DETTINGEN. »Sie sind aus Mannheim, aber das macht nichts«, tönte es wenige Sekunden vor dem Auftritt der »Schönen Mannheims« im Dettinger Zillenhart-Saal aus dem Lautsprecher. »Ausverkauftes Haus«, hatte Rolf Hägele als Vertreter der Gemeinde die Veranstaltung im Rahmen der 34. Kabarett-Tage angekündigt.
»Frauenpower« hatte Hägele versprochen – und die vier Damen aus der kurpfälzischen Rheinmetropole stellten das die folgenden fast drei Stunden lang auch deutlich unter Beweis. Mit ihren rotglitzernden Paillettenkleidern funkelten sie selbst genauso wie ihre brillanten Stimmen: Gestartet waren sie mit der tiefsinnigen Frage: »Was wäre, wenn alles anders wäre?« Oder anders ausgedrückt: »Hätte ich damals nur mit Dieter, wäre ich heute nicht bloß Mieter.«
»Was kommt, hat keine Zähne mehr, dafür einen Oberlippenbart«
Stefanie Titus, Anna Krämer, Smaida Platais und Susanne Back bezeichneten sich selbst als »vier verrückte Hühner mit Klavier« – wobei Zweifel gerechtfertigt waren, ob je ein Huhn solch stimmlichen Glanz verbreitet hatte wie dieses Quartett. Die Damen begaben sich vokal in alle Höhen und Tiefen, versetzten das Dettinger Publikum manches Mal in einen Opernsaal, aber auch mit einem »pfälzischen Rap« auf einen Schulhof.
Inhaltlich bearbeiteten sie vor allem Frauenthemen. Besonders beliebt: die weiblichen Wechseljahre mit Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. »Hier vorne in der ersten Reihe ist man schon weit drüber«, so Anna Krämer beim Blick in das Publikum. Doch die Männer bekamen auch ihr Fett ab, wenn sie nämlich »Einlagen brauchen, weil sie untenrum inkompetent werden«.
»Weil ich Sopran singe, denkt ihr, ich sei die Blöde«
Da lohnte doch der Blick in frühere Zeiten: »Früher war’s einfacher, einen Mann kennenzulernen, da musste man nicht wochenlang vorher schon anfangen mit Epilieren.« Früher, da hätten die Damen nur einmal mit dem Finger schnippen müssen. »Und heute? Nichts mehr. Oder was da kommt, hat keine Zähne mehr, dafür einen Oberlippenbart.«
Bei der Vorstellungsrunde sagte Anna Krämer: »Ich singe den Alt – und sehe auch so aus.« Susanna Back: »Ich bin in der Mitte, habe die Arschkarte zwischen Alt und Sopran.« Und Smaida Platais glaubte, »Weil ich Sopran singe, denkt ihr, ich sei die Blöde.« Blieb Stefanie Titus, die am Klavier den Ton vorgab – aber auch komödiantisch immer wieder ihren Senf dazu gab. Ein stets beliebtes Thema im Best of-Programm der Schönen - die Suche nach den passenden Männern. »Ich nehm‘ mir einen Italiener«, ließ Back wissen. »Ach ja«, kam sofort die Antwort von den anderen Schönen. »Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt.«
Aber Dettingen. Ach. Dettingen sei ja schon was ganz Besonderes – schließlich waren die Schönen schon zum zweiten Mal hier. Und in der Pause, da habe es dann gefunkt bei Krämer. Endlich. »Da habe ich einen echten Dettinger kennengelernt.« Ein intensives Gespräch habe sie mit ihm geführt, so nett, so toll. Was er gesagt habe? »Wo ist denn hier das Klo?«
Das Programm des Quartetts lebte von den begeisternden Gesangseinlagen von Platais, Krämer und Back. Ob sie bekannte Melodien mit Mannheimer Slang wiedergaben oder manches Lied auch solo vortrugen – alle drei faszinierten stimmlich zu dem virtuosen Klavierspiel von Titus. Doch ihr komödiantisches, schauspielerisches, tänzerisches Können setzte dem Auftritt die Krone auf. Das Dettinger Publikum war begeistert. So auch von der Nummer, als die Schönen ihre Nebenjobs vorstellten, auf die sie finanziell als Künstlerinnen dringend angewiesen seien. Etwa als Stimmen in der Hotline, bei der Platais und Krämer von der Telekom-Hotline aus Versehen in die Sex-Hotline gerieten. Und andersherum.
»War Elite-Partner nicht die Tochter von Torschlusspanik.de?«
Oder als die Schönen gemeinsam auf der Suche nach dem passenden Werbejingle für Fleurop oder einer Online-Vermittlungsplattform waren. "War Elite-Partner nicht die Tochter von Torschlusspanik.de?" Sie landeten schließlich bei "Schöner Schoppen", dem Verkaufs-Fernsehen, bei dem sie passend zum Lied "You raise me up" BHs anpriesen.
Das Fazit dieses Abends im Susanna-Zillenhart-Saal? Die Zugabe der Schönen sagte alles: »Merci, Cheri, wo gemmer hi, mir sen fertisch und platt wie a Ratt.« So sahen sie denn auch aus: zerzaust, erschöpft, platt. Nach einem begeisternden Auftritt. (GEA)