SCHLAITDORF. Es ist wie so oft im Leben. Erst wenn man etwas nicht mehr hat, schätzt man das, was einem verloren ging. Dies trifft im besonderen Maße auf die so wichtige Nahversorgung in einer kleinen Gemeinde wie Schlaitdorf zu.
Mehr als 30 Jahre lang war es möglich, im Dorf in einer kleinen Bäckereifiliale neben Backwaren weitere Dinge des täglichen Lebens einzukaufen. Aus gesundheitlichen Gründen musste der Betreiber kurzfristig die Verkaufsstelle im vergangenen März aufgeben. Ein Tiefschlag, besonders für die älteren Menschen im Ort und ein weiterer Standortnachteil der Gemeinde, die abseits der größeren Entwicklungsachsen liegt, die von der Regionalplanung forciert werden.
Seit vielen Jahren ist die Verbesserung der örtlichen Nahversorgung ein nicht lösbares Dauerthema – in Schlaitdorf, aber auch in Gemeinden vergleichbarer Größe. Für ein positives Betriebsergebnis mit entsprechender Rendite ist die Kaufkraft von ungefähr 1 900 Einwohnern wohl zu gering und Personal nur sehr schwierig zu bekommen.
Eine Nachfolgeregelung gestaltete sich äußerst schwierig. Mit zwölf Backbetrieben wurde Kontakt aufgenommen, doch nur vier davon machten sich wenigstens die Mühe, eine Rückmeldung zu geben. Doch ein unerwarteter und äußerst erfreulicher Kontakt entstand mit einem Direktvermarkter aus der Nachbargemeinde Walddorfhäslach.
Weiteres Standbein
Erfolgreich werden dort regionale Produkte in Form einer »Marktscheune« unter die Leute gebracht. So entstand seitens des Betreibers der Gedanke, dieses Erfolgsmodell auszuweiten und ein weiteres Standbein in Schlaitdorf aufzubauen.
Seit wenigen Tagen betreibt nun Karl Gaiser mit Birgit Grüdl und den beiden Angestellten Anke Jetter und Erika Knöller als engagiertes Team mit viel Idealismus und Risikobereitschaft in der ehemaligen Bäckereifiliale in der Hauptstraße 44 den neuen Dorfladen. Der Gaisersche Familienbetrieb besteht seit Generationen und bringt somit viel Erfahrung auf dem Gebiet der Lebensmittelerzeugung und deren Vermarktung mit – für Schlaitdorf ein Glücksfall.
Angeboten werden neben Backwaren, die zum Teil vor Ort ausgebacken werden, weitere Grundnahrungsmittel wie frisches Gemüse, Teigwaren, Käse, Mehl und Eier aus eigener Produktion, Obst und vieles mehr.
Bevölkerung muss mitziehen
Großen Wert legt der Betreiber auf regionale Produkte, die teilweise sogar selbst erzeugt werden. Das notwendige Futtermittel ist garantiert gentechnikfrei. Die Erweiterung des Sortiments und der Öffnungszeiten ist in Planung und hängt auch davon ab, ob die Kunden aus Schlaitdorf und Umgebung das Angebot in Anspruch nehmen. Um Berufspendler und Schülern entgegenzukommen, öffnet der Laden schon um 6.30 Uhr und hat täglich bis 13 Uhr geöffnet.
Jetzt wird es darauf ankommen, ob das Angebot einer verbesserten Nahversorgung von der Bevölkerung auch angenommen wird – im Umfeld großer Handelsketten zu bestehen ist eine besondere Herausforderung, die nur durch nachhaltige Unterstützung und Wertschätzung seitens der potenziellen Kunden des Dorfladens zu bewältigen ist. (gbr/GEA)