An einen Kalender hatte Müller zunächst gar nicht gedacht, als er Michael Gutmann vom Hochbauamt in Dettingen angerufen hat. Ihm ging es zunächst nur darum, eine passende Location zu finden, um die Fahrzeuge der Mitglieder des Oldtimerstammtisches angemessen ablichten zu können. »Wir wollten die Bilder nur für uns machen.«
»Mit modernen Autos wäre das gar nicht möglich gewesen, weil die deutlich breiter sind«Doch schnell hat sich das Projekt ausgeweitet und zusammen mit Gutmann wurde es so weiterentwickelt, dass aus der Vielzahl der entstandenen Fotos ein Kalender wurde. Immerhin: Sie mussten 13 Kalenderblätter aus 4 500 Aufnahmen auswählen. »Der Kalender, vielmehr das Thema ›Oldtimer im Freibad‹ ist wohl einzigartig in Deutschland und Kenner der Szene sind von den Einblicken, die sie bis jetzt bekommen haben, begeistert«, freut sich Gutmann. Auch ein Oldtimer-Magazin hat sich schon gemeldet, um über dieses besondere Fotoshooting zu berichten.
Zwei Tage vor der Freibaderöffnung am 10. Mai kam es deshalb dort zum Oldtimertreffen. Altehrwürdige Fahrzeuge, die zum Teil bis zum Beckenrand gefahren wurden. »Mit modernen Autos wäre das kaum möglich gewesen, weil die deutlich breiter sind«, sagt Müller. Doch so klappte es, beispielsweise Müllers Ford 12 M aus dem Jahr 1968 direkt vor dem Sprungturm zu platzieren. Oder einen Datsun 260 Z so zu fotografieren, dass es wirkt, als stünde er im Wasser. Was der Beckenkonstruktion des Dettinger Freibades zu verdanken ist: Das liegt wenige Millimeter höher, als die umlaufenden Wege.
Ein NSU-Motorrad aus dem Jahr 1956 wurde kurzerhand auf das Ein-Meter-Sprungbrett gehievt und vom Drei-Meter-Brett aus fotografiert – eine rot-weiße Maschine über blassblau schimmerndem Wasser. Der Besitzer dieser Besonderheit war beim Fotoshooting nicht dabei. »Der hätte das aus Angst um seine Maschine nie zugelassen«, lacht Marcus Müller. Doch alles ging gut. Der Lohn: ein tolles Foto, über das sich auch der NSU-Fahrer freut.
Mit eingebunden auch die Bademeister, die flugs auf die Startblöcke gestellt wurden und sich mit Rettungsring und Käscher in der Hand über einen Fiat 500 hinweg ein Seil zuwerfen. Und immer wieder ist es gelungen, in den Bildern die Dettinger Farben Rot und Gelb aufzunehmen.
»Der hätte das aus Angst um seine Maschine nie zugelassen«Die Aufnahmen stammen von sechs Hobby-Fotografen und einem Profi, der zwei Models mitgebracht hat. Bilder, die zunächst nur fürs private Archiv oder die Bewerbungsmappe entstanden sind. Das Fotoshooting hat somit keine Kosten verursacht. Und Spaß gemacht hat es darüber hinaus allen Beteiligten.
Passiert ist zudem nichts: Keiner der Oldtimer hat einen Kratzer abbekommen. Auch das Freibad hat es schadlos überstanden. Dank der Vorsicht aller, die beim Fotoshooting dabei waren. Wäre nur ein Tropfen Öl ins 2 000 Kubikmeter fassende Becken gelaufen, hätte das neu befüllt werden müssen. »Das dauert fast eine Woche«, erklärt Michael Gutmann. »Wenn’s schneller gehen muss, läuft in der Umgebung nichts mehr aus den privaten Hähnen.« Die Freibaderöffnung in Dettingen hätte verschoben werden müssen. (GEA)
Oldtimerkalender
Den Kalender gibt es an der Freibadkasse, später im Hallenbad und im Bürgerbüro im Dettinger Rathaus sowie im Boxenstop-Museum in Tübingen. Der Kalender kann zudem bei den Oldtimerfreunden in Altdorf bestellt werden. Dabei handelt es sich um einen lockeren Kreis von Menschen, die alte Fahrzeuge lieben. Einmal im Monat treffen sie sich im Sportheim Waldeck in Bempflingen zu Benzingesprächen, zu denen auch Leute willkommen sind, die (noch) keinen Oldtimer besitzen. Der Kalender kostet 10 Euro, wovon 5 Euro an den Verein »Hilfe für kranke Kinder e.V.« in Tübingen gehen. (GEA)
Marcus Müller vor seinem Ford 12 M zusammen mit Michael Gutmann vom Dettinger Hochbauamt bei der Präsentation des Oldtimerkalenders im Dettinger Freibad.