BAD URACH. Es war ein Experiment, ein gelungenes dazu: Erstmals wurde Parkdeck 9, die oberste Etage des Parkhauses in der Bad Uracher Innenstadt für ein Konzert genutzt: Im Rahmen der Ermstäler Literatur- und Kulturtage und unter dem Motto »Prosecco, Pop & Poesie« trat dort die Jettenburger Liedermacherin Hanna Herrlich mit ihrer Band auf. Das Konzert war bereits im Vorfeld ausverkauft.
An der Organisation der alle zwei Jahre stattfindenden Ermstäler Literatur- und Kulturtage beteiligten sich wieder Volkshochschulen, Bibliotheken und Buchhandlungen aus Metzingen, Dettingen und Bad Urach. Silke Schönherr von der Uracher Bibliothek schlug für dieses Jahr ein Rooftop-Konzert vor, inspiriert vom legendären letzten Auftritt der Beatles auf dem Dach ihrer Produktionsfirma in London.
Auswahl des Konzertorts inspiriert von letzten Auftritt der Beatles
Sabine Hunzinger von der Buchhandlung am Markt in Bad Urach brachte den Gedanken ins Spiel, das oberste Parkdeck des Innenstadt-Parkhauses als Spielfläche zu nutzen. Die anderen Organisatoren waren begeistert und übertrugen ihre Begeisterung auf die Stadtverwaltung, sagte Thomas Braun, Kulturreferent der Stadt Bad Urach. Haftungsfragen und Brandschutz wurden rasch geklärt – das Ordnungsamt gab grünes Licht.
Wer sollte auftreten? Die Wahl fiel schnell auf Hanna Herrlich und ihre Band. »Ich hatte sie schon gehört«, sagte Silke Schönherr. Dass Hanna Herrlich in der Gegend ein Publikum hat wusste man: Sie trat mehrfach, im Duo mit ihrer Mutter, der Figurenspielerin Miriam Helfferich, mit dem »Brummelbutz« auf, einem Theaterstück für Kinder rund um einen Bären, der im Schönbuch lebt. Dies zog: Das Konzert auf Parkdeck 9 war mit über 100 Zuhörern ausverkauft.
Das Konzert war schon recht bald ausverkauft
»Das hat uns mega gefreut«, sagte Hanna Herrlich. Innerhalb der Band sei die Euphorie groß gewesen. Die wandelte das Quartett in Energie um, mit selbst geschriebenen Texten in gefällig rockenden Popsongs. Schlagzeuger Robert und Bassist Micha überzeugten mit auf den Punkt gebrachtem Hintergrundgesang. Letzterer tauschte sein Instrument gelegentlich mit dem von Gitarrist Marius, wenn es das entsprechende Stück erforderte.
Hanna Herrlich selbst changierte immer wieder schön zwischen Brust- und Kopfstimme. Für das eine oder andere Stück hängte sich auch eine Gitarre um und sang dann im Sitzen. Ansonsten animierte sie das sitzende Publikum, einzelne standen gegen Ende des Konzerts und bewegten sich im Takt. Ihre Stücke bewegten sich thematisch im Bereich dessen, was Singer-Songwriter am meisten bewegt: die eigene Wahrnehmung.
Hanna Herrlich bot Singer-Songwriter-Pop
Darunter fielen beispielsweise »Leg Dich zu mir« und »Wenn es regnet« (tat es am Freitag nicht), ein Song über Vertrauen innerhalb einer Beziehung. »Alles ins Meer« beschwor Motivation herauf, nicht zuletzt die eigene. Thematisch gipfelte das in »Auf mich« mit seinem orientalisch anmutenden Gitarrenriff. »So schön« ist die Welt wiederum schrieb Hanna Herrlich für die Kinder der Einrichtung Arche in Kusterdingen, die sie selbst mitbetreut. Diese Kinder brauchen, meist von Geburt an, intensive Betreuung.
Viel Jubel, zwei Zugaben. Das Resümee des ersten Rooftop-Konzerts in Bad Urach fiel allerseits sehr gut aus. Das Ambiente mit dem Turm der alten Spinnerei in unmittelbarer Nachbarschaft und der Ruine Hohenurach in Sichtweite überzeugte. Die Organisation darf als gelungen bezeichnet werden. Dazu gehörte auch das in der Corona-Zeit entwickelte Sicherheitskonzept der Stadt, das nun wieder Anwendung fand. Thomas Braun resümierte: »Mal sehen, was die Anwohner zurückmelden. Ich kann mir vorstellen, dass dies nicht das letzte Konzert hier war.« (GEA)