WALDDORFHÄSLACH. Im Sommer dieses Jahres wird sich das Leben von Ralf-Michael Röckel grundlegend ändern. Dann geht der langjährige Schulleiter nämlich in den Ruhestand. »Es macht mir noch immer unendlich Spaß, Schulleiter zu sein«, sagt Röckel und ergänzt: »Ich bin in meinem Beruf 24 Stunden am Tag bei der Arbeit.« Darum sei er auch an Nachmittagen und während der Ferien da. Zwei Räume weiter sitzt die Konrektorin Pamela Wetter. Immer wieder ruft Röckel hinüber, dann tauschen sie sich vor dem Reporter kurz über ihre Ansichten aus. »Das Schönste in Walddorfhäslach ist das tolle Team hier.« Das gelte auch für Wetter, seine Mitstreiterin. Zwischen ihnen gebe es nichts Trennendes. »Wir wissen beide, was gerade läuft und arbeiten eng zusammen«, sagt der Rektor.
Ralf-Michael Röckel ist Sport- und Mathelehrer. Und er bringt sich mit seinen Ideen in die Entwicklung der Schule ein - auch über Walddorfhäslach hinaus. So hatte er während der Coronapandemie ausdrücklich Werbung für das Impfen gemacht und sich selbst schnell impfen lassen. »Wir wollten wieder Schüler in unserer Schule haben«, bringt er sein damaliges Ziel auf den Punkt. Es sei die Zeit der A- und B-Wochen gewesen, als im Wechsel die Hälfte der Schüler kam und die andere den Unterricht von Zuhause aus verfolgte.
Röckel reichen zwei Schulformen
Auch an diesem Morgen bezieht Röckel erneut Position, nun zur Zukunft der Schulformen generell: »Ich bin ein bekennender Freund eines Schulsystems mit zwei Säulen: Gymnasien und Gemeinschaftsschulen.« Das halte er für effizienter, da dann keine Doppelstrukturen wie derzeit nötig seien. Schließlich gibt es auch noch Werkrealschulen und Realschulen. Mit Wechseln kennt sich Röckel aus. Er arbeitete zunächst als Sonderpädagoge, studierte nebenher Mathematik, arbeitete ein Jahr an der Gemeinschaftsschule in Filderstadt-Harthausen und wurde dann 2012 Schulleiter der damaligen Hauptschule in Walddorfhäslach.
»Als auslaufende Hauptschule hatten wir nur noch zwölf Anmeldungen.« Röckel sei klar gewesen, dass sich etwas ändern müsse. »Später, als Gemeinschaftsschule, hatten wir dann 45 Anmeldungen.« Er sieht sich bestärkt. Aktuell hat die Schule 551 Schüler. Das sei das Drei- bis Vierfache im Vergleich zu früher. Doch bei allem Wandel gebe es an der Gustav-Werner-Schule auch Konstanten. »Wir hatten hier in mehr als 50 Jahren nur zwei Schulleiter und drei Konrektoren.« Röckels Vorgänger war Manfred Klein.
Gemeinschaftsschulen sollen sich zeigen
Generell müsse Bildungspolitik alle Teile der Gesellschaft abdecken. »Bildung ist das einzige Gut, das wir haben.« Daher wirke die Schulgemeinschaft zum Wohle der Kinder. Künftig müssten sich die Gemeinschaftsschulen stärker zeigen, fordert er. Damit meint er unter anderem, dass die Schüler im Rahmen der beruflichen Orientierung tage- und wochenweise Praktika absolvieren. So könnten die Firmenchefs etwas von deren Kompetenzen mitbekommen, wie etwa Pünktlichkeit und soziale Tugenden.
Auch wenn Röckel selbst mitunter zwölf Stunden am Tag in der Schule arbeitet, sei das für ihn keine Belastung. »Ich bin so lange hier als Schulleiter geblieben, weil mir noch nie ein Tag langweilig war und ich sehr viel Gestaltungsmöglichkeiten habe.« Die Schule sei auch baulich in einem guten Zustand. »Nun ist aber Zeit für jemand Neues - Platz und Raum für neue Ideen.«
Bereits Interessenten für Nachfolge
Martin Fouqué, der Leiter des Staatlichen Schulamts Tübingen und frühere Rektor der Gemeinschaftsschule Pliezhausen, ist wegen der Nachfolge Röckels zuversichtlich. »Es gibt ein großes Interesse an der Stelle«, sagt Fouqué. Er gehe davon aus, dass die Stelle bereits zum Sommer 2025 besetzt werden könne. Im Februar soll sie in der Zeitschrift »Kultus und Unterricht« ausgeschrieben werden. (GEA)