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Spatensticht für's Besucherzentrum am Heidengraben

Das neue Keltenzentrum am Heidengraben nahe dem Burrenhof bei Hülben in einer optischen Präsentation der Architekten.  VISIUALIS
Das neue Keltenzentrum am Heidengraben nahe dem Burrenhof bei Hülben in einer optischen Präsentation der Architekten. Foto: VISIUALISIERUNG: OTT ARCHITEKTEN
Das neue Keltenzentrum am Heidengraben nahe dem Burrenhof bei Hülben in einer optischen Präsentation der Architekten.
Foto: VISIUALISIERUNG: OTT ARCHITEKTEN

BURRENHOF. Nun sind sie die Dritten im erlauchten Bunde der »drei keltischen H«: Zur Heuneburg und dem Fürstengrab Hochdorf kommt jetzt für die Gemeinden Hülben, Erkenbrechtsweiler und Grabenstetten mit einem Besucherzentrum am Burrenhof der Heidengraben. Am Donnerstagnachmittag war Spatenstich für das knapp fünf Millionen Euro teure Traumprojekt so vieler Beteiligter. Gekommen war auch eine stattliche Reihe von Abgeordneten aus dem Berliner Reichstag und dem Stuttgarter Landtag.

Es waren die Keltenfreunde vor Ort –, Fakt oder Riusiawa zum Beispiel, aber auch die Gemeinderäte – und die großen Geldgeber in Berlin und Stuttgart, dazwischen zwei Regierungspräsidien, zwei Landkreise und der Zweckverband der drei Gemeinden, die sich seit 14 Jahren vom Feuer der Begeisterung anstecken ließen und die volle Unterstützung der gesammelten Denkmalbehörden und der archäologischen Wissenschaft bekamen. Nach dem vor ein paar Jahren errichteten Info-Pavillon kommt nun das vom Büro des Laichinger Architekten Thomas Ott sensibel in die historische Landschaft eingepasstes Besucherzentrum, samt einem filigranen Aussichtsturm ein paar Hundert Meter weiter.

Unter den vielen Ehrengästen und Festrednern, die der Grabenstettener Bürgermeister Roland Deh auch im Namen seiner beiden Rathaus-Kollegen Siegmund Ganser und Roman Weiß begrüßte, war die einzige Frau besonders wichtig: die Stuttgarter Staatssekretärin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Petra Olschowski. Von Ministerpräsident Kretschmann vor Jahren mit dem Erstellen einer Kelten-Konzeption beauftragt, war sie im Land wohl die treibende Kraft.

Spätestens seit man sich im Februar 2019 zum Brainstorming im Rathaus Erkenbrechtsweiler traf und danach das Kelten-Areal rund um den Burrenhof in Augenschein nahm, trägt sie den Spitznamen »amtierende Keltenfürstin«. Die Staatssekretärin hob in ihrem Grußwort hervor, dass die Förderung dieser historisch-archäologischen Kultur »eben auch Förderung des ländlichen Raums ist«.

Kostspieliges Projekt

Für die Wissenschaft ergriff Claus Wolf das Wort, Präsident des Landesdenkmalamts und Leiter des archäologischen Landesmuseums in Stuttgart. Er fasste noch einmal zusammen, was schon viele Vorredner angerissen hatten: Dass es sich beim Heidengraben zu seiner Blütezeit im 1. vorchristlichen Jahrhundert um das weltweit, oder zumindest auf dem europäischen Festland größte keltische Oppidum handelte, eine befestigte Siedlung mit einem Kern von 1,53 Quadratkilometern, der »Elsachstadt«, weiteren gut 15 Quadratkilometern Fläche sowie einem direkt kontrollierten Wirkungskreis von der Größe des heutigen Bundeslandes. Neben der Heuneburg südlich von Riedlingen, vielleicht Herodots Polis Pyrene, unter der im Donautal das Grab der »Keltenfürstin« freigelegt wurde, und dem 1977 entdeckten Hochdorfer Prunkgrab nahe dem Hohenasperg bildet der Heidengraben inzwischen (mitsamt dem Ipf auf der Ostalb vielleicht noch) die erste Reihe der keltischen Kultorte, die im Land erschlossen wurden, zumal noch das bis vor den Beginn des letzten vorchristlichen Jahrtausends zurückreichende keltische Hügelgräberfeld hinzukommt.

Der Bund hat sich mit 2 Millionen Euro beteiligt, das Land 1,75 Millionen beigesteuert. 300 000 Euro der bisherigen Mittel teilen sich die Landkreise Esslingen und Reutlingen, für die der Verwaltungsdezernent Gerd Pflumm schwärmte: »Jeder der Beteiligten hat den anderen begeistert.« Was Pompeji für Rom, das Tal der Könige für die ägyptische Archäologie, dem sei der Heidengraben jetzt für die keltische Kultur vergleichbar, das vermutlich das beim antiken Geografen Ptolemäus verzeichnete Riusiawa darstellt. (GEA)