WALDDORFHÄSLACH. »Früher wussten die Leute, was richtig gutes Baumaterial ist«, sagt Bauleiter Armin Claar, als er in der alten Wohnung des Schweinemastbetriebes steht und auf den Boden blickt. Akkurat und im rechten Winkel ausgerichtet sind die ersten Fußbodenlatten auf dem Boden verankert und bilden so Rechtecke von wenigen Quadratmetern. Ein bisschen wie leere Sandkästen mit etwa zehn Zentimeter hohen Holzwänden sehen die aus: »In diese Flächen kommt bald Lehm hinein. Der sorgt dann für das richtige Raumklima«, fast nebenbei lässt Armin Claar fallen, dass der Lehm aus der Region kommt.
Dann deutet er auf die Decke: »Die hat sich im Laufe der Jahrzehnte deutlich geneigt, das kann jeder deutlich sehen.« Und tatsächlich, die Schräge macht den Einsatz jeder Wasserwaage überflüssig. »Das kennen wir aus vielen alten Bauernhäusern. Weil die Menschen damals die Strohballen auch auf den Dachböden lagerten und sich nicht dafür interessiert haben, was für eine schwere Last damit auf den Decken lastete, haben sich die dann zu schiefen Ebenen entwickelt,« erklärt der Experte. Begradigt wird die alte Decke jedenfalls nicht. Das gehört mit zur Geschichte des alten Hauses aus dem 19. Jahrhundert. Die alte Fachwerkfassade im Obergeschoss wird aber ebenso restauriert und herausgeputzt wie die mehrfarbigen Ziegelsteine des Mauerwerkes im Erdgeschoss.
Im Dachgeschoss sind schon die ersten Dachbalken restauriert. Morsche Teile wurden ausgetauscht und neues helles Holz eingesetzt, wie bei einer Prothese. »Das muss jetzt wieder 100 Jahre halten.«
Bei der alten Molkerei von Walddorfhäslach sind die Restaurierungsarbeiten weit fortgeschritten. So ist der 15 Meter hohe und denkmalgeschützte Schornstein bereits fertig.
»Der Schornstein ist gereinigt, die Fugen sind neu verfüllt und die Ziegelsteine wurden mit Sonnenblumenöl eingerieben«, erklärt Vorarbeiter Felix Hoser mit einem vielsagenden Lächeln. Öl sei gut für den Schornstein. Nachdem die Baugerüste entfernt sind, erstrahlt er sichtbar heller als zuvor.
Bürgermeisterin Silke Höflinger will, dass die neue Ortsmitte von Walddorf bis Ende 2020 fertig ist. Sie möchte deshalb, dass mit der Restaurierung des dritten markanten Gebäudes in der Ortsmitte bald begonnen wird: dem ehemaligen Gasthof Ochsen. Die Baugenehmigung des Landratsamtes Reutlingen stehe noch aus, aber dann könne der Startschuss fallen. (GEA)