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Aktuell Dichtung

Poesieweg Bad Urach: Die Faszination für die Natur in Worte gefasst

Seit zehn Jahren gibt es den Uracher Poesieweg. Immer am 1. Mai wird das »Gedicht des Jahres« enthüllt.

»Gedicht des Jahres«-Schreiber Reiner Spohn freut sich mit seiner Frau und Korrektorin Sibylle über die Auszeichnung.  FOTO: OEC
»Gedicht des Jahres«-Schreiber Reiner Spohn freut sich mit seiner Frau und Korrektorin Sibylle über die Auszeichnung. FOTO: OECHSNER
»Gedicht des Jahres«-Schreiber Reiner Spohn freut sich mit seiner Frau und Korrektorin Sibylle über die Auszeichnung. FOTO: OECHSNER

BAD URACH. Eduard Mörike, Gustav Schwab, Johannes R. Becher und nun auch Reiner Spohn: Der Neuhäuser befindet sich mit seinem Gedicht »Am Gütersteiner Wasserfall« in illustrer Runde, ein Jahr schmückt sein Werk die fünfte von insgesamt 20 Stelen entlang des Poesiewegs. Seit zehn Jahren sucht Andreas Braun vom Kulturamt der Stadt nach dem Uracher Gedicht des Jahres, 13 Arbeiten wurden 2023 eingereicht.

Die Jury mit GEA-Kulturradakteur Christoph B. Ströhle, Bad Urachs Kantor Armin Schidel und Ingeborg Naegelsbach hatte sich die Entscheidung nicht einfach gemacht, letztlich überzeugte sie aber Reiner Spohns Gedicht: »Dem Lärm der Stadt bin ich entronnen, die Bäume schweigen. Schön ist’s hier, wo ich oft sitze ganz versonnen am Wasser. Lebenselixier«, heißt es da. Auch der Autor selbst hat es sich nicht einfach gemacht, feilte immer wieder an seinen Worten und vertraute auf das Urteil von Ehefrau Sibylle als Korrektorin. Sie habe tatsächlich auch das ein oder andere zu kritteln gehabt, gibt sie lachend zu – nach der einen oder anderen kleinen Umstellung hätten dann die Worte noch besser gepasst.

Vom Maisental bis zum Stift

Reiner Spohn verfasst vor allem gerne Limericks und auch Gedichte: »So was Lyrisches und Romantisches habe ich aber noch nie geschrieben.« Liedtexte indes schon, die hat er auch schon verfasst. Reiner Spohn lebt zwar in Neuhausen, ist aber im Albdorf Bleichstetten aufgewachsen: Da sei der Weg auf den Eppenzill-Felsen oder die Wasserfälle nicht weit gewesen. Die Faszination für die Natur habe er in Wort gefasst, nachdem er von der Ausschreibung gelesen habe. Traditionell las er sein Gedicht bei der feierlichen Enthüllung vor, unter den Zuhörern war auch Vorjahressieger Ralf Failenschmid aus Sirchingen.

Auch dieses Jahr habe er ein Gedicht eingereicht, das sei aber nicht in die engere Wertung gekommen: »Es war wohl auch noch nicht vollendet, als ich es abgegeben habe«, gibt er selbstkritisch zu. »Ich habe ja noch viel Zeit, viele schöne Gedichte einzureichen.«

Etwa vier Kilometer ist der 2013 eingeweihte Poesieweg mit Start im Maisental und Ende am Stift lang, je nach Intensität des Lesens müssen die Besucher viel Zeit mitbringen. 100 Besucher waren zur Einweihung vor zehn Jahren gekommen, seither hat sich eine Tradition um die feierliche Enthüllung des Gedichts des Jahres entwickelt: Am Treffpunkt am Wasserfall-Parkplatz wird »Der Mai ist gekommen« unter Akkordeonbegleitung von Manfred Heider gesungen, an der Stele fünf erklingt dann »Kein schöner Land in dieser Zeit«. So groß wie dieses Jahr war der Kreis der Sänger schon lange nicht mehr, rund 40 Frauen und Männer waren zum Poesie-Spaziergang gekommen. Darunter auch Marion Nagler-Long, deren Gedicht auf Platz zwei gelandet ist. Die Drittplatzierte Brigitte Jaschke hatte absagen müssen, bereits im vergangenen Jahr hatte sie einen Sonderpreis erhalten.

Lieb gewordene Tradition

Mittendrin unter den Kulturspaziergängern war auch Bürgermeister Elmar Rebmann, der viel Lob für diese lieb gewordene Tradition verteilte. Die Gedichte des Poesiewegs sind in einem Gedichtband nachzulesen, das Heidemarie Pfeiffenberger und Thomas Braun im Jahr 2008 herausgebracht haben und bereits in zweiter Auflage erschienen ist. »In eine eventuelle dritte Auflage könnte man dann die Gedichte des Jahres aufnehmen«, schlug der Kulturchef der Stadt vor.

Beim gemeinsamen Abschluss im Seltbachhaus gab’s auf jeden Fall viel zu reden über die Vielfalt an Gedichten über Bad Urach aus alten und ganz neuen Zeiten, von bekannten und eher unbekannten Autoren wie den diesjährigen Sieger Reiner Spohn. Über die Gütersteiner Wasserfälle schreibt er: »Wer hierherkommt, der kann durchaus dem Zauber des Idylls erliegen.« (GEA)