PLIEZHAUSEN. Am Wochenende geht Beate Saile-Sulz aus Rübgarten immer wieder betont langsam über Feldwege der Gemeinde Pliezhausen. Dann nämlich, wenn Autofahrerinnen und Autofahrer an ihr vorbeifahren wollen. Doch das möchte Saile-Sulz nicht. Schließlich sind die Wege, auf denen sie läuft, für Autos gesperrt. Somit dürfen nur diejenigen sie überholen, die auf dem Weg von und zu einem landwirtschaftlichen Grundstück sind. Saile-Sulz bezweifelt, dass das für alle gilt. Neulich sei sie zwischen Rübgarten und Pliezhausen zehn Autos auf Feldwegen begegnet.
Vor allem zwischen Weihnachten 2024 und Neujahr seien es besonders viele Autofahrer gewesen, die bei Spaziergängern auf Pliezhäuser Gemarkung für Unruhe sorgten. »Ich finde, wir müssen etwas dagegen tun«, meldete sich die FWV-Gemeinderätin neulich in der Sitzung zu Wort. Saile-Sulz schlug vor, dass die Autofahrer, die zu einem Grundstück oder Acker fahren, ein Erlaubnis-Schild bekommen sollen. »Das oder auch eine Plakette würden helfen.«
Ein Ressourcenproblem
Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold kennt das Problem. »Das ist nicht in Ordnung. Wir bekommen das nur in den Griff, wenn wir auf den Wegen kontrollieren und auch sanktionieren«, sagte er. Dold sieht allerdings dabei ein Ressourcenproblem: Es müssten dann am Wochenende Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes eingesetzt werden. Die müssten immer zu zweit sein. Dold sagte, wenn diese kontrollieren würden, würden eine Weile weniger Autofahrer diese Feldwege nutzen.
Steffen Sautter, der Leiter der Ordnungs- und Sozialverwaltung kündigte an, an Sonntagen auf Feldwegen zu kontrollieren. »Die Schilder oder Plaketten sind aber nicht zielführend und fast nicht umsetzbar«, machte Sautter deutlich. Dold sah das ähnlich: »Die haben keinen Mehrwert.« Der Bürgermeister riet stattdessen zum Anzeigen der Autofahrer. Beate Saile-Sulz berichtete, dass sie mit denen das Gespräch sucht. Sie bekräftigte ihre Sichtweise: »Es ist ein Wahnsinn, wie bei uns gefahren wird.«
Keine dauerhaften Kontrollen
Bürgermeister Dold kündigte an, dass er und die Verwaltung das Thema mitnehmen und sich darüber Gedanken machen würden. »Wir haben das regelmäßig - wie auch Lärmbelästigungen.« Er sagte aber, dass es nicht möglich sei, dauerhaft die Feldwege zu kontrollieren. Wer da nicht fahren dürfe und erwischt werde, gebe häufig an, dass er oder sie das ja zum ersten Mal tue. »Ausgerechnet heute wird kontrolliert, heißt es dann. Es trifft immer die Falschen«, sagte Dold.
Der AfD-Gemeinderat Christian Bothner nannte ein privates Beispiel aus dem Ermstal: »Die Polizei freut sich über Bilder von Autos, die verbotenerweise auf Wegen fahren. Ich habe ihnen neulich ein Foto vom Hohenurach geschickt, für das sie sich sehr bedankt haben.« Allerdings mache man sich damit natürlich keine Freunde, sagte Bothner. Saile-Sulz betonte, dass sie das Rückgrat dazu habe, die Autofahrer anzusprechen. Bei ihren Spaziergängen und Wanderungen auf Pliezhäuser Gemarkung hat sie bemerkt, wer häufiger am Steuer der Autos auf Wirtschaftswegen sitze: Mütter, die ihre Kinder zur Kita fahren würden, dort vor der Tür parkten und woanders Gas geben würden. (GEA)