PLIEZHAUSEN. Das Haus Brunnenstraße 2 im Pliezhäuser Teilort Gniebel sieht nicht mehr wohnlich aus. An den Fensterrahmen platzt Farbe ab. Hinter den Scheiben sind altertümliche Gardinen zu sehen. Das Scheunentor im selben Gebäude zur Walddorfer Straße hin ist mehrfach mit Holzriegeln verrammelt. Was dem Betrachter nicht auffällt: Vor einigen Wochen hat das Gebäude den Besitzer gewechselt und gehört jetzt der Gemeinde Pliezhausen.
Die möchte an der Stelle Platz für Neues schaffen - für Wohnraum, womöglich öffentlich genutzte Räume, Frei- und Verkehrsflächen. Das langfristige Ziel ist, dass sich Gniebeler auf einem Platz aufhalten und treffen können. Der erste sichtbare Schritt wird der Abriss des Hauses Brunnenstraße 2 sein: »Das Gebäude ist baufällig und soll nach der Übergabe und der Verabschiedung des Haushalts aus Verkehrssicherungsgründen schnellstmöglich abgebrochen werden«, gibt Stefan Adam Auskunft. Er ist der Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung in Pliezhausen. Wie viel die Gemeinde für die Immobilie ausgegeben hat, ist unbekannt. Der Gemeinderat hat den Beschluss, wie bei Grundstückskäufen üblich, in nicht-öffentlicher Sitzung getroffen.
Auf Grunderwerb gewartet
Dass die Gemeinde Pliezhausen an der Stelle eine städtebauliche Neuordnung und Neubebauung anstrebt, hat der Gemeinderat bereits im Oktober 2021 beschlossen. Damals hatte das Gremium bereits dafür gestimmt, das Nachbargebäude Walddorfer Straße 3 zu kaufen. Die Gemeinde hatte für das Haus das Vorkaufsrecht und übte dieses aus. Adam benennt den aktuellen Stand: »Seit dem Erwerb des Gebäudes Walddorfer Straße 3, das aktuell für die Flüchtlingsunterbringung und als Lager für das Dorfmuseum zwischengenutzt wird, liegen die Planungen auf Eis, da der nötige Grunderwerb des Schlüsselgrundstücks Brunnenstraße 2 nicht voran kam.« Denn: »Die Gemeinde wollte keine Planungsressourcen aufwenden, ohne zu wissen, ob es überhaupt Erfolgsaussichten gibt«, berichtet Adam. Nun sollen frühestens in der zweiten Jahreshälfte die Planungen wieder aufgenommen werden. Früher habe die Verwaltung dafür keine Kapazitäten frei.
Während das Haus Brunnenstraße 2 zügig abgerissen werden soll, bleibt das Nachbarhaus Walddorfer Straße 3 zunächst erhalten. Es soll weitergenutzt werden, bis die Planungen abgeschlossen sind. »Wir rechnen momentan mit einem Zeithorizont von circa drei Jahren und gehen aktuell nicht davon aus, dass die Gemeinde selbst bauen wird«, gibt Adam einen Ausblick. Der Pliezhäuser Kämmerer Markus Hillenbrand hat in diesem Monat den Haushaltsentwurf für dieses Jahr eingebracht, der ein starkes Defizit von 4,8 Millionen Euro ausweist. Dieses ist so gravierend, dass die Kommunalaufsicht des Kreises Reutlingen das Zahlenwerk in der Fassung nicht genehmigen würde.
Platz für Wohnen und Begegnung
Adam verweist auf die finanzielle Situation der Gemeinde und teilt mit, dass derzeit offen sei, ob es deshalb Perspektiven für eine städtebauliche Neuordnung des Gniebeler Zentrums gebe. »Grundsätzlich wird sich die Gemeinde vermutlich sehr auf das Wesentliche konzentrieren müssen. Das wird im Weiteren zu klären sein«, sagt Adam.
Eine richtige Ortsmitte hat der Pliezhäuser Teilort Gniebel derzeit nicht. Am ehesten könnte die Kreuzung der Dörnacher Straße im Westen, der Walddorfer Straße im Norden und der Reutlinger Straße im Süden als Zentrum gelten. Steht dort doch das Backhaus des Teilorts. Doch die gepflasterte Fläche unter Bäumen drum herum lädt nicht zu einem längeren Aufenthalt im Freien ein. Das liegt auch an dort den mit Tempo 50 vorbeifahrenden Autos, Lastwagen und Bussen. Bereits seit geraumer Zeit strebt die Bürgerinitiative »Lärmschutzjetzt« dort Tempo 30 an. Doch noch gilt Tempo 50. (GEA)