lokals fehlt. Ohne den Charme der »Stadiongaststätte« zu verlieren, schafft sie es mit ihrem Team alles so umzugestalten, dass es Marion und Edwin Bosler bei der Neueröffnung die Sprache verschlägt und sie aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.
Neuer Name, der bei Schwaben für Verwirrung sorgen könnte
Während der Umgestaltung der Räumlichkeit hat sich Katharina Raue außerdem um einen neuen Namen des Lokals bemüht. Die »Stadiongaststätte« lässt sie nämlich eher an Currywurst und Pommes denken und weniger an schwäbische Köstlichkeiten. »Ed auf der Alb - Gaststätte und Biermanufaktur« ist ihr Vorschlag und Favorit, der zwar bei Marion Bosler auf Zustimmung trifft, bei ihrem Ehemann aber eher Skepsis hervorruft: »Ed heißt auf schwäbisch nicht. Das würde ja dann 'Nicht auf der Alb' heißen.« Nach harter Überzeugungsarbeit seitens Katharina Raue gesteht er dann doch ein: »Wenn man das auf mich bezieht, dann ist das vollkommen in Ordnung.«
Weitere Informationen zur Sendung
Bereits in der Vergangenheit gab es mit »Rach – der Restauranttester« ein Format, bei dem ein Küchenchef anderen Restaurantbesitzern dabei half, mit ihren Lokalen erfolgreicher zu werden. Dabei besuchte damals Christian Rach einzelne Lokale und analysierte Speisekarte, äußeres Erscheinungsbild und weitere Faktoren, die seiner Meinung nach eine wichtige Rolle für Kundensog und Umsätze spielen. Anschließend schlug er gezielte Änderungen vor, um dem Restaurant mehr Leben einzuhauchen und dessen Popularität zu erhöhen.
Daran knüpft die neue Serie mit Sternekoch Tim Raue und seiner Ehefrau Katharina an. Tatkräftig unterstützt der Unternehmer und Chefkoch die Betriebe mit klaren Handlungsanweisungen und richtungsweisenden Ansätzen für bessere Sichtbarkeit und ein angenehmes Ambiente. Natürlich wird auch die Speisekarte in diesem Zusammenhang bei Bedarf überarbeitet und neu konzipiert. Raues Lebensgefährtin Katharina Raue steuert gleichzeitig wertvolle Inputs zum Thema Marketing im Restaurant- und Hotelwesen bei. Gemeinsam retten die beiden so ein Restaurant nach dem anderen. (GEA/RTL)
Vor der großen Neueröffnung, bei der sogar die Vereinsmitglieder des SV Hülben anwesend sind, steigt die Aufregung bei Marion und Edwin Bosler. Insgesamt 90 Personen sind geladen. Das sind 180 Teller, die auf einmal angerichtet werden müssen. Doch auch, wenn der Anfang holprig ist: Es gelingt und die Gäste sind sichtlich zufrieden mit dem Aufgetischten. »Das schmeckt wie Zuhause«, sagt ein Gast und ein andere empfindet die Neuinterpretation der Gerichte als eine »Offenbarung«. Sogar die Vereinsmitglieder sind begeistert. Für Katharina und Tim Raue wird es an dieser Stelle Zeit zu gehen. Ihre Arbeit ist getan. Der Rest liegt in den Händen von Marion und Edwin Bosler. »Das war ein Erlebnis, dass man nur einmal im Leben hat«, fasst Edwin Bosler die Zeit mit Raues zusammen. Nach vier Wochen gibt es ein herzliches Wiedersehen und die Frage, wie es läuft: Auch nach der Neueröffnung sind immer mehr Gäste gekommen. Leider musste das Ed's dann für einige Tage schließen, die sowohl Edwin als auch Marion Bosler krank geworden sind. Trotzdem sind alle Anwesenden zuversichtlich. »Das hat mich schon sehr gefreut«, sagt Tim Raue zum Erfolg nach der Neueröffnung. »Da hat man gemerkt: Da ist was passiert.« (GEA)