PLIEZHAUSEN-RÜBGARTEN. Unterhalb von Rübgarten gibt es einen kleinen Teich neben dem Reichenbach. Dieses Biotop Alter See diente seit den 80er-Jahren dem Naturschutz, konnte diesem zuletzt aber nicht mehr so entsprechen wie es mal geplant war. An einem eisig kalten Januarmorgen stehen der Biologe Dr. Albrecht Gorthner, der Pliezhäuser Bürgermeister Christof Dold, Stefan Adam als Leiter der Pliezhäuser Bau- und Liegenschaftsverwaltung und der Biotopverbundplaner und Rübgartener Ortschaftsrat Dr. Florian Wagner an einem Ufer des Teichs und blicken auf das Eis. Aktuell ist der Wasserstand etwa einen Meter niedriger als üblich, weil Naturschützer das Wasser abgelassen haben. Im Hintergrund liegen Zweige von mittlerweile 40 gefällten Bäumen. Das ist auch der Grund, warum die vier Männer an diesem Vormittag nach Rübgarten gekommen sind. Sie möchten über die bisherigen umfangreichen Pflegearbeiten an diesem Biotop Alter See informieren.
Albrecht Gorthner, der Vorstand im Nabu Reutlingen und im Bund Naturschutz Alb-Neckar (BNAN) ist, freut sich, dass die Arbeiten nun möglich sind. »Wir haben zwei Jahre darauf gewartet, denn es war Not.« Damit meint er den schlechten Zustand des 1984 angelegten Biotops. Doch zunächst hätten der Nabu und der BNAN keine Bäume fällen dürfen. Nun sind die Pflege- und Baumfällarbeiten am Alten See in die Biotopverbundplanung eingebunden worden und von den Temperaturen her möglich. »Wir brauchten dafür Frost, den haben wir jetzt. Nun ging es ganz schnell.« Mitarbeiter einer Firma und Bewohner Rübgartens haben die Bäume gefällt.
Frosch-Restpopulation übrig
Albrecht Gorthner berichtet, wie es 1984 zum Biotop kam: »Die Wiesenflächen am Reichenbach waren zu feucht für die Landwirtschaft. Darum konnten der BNAN und der Nabu diese kaufen.« In dem Feuchtbiotop hätten sich Mitte der 80er-Jahre zahlreiche Amphibien angesiedelt. »Es gab hier damals viele Erdkröten und Grasfrösche.« Später wurde es ruhiger mit dem Quaken, nur noch eine Frosch-Restpopulation blieb übrig. Gorthner erklärt, wie es zu dieser Entwicklung kam: »Die Frösche brauchen Licht und Sonne. Die gab es durch die hohen Bäume aber nicht mehr.«
Der Biologe sieht den Grund für die Entwicklung schon vor Jahrzehnten: »Die Wiesen hätten gepflegt werden müssen. Das hat man damals versäumt.« So hätten sich Bäume angesiedelt und sind nach und nach so hoch gewachsen, dass die Fläche beschattet war. »Aus den Blättern der Bäume hat sich im Wasser Faulschlamm gebildet. Es ist der schlimmste Teich des Landkreises.« Die 40 Jahre alten Erlen waren mitunter 20 Meter hoch, sodass nur noch wenig Licht auf den Teich fiel.
Biber mag keinen Faulschlamm
Das änderte sich erst 2022, als sich ein Biber für den Teich interessierte und dort zwei Bäume fällte. Doch als diese in den Teich fielen, nahm das Tier reißaus. »Es gab für ihn zwar viel zu fressen, aber er mochte den Faulschlamm im Wasser nicht«, sagt Gorthner, der im Ruhestand auch als Biberberater tätig ist. Das Tier habe im nahen Reichenbach Spuren hinterlassen. »Ich hoffe, dass der Biber wieder kommt.« In zwei Jahren soll der Faulschlamm aus dem Teich gegraben werden.
Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold freut sich, dass das Biotop nun wieder ähnlich wie im Ursprungszustand aussieht. »Wir können so Naturschutz erlebbar machen.« Wenn man ein Wort wie Biotopverbundplanung höre, denke man direkt an viel Papier. »Das Thema ist sonst schwierig zu vermitteln. Hier sehen wir am Alten See aber einen ganz praktischen Ansatz.« Als Gemeinderäte sich damals die Stelle anschauten, hätten sie ein Aha-Erlebnis gehabt: »Sie wussten nicht, dass es etwas Positives bewirkt, wenn man Bäume fällt.«

Dolds Kollege Stefan Adam, der Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung Pliezhausen, sagt, dass nach dem Beschluss für die Biotopverbundplanung 2023 im Gemeinderat und vielen Begehungen der einzelnen Flächen nun der Entwurf des Büros Dr. Florian Wagner und Partner aus Rübgarten auf dem Tisch liegt. Demnächst wird sie im Gemeinderat behandelt.
Dr. Florian Wagner ordnet seine Planung ein: »Wir haben mit der Biotopplanung eine Grundlage geschaffen. Sie liegt als Oberplanung über den einzelnen Gebieten drüber, sodass man sich immer darauf berufen kann.« (GEA)