RIEDERICH. Sie war immer wieder von den Gemeinderäten eingefordert worden, nun liegt sie 50 Seiten dick da: Die nunmehr 14. Fortschreibung der Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung der Gemeinde Riederich. Die letzte datiert vom Kindergartenjahr 2021/22 und es wird eines deutlich: Die Probleme haben sich nicht wesentlich geändert, nach wie vor ist die Betreuung wegen Personalmangels eingeschränkt. »Der dramatische und sich noch verschärfende Fachkräftemangel ist und bleibt im Bereich der Kinderbetreuung in den nächsten Jahren die größte Herausforderung«, hieß es im, Februar 2022. Etwas mehr als drei Jahre später schreibt Hauptamtsleiter Jannis Matthiesen: »Die aktuell nach wie vor größte Herausforderung im Kinderbetreuungsbereich ist die Gewinnung und Bindung von pädagogischen Fachkräften auf einem ausgezehrten Arbeitsmarkt.«
Die vergangenen Jahre waren in Riederich geprägt von viel Unmut der Eltern, die immer wieder verlässliche Betreuungszeiten und mehr Aktivitäten bei der Personalgewinnung einforderten – so manche Gemeinderatssitzung verlief turbulent. Umso erstaunlicher war es, dass die Zuschauerreihen sehr dünn besetzt waren und im Rahmen der Einwohnerfragestunde keine Fragen gestellt wurden. Denn an der Situation hat sich wenig geändert: Betreuungszeiten im Ü3-Bereich sind nach wie vor in den Kindergärten Auf Raise und Bismarckstraße reduziert, im Augenblick gibt es einen Aufnahmestopp. »Die Arbeit mit reduzierten personellen Ressourcen verlangt sowohl den Teams vor Ort als auch dem Träger und den Eltern vieles ab und führt immer wieder zu Einschränkungen in den Betreuungsbetrieben«, schreibt Matthiesen.
Vorhaben: In Personal investieren
Von möglichen neun Gruppen sind derzeit fünf belegt. Wann wieder in Normalgröße - 200 Kinder könnten betreut werden, 120 sind es - gearbeitet werden könne, fragte Gemeinderat Ulrich Sensbach. Von einem Blick in die Glaskugel sprach in diesem Zusammenhang der Bürgermeister, eine seriöse Prognose sei nicht möglich. Der Markt der Fachkräfte sei schwer zu kalkulieren: »Gerade sind wir auf einer guten Welle unterwegs«, machte Tobias Pokrop deutlich. »Wir sind bestrebt, möglichst schnell viel Personal zu finden.« Ziel sei, den Aufnahmestopp aufheben zu können und, so heißt es im Bericht: Mit aller Kraft sollen die Betriebe in den Kindergärten anhand der gegebenen Möglichkeiten stabilisiert, vorhandenes Personal gebunden und durch neue kreative Ansätze gewonnen werden.
Einer könne nach Ansicht von Gemeinderat Ulrich Sensbach durchaus der rasche Bau eines Kinderhauses auf dem gemeindeeigenen Grundstück in der Hegwiesenstraße sein. So könne man sich unter Umständen auch die aus Gründen des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen im Kindergarten Bismarckstraße in Höhe von 200.000 Euro sparen. Das hält Bürgermeister Pokrop nicht für praktikabel, da der Prozess zum Bau eines Kinderhauses mindestens drei bis vier Jahre dauere – Riederich habe jedoch den Rechtsanspruch auf eine Betreuung von Kindern über drei Jahre zu erfüllen.
In den vergangenen Jahren habe man laut Matthiesen aufgrund der Einschränkungen der Betreuungszeiten, zunächst wegen Corona und dann wegen des Personalmangels, bewusst auf eine Anpassung der Betreuungsgebühren verzichtet. Die sollen nun jedoch perspektivisch an die aktuellen Landesrichtwerte angepasst werden, um gleichzeitig auch dem definierten Ziel einer Kostendeckung von 20 Prozent wieder näherzukommen. »Wir müssen nachjustieren«, machte der Bürgermeister deutlich und rechnet jetzt schon mit einem Aufschrei unter den Eltern.
Personalgewinnung, Erarbeitung einer Betreuungskonzeption sowie die Gebührenanpassung im Bereich der Kindertageseinrichtungen und letztlich auch die Umsetzung des Ganztagsprogramms und eines Sprachförderungsprogramms an der Grundschule: Die Gemeinde habe nach Einschätzung des Hauptamtsleiters in den nächsten Jahren einen enormen Kraftakt zu leisten, der am Rande der Leistungsfähigkeit liege. (GEA)