BAD URACH. Erstaunlich, wie dasselbe Thema Jahr für Jahr neu interpretiert wird: Es geht einzig und allein um Bad Urach. Zum nunmehr 13. Mal wurde das Gedicht des Jahres gekürt, darin beschäftigt sich Gewinnerin Lucia Benovicova mit ihrem ganz persönlichen »Ankommen«. Was die Neu-Bad Uracherin besonders freut: »Es ist das erste Gedicht, dass ich auf Deutsch geschrieben habe«, erzählt die gebürtige Slowakin. Bislang habe sie ihre Gedanken und Gefühle in ihrer Muttersprache niedergeschrieben: »Wenn es mir nicht gut geht und ich traurig bin, ist das Schreiben von Gedichten eine Möglichkeit, dies in Worte zu fassen.«
»Es ist das erste Gedicht, dass ich auf Deutsch geschrieben habe«
Seit 20 Jahren lebt Lucia Benovicova mit ihrer Familie in Deutschland, im vergangenen Sommer war sie von Grafenberg nach Bad Urach gezogen. In dieser Zeit sei das prämierte Gedicht entstanden: »Ich war neu in der Stadt, kannte niemanden und musste mich erst einleben.« So schreibt sie: »Neu in Urach. Steinige Pfade führen in die Zukunft. Atmen sonst kann man nicht leben.« Das Gedicht endet mit dem Satz: »Eines Tages wache ich auf mit dem Gefühl, hier ist mein Heim. Bald ist es so weit….«. Diesen Punkt habe sie längst erreicht, gibt Lucia Benovicova lachend zu: »Es hat sich alles zusammengefügt. Ich bin sehr glücklich in diesem Moment.« Für sie sei es eine ganz besondere Ehre, dass ihr Gedicht »Das Ankommen« nun ein Jahr die Stele 5 auf dem Poesieweg ziert - 20 Stelen mit Gedichten unter anderem von Eduard Mörike und Johannes R. Becher sind es insgesamt.
Wer weiß, ob sie dieses Hochgefühl nicht auch wieder in Worte fasst und nächstes Jahr wieder ein Gedicht einreicht. So wie Angelika Lotfey aus Bad Urach, die dies bereits mehrfach gemacht hat und mit ihrem Gedicht von der Jury auf Platz zwei gewählt wurde. Extra aus Stuttgart ist die Drittplatzierte Mechthild Munk angereist, über einen Anerkennungspreis darf sich Marion Nagler-Long freuen – auch sie hat nicht zum ersten Mal ein Gedicht eingereicht. 20 Männer und Frauen waren es insgesamt, so viel wie noch nie laut Thomas Braun.
»Die Gedichte sind eine große Leistung, und das wollen wir würdigen«
Vor 13 Jahren wurde erstmals ein Gedicht des Jahres prämiert und seit damals ist es auch beliebte Tradition, dass Manfred Heider den Enthüllungs-Spaziergang musikalisch mit dem Akkordeon begleitet und wie jedes Jahr geht’s auf dem Wasserfallparkplatz mit »Der Mai ist gekommen« los. Für Ausflügler war’s einmal mehr eine willkommene Abwechslung, manche reihten sich spontan in die Schar der Sänger ein. An Stele 5 wird dann das Gedicht des Jahres enthüllt und von den jeweiligen Gewinnern vorgetragen, zu hören sind im Lauf des Weges auch die anderen prämierten Gedichte.
Die Siegertafeln werden übrigens nicht weggeworfen, sondern von Thomas Braun gesammelt. Während der Gartenschau 2027 wird auf dem Areal ein kleiner Poesieweg mit ihnen gestaltet. Danach sollen sie am Einstieg des eigentlichen Poesiewegs am Wasserfallparkplatz platziert werden, der so leichter zu finden sei. Denn, das betonte Bad Urachs Kulturchef: »Die Gedichte sind eine große Leistung, und das wollen wir würdigen.«