WANNWEIL. »Es wird nachher noch schöner, als es vorher war.« So langsam kann man sich vorstellen, was Wannweils Bürgermeister Dr. Christian Majer im April gemeint hat, als er über die ehemalige Grünanlage »In der Au« gesprochen hat. Die war für den Einbau der neuen Eisenbahnbrücke am 11. August 2023 verschwunden, diente erst als Fläche für die nahen Bauarbeiten und war dann Brache. Seither hat man im Gemeinderat immer wieder über deren Zukunft geredet - zumal ganz lange nichts passiert ist. Aber jetzt. Und wie.
»Mitte September ist es hier losgegangen«, sagt Carsten Göhner. Der Wannweiler Ortsbaumeister blickt sichtlich zufrieden zu Luis Campos und Lis Kurtishi von der Firma »Toriello Landschaftspflege« aus Nagold. Hochkonzentriert bauen die Männer gerade den Pflasterweg, der sich durch den oberen Teil des rund 900 Quadratmeter großen Areals schlängelt. Lis schneidet Steine, die in den Kurven eingebaut werden, Luis lädt mit dem Minibagger hochpräzise Material im Randbereich ab.
Die Böschung zum Bahndamm hin ist jetzt nicht mehr grau, sondern braun. Heißt: Die Landschaftsbauer haben sie schon mit bestem Humus bedeckt. »Humisieren« heißt das in der Szene, ist von Ortsbaumeister Göhner zu erfahren. Man kann sich jetzt gut vorstellen, wie's hier im kommenden Jahr wieder grünt und blüht. Nicht nur Rasen, sondern viel mehr: Zu erkennen sind die tropfenförmigen Formen der Staudenbeete. Sie sind mit Pflastersteinen umrandet, damit man später einfach mit der Mähmaschine ranfahren kann.
Als Abgrenzung zur Schiene, vor der die Bahn noch einen Zaun gebaut hat, werden unter anderem Kugelweiden, Kupferfelsenbirnen, Weigelien, Liguster, Hartriegel, Kornelkirsche, Pfaffenhütchen und Hundsrosen gepflanzt - Sträucher, die auch Insekten mögen. Fast unnötig zu erwähnen, dass »In der Au« kein Rasen eingesät wird, sondern eine naturnahe Wiese. Hier wachsen ökologisch hochwertige Pflanzen, in denen es summen und brummen wird: Schafgarbe, Aster, Sonnenhut, Storchschnabel, Katzenminze und Salbei.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf diesem Platz überhaupt etwas wächst«, hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Erich Herrmann im Frühjahr noch gesagt, »da ist doch jetzt nur Letten und Steine.« Was auch so war: Außer ein paar Grasbüscheln hatte es keine Pflanze über den steinigen Dreck geschafft. Der wurde - wie vom Ortsbaumeister versprochen - großflächig ausgetauscht. Nicht ausgebaggert und auf eine Deponie gefahren, sondern vor Ort umgeschichtet. Ein guter Teil des Materials wurde in die Böschung eingebaut oder für die Modellierung des Geländes verwendet. »An den Stellen, an denen Bäume gepflanzt werden, haben die Landschaftsbauer besonders tief gegraben und besonders viel guten Boden eingebaut«, sagt Carsten Göhner.
Das Wasser kann auf dem ganzen Gelände im Pflaster versickern. Im oberen Bereich gibt's beim Gehweg einen Schacht. Hier könnte man bei einem Fest einen Getränkewagen aufstellen. Die Grünanlage soll zum einen ein kleiner Ruhepunkt im Ort werden, zum anderen soll sie auch immer mal wieder Platz für ein Festle bieten.
Es läuft. Natürlich weiß niemand, was das Herbstwetter noch bringt, im November sollten Luis Campos und Lis Kurtishi aber noch mit dem Gelände und dem Weg und Dingen wie Spieltisch und Mülleimer fertig werden. »Im Dezember kommen dann die Pflanzen«, sagt Carsten Göhner. Wenn was wächst, muss nicht gleich der Bauhof ran: Die Bahn wird der Gemeinde Wannweil die Grünanlage erst dann übergeben, wenn alles gut eingewachsen ist und sich der Baumbestand in der Reifephase befindet. Sie ist also noch zwei Jahre für die Pflege verantwortlich. »Wir haben hart verhandelt«, hatte Bürgermeister Majer im Frühjahr gesagt. (GEA)



