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Aktuell Tradition

Obstbaumuseum Glems und Weinbaumuseum Metzingen ausgzeichnet

Der Museumswettbewerb wird alle zwei Jahre vom Arbeitskreis Heimatpflege veranstaltet.

Der Förderverein des Glemser Obstbaumuseums freut sich über die Urkunde, die Regierungspräsident Klaus Tappeser (blaue Jacke) un
Der Förderverein des Glemser Obstbaumuseums freut sich über die Urkunde, die Regierungspräsident Klaus Tappeser (blaue Jacke) und Harald Neu (rechts) dem Vorsitzenden Willy Müller (links) übergaben. FOTO: RUOF
Der Förderverein des Glemser Obstbaumuseums freut sich über die Urkunde, die Regierungspräsident Klaus Tappeser (blaue Jacke) und Harald Neu (rechts) dem Vorsitzenden Willy Müller (links) übergaben. FOTO: RUOF

METZINGEN. Eine fast frostige Angelegenheit war die Feierstunde am Freitagabend im Obstbaumuseum Glems: Bei fünf Grad über dem Gefrierpunkt hielten sich die Laudatoren kurz, obwohl das Thema herzerwärmend war: Es ging um Heimat, die mehr als ein Gefühl ist, wie Ortsvorsteher Andreas Seiz betonte. »Heimatliebe und Weltoffenheit sind in einer globalisierten Welt keine Gegensätze«, lautet das Credo des Arbeitskreises Heimatpflege, der beim Regierungspräsidium Tübingen angesiedelt ist. Für ihr engagiertes Ehrenamt vergab der Arbeitskreis zwei Mal den Preis »Vorbildliches Heimatmuseum 2024« an das Obstbaumuseum Glems und das Museum im Amannhof in Rottenburg. Zwei weitere Auszeichnungen »Anerkennung Digitales Museum« erhielten das Weinbaumuseum Metzingen und das Benedict-Nimser-Museum in Wilhelmsdorf. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung durch die beiden Alphornbläser Bruno Seitz und Bernd Hettich von der Musikschule Metzingen mit drei alphorngerechten Stücken.

Der Museumswettbewerb wird nach den Worten des Vorsitzenden des Arbeitskreises, Karlheinz Geppert, alle zwei Jahre vom Arbeitskreis Heimatpflege, dessen Geschäftsführung beim Regierungspräsidium Tübingen liegt, veranstaltet: »Er fand dieses Jahr bereits zum 15. Mal statt«, betonte Geppert. Als Sachverständige war zum ersten Mal Karin Bürkert, Akademische Rätin am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, Mitglied der Jury, der auch die Uracherin Irmgard Naumann und der Ehinger Harald Neu angehören.

Lob für das Konzept

Metzingens Erster Bürgermeister Patrick Hubertz freute sich besonders, dass gleich zwei Metzinger Museen als preiswürdig erachtet worden waren. "Die zahlreichen ehrenamtlich Tätigen haben sich das redlich verdient." Er lobte besonders das Konzept des Obstbaumuseums, "das alle Generationen abholt. Eine weitere Erfolgsgeschichte ist die Digitalisierung des Weinbaumuseums, das im Jahr 1979 eröffnet wurde. Seit 2024 gebe es im Weinbaumuseum Metzingen einen digitalen Audio-Guide. Dieser begleite den Besuch des Weinbaumuseums über eine App. "Alles, was dazu benötigt wird, ist ein Smartphone mit Kopfhörer. "Mit diesem digitalen Museumsführer erhält man viele spannende Informationen an 28 Stationen zu allen Ausstellungsstücken, entweder zum Nachlesen oder durch Vorleser – in Deutsch, Englisch und Französisch", sagte Hubertz. Ortsvorsteher Seiz definierte Heimat als ein Ort, "wo mr hin-ghört, wo mr gebora ischd und wo in Glems das Obstbaumuseum steht. Was Most für den Schwaben in der Vergangenheit war und noch heute ist, brachte sein Mostgedicht auf den Punkt: "Ein guter Most heilt jeden Schmerz, er ist des Schwaben Perle. Der Wein erfreut des Menschen Herz, d’r Most d’r ganza Kerle."

»Museen sind keine Konservierungsanstalten, sie bilden ab, wie Menschen früher gelebt haben und wie wir heute damit umgehen«, sagte Regierungspräsident Klaus Tappeser. Für ihn sind in Zeiten, in denen Deutschland zum Einwanderungsland geworden ist, Museen ein lebendiger Ort der Begegnung. Tappeser hob aber auch die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Museen hervor: »Die Menschen entwickeln sich auf der Grundlage ihrer Erfahrungen, es verändert sie zum Positiven.«

Karin Bürkert ging im warmen Dorfgemeinschaftshaus näher auf die Preisträger ein. 2003 sei der heute 100 Mitglieder starke Förderverein gegründet worden, ein Jahr später ging das Museum an den Start: »Die Liebe zum Detail kennzeichnet das Obstbaumuseum und seine Ausstellung.« In der alten Glemser Kelter bekomme der Besucher Lust, selbst zur Presse zu greifen, um seinen eigenen Apfel- oder Birnensaft zu machen. Interessant, sachkundig und anschaulich führe die Ausstellung durch Hintergründe und Besonderheiten der Streuobstkultur. Der aktive Teil des Vereins kümmere sich um den Erhalt des Keltergebäudes mit den dazugehörigen Außenanlagen, die Ausstellungsstücke sowie den Veranstaltungsbereich mit Küche und Mostkeller. Die Pflege des Birnenweges, wie auch der Betrieb der Mosterei mit der vereinseigenen Erhitzungsanlage für »bag in box« obliege ebenfalls dem Verein.

Von der Stadt erworben

Der andere Hauptpreis ging an den Ammanhof in Rottenburg. Ein Gebäude mit wechselvoller Geschichte. Es war in den Jahren 1715 bis 1719 im Bereich des Bühler Hofes, einem Adelshof in der Südostecke der Altstadt, als Gefängnisturm des vorderösterreichischen Oberamts Rottenburg erbaut worden. Ursprünglich beinhaltete es 18 Arrestzellen. Von der Stadt erworben, ist es nun ein Museum. Präsentiert werden laut Bürkert Facetten der Stadtgeschichte, wie das mittelalterliche Stadtquartier, Strafvollzug und Justiz, bürgerliche Wohnkulturen, Handwerk und mehr.

»28 Stationen erzählen über die lokale und regionale Weinbaugeschichte in Metzingen und die aufgestellten Exponate nehmen die Besucher mit zurück bis in das 11. Jahrhundert«, sagte Bürkert bei der Laudatio zum Metzinger Weinbaumuseum, das einen Anerkennungspreis als »Digitales Museum« erhielt. »Räuberkarren«, »Wengertschütz«, oder der über 350 Jahre alte, zwölf Meter lange und sechs Meter hohe »Kelterbaum« seien dabei interessante Zeitzeugen.

Ebenfalls einen Anerkennungspreis gab es für das Benedict-Nimser-Museum in Wilhelmsdorf. "Auf der Homepage www.nimser-haus.de können Jung und Alt einen virtuellen Rundgang durch das Haus machen und sich barrierefrei in die Zeit der Gründungsväter hineinversetzen lassen", so Katrin Bürkert. (GEA)

 

NOCH EIN PREIS FÜR DAS OBSTBAUMUSEUM

Besucher an die Hand nehmen

Der Focus Open Preis 2024 in Gold, vergeben vom Design-Center Baden-Württemberg ging an Laureen und Luis Seider, Geschäftsführende, des Visuell-Studios für Kommunikation. Die Jury nannte es ein herausragendes Beispiel für die zeitgemäße und zugleich hochwertige Ausgestaltung eines regionalen Museums, das sich in einer alten Hülle befindet. Die Präsentation verzichte bewusst auf digitale Medientechnik und setze auf analoge, sinnliche Mitmach-Erlebnisse. »Besucher werden nicht mit Informationen überladen, sondern an die Hand genommen.« (GEA)