RIEDERICH. Mit seinen 30 aktiven Musikern gehört der Musikverein zu den eher kleinen in der Region, aber in Riederich selbst ist er eine feste Größe. Und weil das so ist, wird das Jubiläumsjahr am kommenden Samstag mit einem Konzert in der Gutenberghalle eröffnet. Dirigent Walter Klaus verspricht, eine musikalische Reise durch die Genres von der Polka über Musical bis zum Walzer von Johann Strauß. Der Musikverein selbst müsse sich für den Auftritt zwar auf einigen Positionen verstärken, aber grundsätzlich gelte eines: »Wir sind auf den Instrumenten gut verteilt und können gute Musik machen.«
74 Jahre alt ist Walter Klaus und damit ein Jahr jünger als der Musikverein selbst. Als der gegründet wurde, lebte er noch in Metzingen und zog mit der Familie als Kind nach Riederich. Weil der Papa selbst Musiker war und Mitglied im Musikverein wurde, trat 1959 auch Sohn Klaus mit gerade mal sieben Jahren ein und ist ihm bis heute treu. Bereits seit Januar 1980 dirigiert Klaus die Riedericher Musiker - er ist gerade mal der vierte in der 75-jährigen Geschichte. Sechs Vorsitzende haben dem Musikverein bislang vorgestanden, derzeit ist der Posten jedoch vakant. Aber, das gibt Walter Klaus zu: Der offizielle Vize Steffen Mutsch mache die ganze Arbeit eines Vorsitzenden. Für ihn selbst sei es nie zur Diskussion gestanden, dieses Amt zu übernehmen: Er sehe eine Unvereinbarkeit der Positionen, meint der Dirigent. Er stehe dem Musikverein jedoch stets beratend zur Seite und arbeite auch im Ausschuss mit.
Gründung am 18. Januar 1950 im Gasthaus Krone
Wenn sich einer mit den Interna des Musikvereins auskennt, dann Walter Klaus. Auch wenn er sich in Bezug auf die Anfangszeit auf Erzählungen verlassen muss: Die inoffizielle Gründungsgeschichte beginne laut vereinsinterner Überlieferung bei einem Jubiläumshock im Nachbarort Bempflingen, wo es sich ein paar Riedericher um den damaligen Bürgermeister Alfred Barner gemütlich gemacht hatten. Dessen Frau muss wohl in der Runde gefragt haben, wieso es in Riederich keinen Musikverein geben würde und die Dinge nahmen ihren Lauf. Am 18. Januar 1950 wurde es im Gasthaus »Krone« dann offiziell: Der Musikverein Riederich wurde gegründet, zum ersten Vorsitzenden in der Geschichte wurde Walter Schnell gewählt. Einen ersten Grundstock an Instrumenten und die Uniform kauften die Riederich der Firma Holder ab, deren Werkskapelle sich aufgelöst hatte. Erst 1978 sollte die Kleidung aus der Anfangszeit von der jetzigen abgelöst werden: Der Riedericher Musikverein trägt eine blaue Jacke, weiße Hemden und eine schwarze Kniebundhose.
Inspiriert zum Trachtenoutfit hatte sie damals, so erzählt Walter Klaus, die Partnerkapelle im oberösterreichischen Schildorn. Der Austausch wurde ab 1973 gepflegt und hielt bis ins Jahr 2003, dann seien die bis dahin regen offiziellen Besuche eingeschlafen. Viele private werden indes bis heute gepflegt, so Klaus. Und er kann sich auch noch ganz genau daran erinnern, als die ersten Mädels Ende der 60er-Jahre beim Musikverein mitmachen wollten. Das sei zunächst vor allem an deren Eltern gescheitert: Im Musikverein würde zu viel gefeiert, so deren Bedenken. Die Zeiten haben sich längst geändert: »Heute spielen mehr Frauen als Männer bei uns.«
Jung ist der Verein in seinem Jubiläumsjahr: Der Altersdurchschnitt liege laut Dirigent Klaus bei 31 Jahren. »Wenn ich mal weg bin, sinkt er deutlich«, meint der 74-Jährige lachend. Noch gibt es dafür keinen Termin, aber der Tag werde kommen. Noch ist Walter Klaus jedoch Teil dieser Gruppe, die geprägt sei von einer sehr guten Kameradschaft: »Alle helfen zusammen«, weiß Walter Klaus. Und das gelte vor allem für die in der Region legendären Weiberfasnet, die vom Musikverein jährlich organisiert wird. Deshalb ist sich Walter Klaus auch sicher, dass das Jubiläumskonzert mit vereinten Kräften gestemmt wird, auch wenn die Musiker selbst Akteure sind. Dann macht sich die Verwurzelung im Ort bemerkbar: Passive Mitglieder, Familie, Freunde – sie sind alle als Helfer mit dabei.
Highlights im Jubiläumsjahr
Am Samstag, 5. April, 19.30 Uhr findet bei freiem Eintritt das Jubiläumskonzert in der Gutenberghalle statt. Dort spielt auch am Dienstag, 6. Mai, 19.30 Uhr, das Heeresmusikkorps Ulm ein Benefizkonzert, der Eintritt ist frei. Am Samstag, 8. November steht ein Blasmusikabend mit der Föhrenberger Blasmusik auf dem Programm. (GEA)