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Start der Metzinger Weinlese - früh ran an die Reben

Die Lese in Metzingen und Neuhausen ist gestartet. Viel Sonne und wenig Regen haben den Trauben gut getan.

Foto: Matthias Geiselhart
Foto: Matthias Geiselhart

METZINGEN. Die Weinlese ist eröffnet! Los ging’s am Freitagmorgen mit den Sorten Acolon, Regent und Portugieser. Den Reben im Metzinger Weinberg nähern sich um neun Uhr freudige Helfer. Katharina Euchner ist eine von 20 Leuten, die mit anpacken. »Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen sind dabei«, erzählt die Schwiegertochter des Wengerters Matthias Euchner. Dieser wartet zunächst noch entspannt vor seinem grünen Traktor. Auf den beiden Anhängern dahinter stehen pro Anhänger zwei große Bottiche für die Trauben. Jeder Helfer bekommt eine spezielle Leseschere und einen Eimer. Die vollen Eimer entleeren die Helfer in den Sammelbehälter einer handgeführten Weinbergraupe. Mit deren Hilfe werden die gelesenen Trauben in die Behälter auf den Anhängern überführt.

Den Lese-Ablauf hat Matthias Euchner schon als Kind bei seinem Onkel miterlebt, von dem er vor 24 Jahren die Weinberge übernahm. Dennoch ist dieses Jahr etwas ganz besonders für ihn. »Das Lesegut ist sehr gesund und das Wetter ist schön.« Jörg Waldner, der Vorsitzende und Geschäftsführer der Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen, kann das für die zwei Weinberge der Gemarkung nur bestätigen. Die lange Trockenheit und Wärme des Sommers hat sie schnell reifen lassen. Dann kam der eine oder andere Regenschauer. »Da sind die Trauben nochmal richtig in Schwung gekommen.« Jetzt hoffen die Weinbauern nur, dass kein Dauerregen fällt, damit die Früchte nicht aufplatzen oder faulen. Doch danach sieht es bisher nicht aus. »Ein paar Tropfen machen nichts aus«, sagt Waldner. »Wir sind früh dran mit der Lese.« Ähnlich früh wie 2020 oder 2018, ohne den Regen der vergangenen Woche wäre es sogar rekordverdächtig zeitig gewesen.

Matthias Euchner freute sich darauf, den Ertrag seines Weinbergs zu ernten. »Heute lesen wir nur Acolon«, erklärt er, »das ist eine Traubensorte, die früh reift.« Sie ist lockerbeerig, das heißt, sie trocknet schnell ab. Somit ist sie weniger anfällig gegenüber Botrytis. Das ist die Grauschimmelfäule. »Außerdem wächst sie schön aufrecht, das ist sehr angenehm.«

In Matthias Euchners (ganz rechts) Weinberg packen Familienmitglieder mit an. Links setzt Sohn Tobias die Rebschere an, rechts l
In Matthias Euchners (ganz rechts) Weinberg packen Familienmitglieder mit an. Links setzt Sohn Tobias die Rebschere an, rechts leert Neffe Jonas einen Bottich mit aus. FOTOS: GEISELHART
In Matthias Euchners (ganz rechts) Weinberg packen Familienmitglieder mit an. Links setzt Sohn Tobias die Rebschere an, rechts leert Neffe Jonas einen Bottich mit aus. FOTOS: GEISELHART

Angenehm ist die Lese auch für die Helfer. »Das geht gerade ruckzuck. Alle haben Spaß und sind motiviert«, freut sich Euchner und staunt: »Unfassbar, wie schnell die Eimer in so kurzer Zeit so voll sind.« Für eine Reihe brauchen zwei Helfer 45 Minuten. Nach zwei Stunden ist die 16 Ar große Parzelle mit 13 Rebenreihen à 45 Rebstöcken abgeerntet. Der Ertrag liegt bei 130 Kilogramm pro Ar.

600 bis 800 Stunden im Weinberg

Mit 140 Kilogramm pro Ar ist die zweite Parzelle, die 9 Ar groß ist, etwas ertragreicher. Sie gleich am ersten Lesetag abzuernten »war wichtig, da wir nicht wissen, ob wir morgen lesen können«, betont der Wengerter, »sie haben Regen vorhergesagt. Nasse Trauben sind schwerer und verringern den Zuckergehalt um drei bis vier Grad Oechsle. Darunter leidet die Qualität des Weines.«

Vom diesjährigen Jahrgang erwartet Matthias Euchner eine hervorragende Qualität. »Wir hatten extrem viel Sonne, es gibt keine Fäulnis und keine Stiellähme.« Davon sprechen die Fachleute, wenn ab 60 Grad Oechsle der untere Teil der Traube abstirbt. »Der Kellermeister sagt, er kann zehn Prozent der Qualität machen, aber 90 Prozent müssen die Wengerter draußen im Weinberg machen.« Dort sind die Weinbergbesitzer zwischen 600 und 800 Stunden im Jahr. »Auf unseren 1,5 Hektar bauen wir Schwarzriesling, Lemberger, Müller-Thurgau, Kerner, Silvaner und Muskateller an«, erzählt Euchner und ergänzt: »Die brauchen allerdings noch ein paar Tage.« Der Müller-Thurgau wird indes schon ab heute, Samstag, bis Montag gelesen. Am Dienstag folgt die Spätburgunder-Lese für den Rosé-Wein. Spätestens am Montag gibt Genossenschafts-Chef Jörg Waldner die nächste Leseplanung heraus.

Matthias Euchner braucht mit seinen Helfern 8 bis 9 Tage, bis die 15 bis 20 Tonnen Trauben gelesen sind. Davon sind 30 Prozent Trester, also Abfall. Die restlichen 70 Prozent ergeben den »Metzinger Hof-steige«-Wein. Die Wengerter liefern die Trauben zunächst zum Wiegen in die Äußere Neuhäuser Kelter. Später werden sie zur Württembergischen Zentralgenossenschaft nach Möglingen gefahren, wo der Wein gekeltert wird. In Flaschen abgefüllt, kommt er zurück nach Metzingen und Umgebung. Für den hervorragenden Jahrgang braucht es noch zwei relativ trockene Wochen. Die wünscht sich Matthias Euchner genauso wie gesunde Trauben und motivierte Lesehelfer. (GEA)