PLIEZHAUSEN. »Seit Anfang des Jahres gab es massive Sachbeschädigungen, Ruhestörungen, Verschmutzungen«, erzählt Steffen Sautter, Leiter des Ordnungsamtes von Pliezhausen. Betroffen davon waren und sind teilweise noch der Zwei-Eichen-Turm, der Lindenplatz, der Mehrgenerationenspielplatz bei der Schule, der Marktplatz und ein kleiner Platz beim Altenzentrum. »In der Tiefgarage beim Gemeindehaus wurden Kabel runtergerissen. Beim Altenzentrum angeschweißte Vögel des Brunnens abgerissen und Blumen aus Privatgärten herausgerissen«, zählt Sautter auf. Daraufhin habe man begonnen, die »Brennpunkte« im Ort verstärkt zu kontrollieren.
Sowohl vonseiten der Polizei als auch vom Gemeindevollzugsdienst wurden gerade auch in den Abendstunden und am Wochenende die bekannten Plätze abgefahren. Dabei wurden Jugendliche, laut Sautter und der Polizei, bei mehreren Kontrollen darauf hingewiesen, ihren Müll zu entsorgen, Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen und sich an die Benutzerordnung zu halten. »Wir wollen die Jugendlichen ja nicht verdrängen«, betont Sautter. Aber Vermüllung, Sachbeschädigung und Lärmbelästigung der Anwohner wolle man eben auch nicht einfach hinnehmen.
»Man kommt nicht gleich mit dem Holzhammer«
»Man kommt nicht gleich mit dem Holzhammer«, sagt Christian Wörner, Pressesprecher vom Polizeipräsidium Reutlingen. Es sei ganz normaler Standard, dass eine Streife bekannte Treffpunkte in den verschiedenen Gemeinden abfährt. Bei solchen Kontrollstreifen würden auch Personalien aufgenommen. »Wir wollen wissen, wer sich da aufhält.« So auch geschehen im April. Als eine Streife um kurz nach 22 Uhr eine Gruppe Jugendlicher am Zwei-Eichen-Turm antraf. Nur dieses Mal sollte es nicht bei der Verwarnung bleiben. »Irgendwann folgen immer Konsequenzen«, sagt Wörner. In diesem Fall sind die ein Bußgeld von satten 60 Euro, das mehrere Jugendliche zahlen mussten. »Mit ›den Kosten des Verfahrens‹ sind es dann auch 88,50 Euro«, schreibt die Mutter eines betroffenen 15-Jährigen in einem Leserbrief an den GEA.
»Irgendwann folgen immer Konsequenzen«
Was sich nach viel anhört, sei Usus in den umliegenden Gemeinden, berichtet Martin Greiner, stellvertretender Leiter vom Pliezhäuser Ordnungsamt. Laut dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten hat die Gemeinde bei Verstößen gegen die Benutzerordnung (beim Zwei-Eichen-Turm gelten Nutzungszeiten von 9 bis 22 Uhr) einen Spielraum beim Bußgeld von 5 bis 1 000 Euro. Dabei erkundige man sich aber bei anderen Gemeinden, wie hoch die Gebühr dort ist.
Eine so hohe Geldstrafe stößt auf Unverständnis bei der Mutter, dafür, dass ihr Sohn »friedlich da oben saß«. Sie schreibt: »Pliezhausen, du musst der friedlichste Ort der Welt sein, wenn das dein Hauptproblem ist.« Außerdem stößt sie sich daran, dass der Tatvorwurf unvermittelt kam. Laut den Erzählungen ihres Sohnes habe ein Polizist zwar an diesem Abend die Personalien aufgenommen, aber nicht darauf verwiesen, dass eine Strafe folge. Er habe der Gruppe lediglich gesagt, dass sie nun heimgehen sollen. Dass dann kurz darauf ein erster Brief mit dem Tatbestand im Briefkasten lag, persönlich an ihren minderjährigen Sohn adressiert anstatt an die Erziehungsberechtigten, kann die Mutter nicht verstehen. Das könne schnell einschüchternd auf die Jugendlichen wirken. Erst den eigentlichen Bußgeldbescheid hätten die Erziehungsberechtigten bekommen.
»Patrouillen scheinen Wirkung zu zeigen«
Greiner erklärt: Beim ersten Schreiben habe es sich um eine Anhörung gehandelt. Darin stehe, was dem Betroffenen zur Last gelegt werde. Hier besage das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten, dass man ab 14 Jahren selbst verantwortlich sei, weswegen der Brief nur an den »Tat«-Verantwortlichen gehe. Beim Bußgeldbescheid bekämen dann der Verantwortliche sowie die Erziehungsberechtigten jeweils eine Ausfertigung.
Ob diese Gruppe Jugendlicher für die vorangegangenen Verstöße verantwortlich war, kann zwar nicht gesagt werden. Trotzdem ziehe man nach mehrmaligen Hinweisen auch Konsequenzen, so die Verantwortlichen. Zudem hätten die zehn Jugendlichen augenscheinlich nicht vorgehabt, zeitnah zu gehen, da das Feuer brannte und gerade Alkoholnachschub gebracht wurde. Dabei widerspricht die Mutter: Man habe nicht wissen können, ob ihr Sohn gerade nach Hause gehen wollte. Das seien Mutmaßungen.
Trotzdem scheinen die Patrouillen Wirkung zu zeigen, meint Martin Greiner, der das Gefühl hat, dass die Verstöße zurückgehen. Bis spät in die Nacht können sich Jugendliche in Pliezhausen übrigens ganz legal am Grillplatz Tellerheck aufhalten. Dort gibt es keine zeitliche Beschränkung. Allerdings gilt auch hier, dass der Müll mitgenommen werden muss und nichts mutwillig beschädigt werden darf. (GEA)