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Neckar-Alb-Bahn: Müssen Pendler nun früher aufstehen?

Die Deutsche Bahn sperrt erneut über Wochen die Neckar-Alb-Bahn. Statt der Züge fahren dann Busse und die Reisenden sind länger unterwegs.

Ein Triebzug nach Tübingen hält auf Gleis 1 in Metzingen. Zwischen Gräsern wachsen viele rote Mohnblumen. Während der Sommerferi
Ein Triebzug nach Tübingen hält auf Gleis 1 in Metzingen. Zwischen Gräsern wachsen viele rote Mohnblumen. Während der Sommerferien fahren die Züge über Wochen nicht. Foto: Malte Klein
Ein Triebzug nach Tübingen hält auf Gleis 1 in Metzingen. Zwischen Gräsern wachsen viele rote Mohnblumen. Während der Sommerferien fahren die Züge über Wochen nicht.
Foto: Malte Klein

METZINGEN. Für die einen sind die Sommerferien die Zeit der Entspannung und des Ausschlafens. Für andere sind sie die Zeit des früheren Aufstehens, weil dann der Zugverkehr eingeschränkt wird und als Ersatz Busse fahren. Dann sind die Fahrgäste länger unterwegs. Das gilt nun wieder zwischen Stuttgart über Metzingen und Reutlingen nach Tübingen. Zunächst beginnen Bauarbeiten am Montag, 29. Juli, um 21 Uhr zwischen Tübingen und Reutlingen und enden am Montag, 9. September, um 4 Uhr. Hinzu kommt vom Freitag, 2. August, bis Freitag, 30. August, noch die Sperrung zwischen Nürtingen und Tübingen.

In dieser Zeit fahren zum wiederholten Mal Busse statt Züge. Zwischen Reutlingen Hbf und Tübingen Hbf fahren sie alle 30 Minuten, abgesehen von Randzeiten, und steuern unterwegs keine weiteren Haltestellen an. Zwischen Nürtingen und Tübingen gibt es Busse ohne Zwischenhalte und andere, die zusätzlich in Bempflingen, Metzingen und Reutlingen halten. Beide fahren, bis auf Randzeiten, ebenfalls im Halbstundentakt. Als Ersatz für die ebenfalls ausfallenden IRE-Züge zwischen Stuttgart und Tübingen fahren Busse von Dienstag, 30. Juli, bis Sonntag, 8. September, ab Kriegsbergstraße in Stuttgart ohne Halt, alle 15 Minuten nach Tübingen und alle 30 Minuten nach Reutlingen.

Neue Brücke, neue Mauer

Während der Sperrung geht die DB eine ganze Reihe von Arbeiten an, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) in Stuttgart mitteilt. Dazu zählt die Erneuerung der Eisenbahnbrücke über die Blaulach zwischen Kirchentellinsfurt und Tübingen und neue Durchlässe unter den Gleisen in Wannweil und Kirchentellinsfurt. In Reutlingen soll eine 1933 gebaute Schwergewichtsmauer erneuert werden. Diese stützt die Gleise der Neckar-Alb-Bahn und überbrückt die Höhe von bis zu fünf Metern bis zur Jakob-Keck-Straße. Die neue Mauer sei bereits zu 90 Prozent fertiggestellt. Allerdings seien noch Arbeiten im Gleisbereich nötig, die während der Streckensperrung erledigt werden sollen, heißt es von der DB.

Zwischen Nürtingen und Metzingen soll noch an der Oberleitung gearbeitet werden. Dabei handele es sich um »reguläre, kleinere Instandhaltungsmaßnahmen, wie die Korrektur der Oberleitungslage, wo erforderlich, und den Austausch von einzelnen Isolatoren.« Ob die Oberleitung nach den Arbeiten eine bessere Netzzustandsnote bekommt, ist unklar. Die DB-Sprecherin gibt dazu keine Auskunft und begründet das mit »der Sensibilität unserer Infrastrukturanlagen«.

Kritik an »Klein-Klein«

Der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grüne) des Wahlkreises Nürtingen kritisiert das Baustellenmanagement der DB: »Der Hintergrund ist, dass die Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Tübingen zu denen mit sehr vielen nicht ausreichend koordinierten Einzelbaumaßnahmen zählt. Dadurch ergeben sich viele Sperrungen.« Woanders gebe es dieses Vorgehen nicht, wie etwa bei der aktuellen Sperrung der stark befahrenen Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt, die über Monate gesperrt ist, aber dafür in der Zeit umfassend saniert wird. »Das Ziel der Deutschen Bahn muss sein, dieses Prinzip auch anderswo zur Anwendung zu bringen. Wir müssen weg vom vielen Klein-Klein und hin zu aktiven Sanierungen inklusive kleinerer Ausbaumaßnahmen, wie dem Errichten zusätzlicher Überleitstellen«, fordert Gastel. Bei dem nach Schulnoten schlechten Zustand der Oberleitung, der Gleise und der Leit- und Sicherungstechnik gebe es Bedarf an einer umfassenden Sanierung. »Da kommt man nicht mehr mit dem ständigen Klein-Klein an Sanierungen hinterher. Am Netzzustand verbessert sich so nichts.«

Die Bahn-Sprecherin sagt, dass die von Gastel geforderte Bündelung von Bauarbeiten nicht immer machbar sei. »Baumaßnahmen haben - nicht nur bei der Bahn - lange Vorlaufzeiten, wie Planungs- und Genehmigungsprozesse und Auftragsvergaben, sodass kurzfristige Anpassungen in der Regel nicht möglich sind.«

Züge fahren auf der Ammertalbahn

Eine gute Nachricht gibt es von der Ammertalbahn zwischen Tübingen und Herrenberg. Zunächst hatte die DB angekündigt, dass von Dienstag, 30. Juli, bis Sonntag, 8. September, wegen Bauarbeiten keine Züge auf der Strecke fahren. Doch nun soll in Teilen des Tübinger Hauptbahnhofs Strom zur Verfügung stehen und die Elektrotriebwagen können doch fahren. Ansonsten wäre der Tübinger Hauptbahnhof aus Stuttgart weder über Plochingen und Reutlingen noch über Herrenberg über die Schiene erreichbar gewesen. Dafür hatte Tübingens OB Boris Palmer die Deutsche Bahn scharf kritisiert. (GEA)