BAD URACH. Mit einer Premiere lockt die Stadt Bad Urach Jung und Alt auf den Marktplatz zu einem vorweihnachtlichen Vergnügen und dies noch vor Start des eigentlichen Weihnachtsmarkts am 2. Advent: Vom 7. November bis 12. Dezember – ganze 40 Tage verwandelt sich der Platz vor dem Alten Oberamt zum Tummelplatz für Kufenkünstler und solche, die es noch werden wollen.
Auf 170 Quadratmetern (17 auf 10 Meter) Fläche stellt die Schweizer Firma Glice eine Eisbahn auf, die ohne Eis auskommt. »Glice-Synthetik-Eis wird aus hochmolekularem Polyethylen hergestellt. Seine Haupteigenschaften sind die lange Haltbarkeit und der geringe Verschleiß, die es ideal für die Verwendung als synthetisches Eis machen.« So jedenfalls beschreibt es der Hersteller.
Hohe Stromkosten vermieden
Eine herkömmliche Eisbahn kam nach den Worten von Bad Urachs Pressesprecher Bernd Mall nicht in Frage. »Die Stromkosten, um das Eis zu kühlen, hätten sich allein auf 20.000 Euro summiert.« Es entstehe kein Motorenlärm, die Synthetikbahn von Glice sei viel umweltfreundlicher. Der Boden sei zudem weicher als Eis, sodass bei Stürzen die Verletzungsgefahr viel geringer sei. »Wir haben das Glück, dass unsere Bahn die neueste Entwicklung von Glice ist, sozusagen eine Premiere«, so Mall.
Was aber treibt die Kurstadt dazu, diesen nicht geringen Aufwand zu betreiben? Der neue Wirtschaftsförderer Philipp Scheffbuch gibt die Antwort: »Wie vitalisiert man die Innenstadt, ist das Thema, das viele Städte umtreibt. Es geht nicht darum, die Besucher quasi in die Läden zu ziehen, sondern Attraktivität zu schaffen.« Während dies im Sommer in Bad Urach kein Problem darstelle, so der Wirtschaftsförderer, tue sich die Stadt im Winterhalbjahr deutlich schwerer. Ihm ist es wichtig, ein Event zu finden, das attraktiv für Jung und Alt ist. Und deshalb der Versuch mit der Eisbahn.
Erleichtert hat die Entscheidung, eine solche Kunsteisbahn aufzustellen, ein Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums, das 60 Prozent der anfallenden Kosten bezuschusst. Der Preis für die Bahnmiete ist nicht unerheblich: Laut Scheffbuch summiert sich das Ganze auf rund 71.000 Euro. Darin enthalten sind die Kosten für den Schwerlastboden, der unter die Kunsteisplatten kommt, um den Boden auszugleichen, Miete, Beleuchtung, Sound, Personal und Werbung. Betrieben wird die Eisbahn von der Agentur Cojote, einem Anbieter für Outdoor Events auf der Schwäbischen Alb und im Großraum Stuttgart, der in der Kurstadt sein Büro hat.
»Als wir erfahren haben, dass das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg dieses Förderprogramm zur Belebung der Innenstädte ausgeschrieben hat, hat sich die Stadt sofort beworben und tatsächlich den Zuschlag erhalten«, freut sich Bernd Mall. Der Vorteil für die Eisbahnbesucher liegt durch die Förderung auf der Hand: Der Eintritt ist frei, ebenso das Ausleihen der Schlittschuhe. »Selbstverständlich kann jeder auch seine eigenen Schuhe mitbringen«, betont Mall. »Eisbahn für alle« prangt deshalb auf allen Plakaten.
Ihren Platz finden wird sie vor dem Alten Oberamt, »wo die Schäferlauftheke stand«, erklärt Mall. Rund 40 Personen können gleichzeitig auf der Eisbahn ihre Kreise ziehen. Kontakt habe man mit der Eislaufabteilung der TSG Reutlingen, um diese für ein Schaulaufen gewinnen zu können.
Laufzeiten 10 bis 20 Uhr
Nach der Eröffnung am 7. November um 17 Uhr sind Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr geplant. "Aber wir werden das alles gegebenenfalls auch anpassen – je nach Bedarf, sagt Philipp Scheffbuch. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht, bei jüngeren Kindern auf dem Eis sind allerdings die Eltern als Aufsicht gefragt. "Rund um die Bande wird es Sitzplätze geben, um die Schuhe zu wechseln", sagt Scheffbuch.
Vorab informiert worden sind seinen Worten zufolge die Gastronomen auf dem Marktplatz, um ein entsprechendes Angebot mit Glühwein, oder Punsch vorzuhalten. Denn an der Eisbahn werde nichts ausgeschenkt.
Die Bahn bleibe selbstverständlich auch während des Weihnachtsmarkts in Betrieb, der am zweiten Advent (5. bis 7. Dezember) die Bad Uracher und Gäste zum Einkaufen und Glühweintrinken auf den Marktplatz locken soll. (ber)

