ERMSTAL. Fahrgäste aus Bad Urach, Dettingen und Metzingen-Neuhausen verpassen am Metzinger Bahnhof um nur eine Minute ihren Anschluss in Richtung Stuttgart. Ihr Zug der Regionalbahnlinie 63 fährt zur Minute 50 ein, der Regionalzug MEX 18 zur Minute 49 ab. Die Vertreter der Anrainerkommunen stören sich an dieser Kuriosität. Führt sie doch dazu, dass deren Bürger in Metzingen mindestens 20 Minuten auf einen Anschluss in die Landeshauptstadt warten müssen - nach Wendlingen, Plochingen und Esslingen sind es sogar 32 Minuten. Wenn der denn pünktlich ist.
Bis Juni 2020, als die Deutsche Bahn Doppelstockwagen auf die Strecke Tübingen - Stuttgart schickte und Dieseltriebwagen auf der Ermstalbahn fuhren, waren die Anschlüsse besser: Fünf Minuten hatten die Fahrgäste zum Umsteigen am selben Bahnsteig in Metzingen. Seit Dezember 2024 gilt nun der schlechtere Fahrplan mit den verpassten Anschlüssen. Vor diesem Kuriosum waren die Reisenden aus der Kurstadt fünf Minuten nach Abfahrt der Züge nach Stuttgart in Metzingen angekommen - vielleicht war das für sie nicht ganz so ärgerlich.
Bad Urach möchte Verbesserung
»Die Situation ist verständlicherweise sehr unbefriedigend für alle Nutzerinnen und Nutzer der Ermstalbahn. Wir sind daher bereits im Kontakt mit den zuständigen Stellen, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen«, kommentiert Bernd Mall, der Bad Uracher Pressesprecher. Die Stadt sei aber überzeugt, dass sich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 die Anschlüsse verbessern würden. Dann soll am Metzinger Bahnhof das Gleis 4 in Betrieb gehen, damit sich in der Station die Züge von und nach Bad Urach kreuzen und endlich im 30-Minuten-Takt fahren können.
Mall sagt, dass Bad Urach die Stadtbuszeiten an den neuen Zugfahrplan angepasst hat und die Taktung nun zumindest dort passe. Er stellt klar: »Nur so wird es mittel- und langfristig gelingen, die Menschen von den Vorteilen öffentlicher Verkehrsmittel zu überzeugen und sie zu begeistern.«
Busfahrpläne geändert
Kritik übt auch die Stadt Metzingen, deren Haltepunkt Neuhausen an der Ermstalbahn liegt. »Wir bedauern, dass der Fahrplanwechsel diese verlängerten Wartezeiten auf die Anschlusszüge nach Stuttgart hat. Auch die knappe Umsteigezeit auf der Rückfahrt von Stuttgart in Richtung Bad Urach halten wir nicht für zufriedenstellend«, sagt Karen Buck, die Referentin der Metzinger Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh. Zwar erwarte auch Metzingen bessere Anschlüsse, wenn das Gleis 4 in Betrieb geht. »Dennoch setzen wir uns für eine Prüfung der Anpassung auch in der Übergangszeit bis zum Ende der Baumaßnahmen ein.«
Aus Dettingen kommt ebenfalls Kritik. »Der neue Fahrplan ist nicht schön, hat aber Gründe in den Kapazitäten auf der Schiene. Glücklich ist damit aber sicher keiner«, sagt Ulrike Müller, die Leiterin für Kultur, Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung der Gemeinde. Auch Dettingen hat wegen der Verschlechterung der Anschlüsse Kontakt zum Betreiber aufgenommen und die Buslinien an die neuen Zeiten angepasst. (GEA)