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Radweg nach Eningen: Metzingen lehnt Landkreis-Vorschlag ab

Auf bestehenden Wegen durch Wald und Wiesen will der Landkreis Reutlingen eine Radverbindung zwischen Metzingen und Eningen schaffen. Die Metzinger Gemeinderatsmehrheit lehnt das ab. Was dahintersteckt.

Entlang der K 6714 Metzingen - Eningen könnte ein Radweg zwischen den beiden Kommunen gebaut werden. Das wäre die direkteste, ab
Entlang der K 6714 Metzingen - Eningen könnte ein Radweg zwischen den beiden Kommunen gebaut werden. Das wäre die direkteste, aber auch die teuerste und aufwendigste Lösung. Foto: Markus Pfisterer
Entlang der K 6714 Metzingen - Eningen könnte ein Radweg zwischen den beiden Kommunen gebaut werden. Das wäre die direkteste, aber auch die teuerste und aufwendigste Lösung.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Stadt gegen Kreis, Direktroute gegen leichten Umweg, Finanznot gegen Pendlerwunsch, Neubau gegen Modernisierung: Die Diskussion im Metzinger Gemeinderat über die weithin gewünschte Radverbindung von der Sieben-Keltern-Stadt nach Eningen enthielt alles. Nach einer Viertelstunde haben Rat und OB Carmen Haberstroh einstimmig entschieden: Wir lehnen die vom Kreis Reutlingen vorgeschlagene Wegeführung via Schlemmerstüble, Maienwald und Ex-Erddeponie Eichberg ab. Die sogenannte Variante 3.

Dafür bekamen die Grünen eine klare Ratsmehrheit für ihren Antrag: »Der Landkreis beginnt mit der Vorplanung für Variante 2.« Das wäre die direkteste Verbindung zwischen Metzingen und Eningen entlang der K 6714. Hier müsste ein Radweg freilich erst geplant und dann gebaut werden, wozu der zuständige Kreis Reutlingen Flächen am Straßenrand erwerben müsste. Das kann sich hinziehen und würde nach Verwaltungsangaben einen siebenstelligen Betrag verschlingen.

»Wir brauchen einen wirklich guten Pendler-Radweg. Über den Eichberg wird es nicht funktionieren «

Zu viel für Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh in Zeiten, in denen der Landkreis in großer Finanznot ist und Landrat Dr. Ulrich Fiedler jüngst um Hilfe gerufen hat. »Der Kreishaushalt steht vor riesigen Herausforderungen«, betonte die Rathauschefin, die auch Kreisrätin für die Freien Wähler ist, »der Kreis muss gucken, was er an Aufgaben nicht mehr macht.« In der aktuellen und akuten Finanzkrise wandte sie sich gegen »politische Signale, die Geld und personelle Ressourcen kosten.« Wie drei Räte lehnte sie den Metzinger Grünen-Antrag ab, der aber 15 Ja-Stimmen bekam; ein Ratsmitglied enthielt sich.

»Ich möchte Sie bitten, die Interessen der Stadt Metzingen zu vertreten«, forderte Grünen-Fraktionschef Dr. Georg Bräuchle in einem kurzen Disput von Haberstroh. Das hat die OB nach eigenen Angaben aber getan: »Was der Kreis macht, hat auch Auswirkungen auf die Stadt - über die Kreisumlage.« Die steigt, je mehr Kosten der Landkreis zu schultern hat.

An der stillgelegten Erddeponie Eichberg, an der nur noch ein Häckselplatz geöffnet hat, vorbei führt der Waldweg (rechts), auf
An der stillgelegten Erddeponie Eichberg, an der nur noch ein Häckselplatz geöffnet hat, vorbei führt der Waldweg (rechts), auf dem der Kreis Reutlingen einen Radweg zwischen Metzingen und Eningen schaffen möchte. Foto: Markus Pfisterer
An der stillgelegten Erddeponie Eichberg, an der nur noch ein Häckselplatz geöffnet hat, vorbei führt der Waldweg (rechts), auf dem der Kreis Reutlingen einen Radweg zwischen Metzingen und Eningen schaffen möchte.
Foto: Markus Pfisterer

Die übrigen Sitzungsredner plädierten mit klaren Worten für die Direktverbindung. »Wir brauchen einen wirklich guten Pendler-Radweg«, forderte Robert Schmid (FWV), der selbst viel Fahrrad fährt, »ein Bekenntnis zur großen Lösung. Über den Eichberg wird es nicht funktionieren.« Auf dem dortigen Waldweg seien Steigungen bis zu 18 Prozent zu überwinden und sei es durch die Entwässerung der Deponie häufig nass - im Winter droht Glatteis.

Recht steil geht es allerdings auch entlang der K 6714 zu. Hier wie am Eichberg sollten Radfahrer starke Muskeln oder einen E-Motor mitbringen. Der Kreis sieht jeweils 160 Höhenmeter zu überwinden und spricht bei der Direktverbindung von 4.920, bei der Wegevariante an der Deponie vorbei von 5.200 Metern Strecke. Objektiver Vorteil dieser Variante 3: Die Ausbaukosten wären eher gering - es müsste lediglich auf gut zwei Kilometern der Wegebelag erneuert und eine Beschilderung eingerichtet werden. Zudem würde nicht in die Natur eingegriffen.

»Der Kreishaushalt steht vor riesigen Herausforderungen. Der Kreis muss gucken, was er künftig nicht mehr macht«

Für Bräuchle ist das nur »eine Notlösung. Der jetzige Weg ist ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Der Forsthof soll gucken, dass er passierbar bleibt. Man muss ein paar Schilder aufstellen, wo es von Metzingen nach Eningen geht«. Die Wege-Reparaturen sind laut Baubürgermeister Markus Haas bereits beauftragt und sollen »voraussichtlich nächste Woche« beginnen. Wie viel die komplette Ertüchtigung zum Radweg kosten würde, hat der Kreis bisher nicht beziffert. Schmid warf 100.000 Euro in den Raum, das man »besser in die Rücklagen stecken sollte«.

Haas war es auch, der das Sitzungspapier mit der Ablehnung der vom Kreis favorisierten Radwegvariante ausgearbeitet hatte - basierend auf je einer öffentlich und nichtöffentlich kundgegebenen Mehrheits-Position der Stadträte seit März. Der Eninger Gemeinderat hat dagegen ebenfalls im März beschlossen, die kurzfristig umsetzbare Variante 3 weiterzuverfolgen, sich aber die Umsetzung der Variante 2 als langfristiges Ziel gesetzt.

»Die Maßnahme soll voraussichtlich 2027 ausgeführt werden«

Landratsamt und Kreistag als Aufgabenträger für den überörtlichen Radverkehr sind in ihrer Entscheidungsfindung rechtlich nicht an die Voten der Gemeinderäte gebunden. Ob es politisch klug ist, eine gegenläufige einstimmige Entscheidung zu übergehen, steht auf einem anderen Blatt. Respektiert der Kreistag aber das Metzinger Nein zur Eichberg-Wegevariante, könnte das bedeuten, dass es auf absehbare Zeit gar keinen Radweg zwischen den beiden Kommunen geben wird.

Das hatte der Landkreis zumindest bisher anders auf dem Schirm. »Die Maßnahme soll voraussichtlich 2027 ausgeführt werden«, hieß es in einem Sitzungspapier, das allerdings aus dem Frühjahr datiert und damit vor den wiederholt ablehnenden Ratsentscheidungen aus Metzingen. (GEA)