METZINGEN/URACH/WANNWEIL/WALDDORFHÄSLACH. Der Schlüssel muss raus. Unter mehr oder weniger großen Gegenwehr stürmten am »Glombigen« die Narren in Bad Urach, Walddorfhäslach, Metzingen und Wannweil die Rathäuser und übernahmen damit symbolisch für ein knappe Woche die Macht.
- Bad Urach
Blumig, blumiger, Gartenschau: Bürgermeister Elmar Rebmann und sein Rathaus-Team haben das Spitzenereignis des Jahres 2027 bereits beim gestrigen Rathaussturm närrisch auf die Spitze getrieben. Der erste Mann der Stadt präsentierte sich, nachdem sein Büro okkupiert war, auf dem Marktplatz als kunterbunter Blume und war umgeben von zahlreichen mitarbeitenden Zwergen. Die Aktiven der 1. Bad Uracher Narrenzunft waren überrascht, wollten sie das Thema doch erst im Gartenschaujahr selbst aufnehmen, ihre Spielchen passten dennoch dazu: Um die Markungsputzete ging’s.
Weil’s ihnen die Beteiligung so viel Spaß gemacht hatte, ließen sie nun Rebmann und seine rechte Hand auf dem Rathaus mit Greifzangen beim Minimüll-Auflesen gegen Lehrer der Barbara-Gonzaga-Schule antreten. Und: Sie hatten das Nachsehen, die Pauker waren flotter. Unter regen Applaus und Anfeuerungsrufen zahlreicher Kindergartenkinder, Schülern sowie einigen wenigen Schaulustigen malte Rebmann später sogar noch unter erschwerten Bedingungen ein Bild – der Stift war an einer Greifzange befestigt. Jubel und Trubel herrschte in Bad Urachs Mitte nicht lange, bald verabschiedete sich die närrische Festgemeinschaft ins Rathaus und feierte dort weiter.
- Walddorfhäslach
Pünktlich um 11.11 Uhr betraten Walddorfer Schönbuch Hexen mit schaurigen Masken und Haaren aus Pferdeschweifen das Rathaus von Walddorf. Wenig später kehrten sie mit Bürgermeisterin Silke Höflinger zurück. "Wir freuen uns, dass sie alle da sind", sagte sie zu den versammelten Schönbuch-Hexen und Walddorfer Dachmardern und den ebenfalls vor dem Rathaus versammelten Schülern. "Sie sind beim Rathaussturm wieder sehr umsichtig und sanft mit uns umgegangen.
Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar", sagte Höflinger auch im Namen der ebenfalls vor dem Rathaus versammelten Mitarbeiter. Allerdings waren weder die Rathauschefin noch ihr Team verkleidet. "Der Grund ist, dass es gestern unerwartet in der Familie einer Mitarbeiterin einen Trauerfall gab. Wir sind sehr bestürzt und werden aufgrund unseres tiefen Mitgefühls, unserer herzlichen Anteilnahme und unserer Verbundenheit mit ihr nicht mitfeiern." Den Hexen und Mardern wünschte sie aber noch eine schöne Feier.
- Metzingen
»Wir lassen unser Amt nicht stürmen«, begrüßte ein Team des Bauamts und des Bauhofs die Narrenzunft Goischter Weisau, die das Metzinger Rathaus stürmen wollten, »do kommt koi Sau durch!!!«. Irgendwann waren die grunzenden Gestalten dann doch bis zum Sitzungssaal im ersten Stock vorgedrungen, wo sie von Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh im Koch-Outfit empfangen wurden.
Weil am 21. und 22. Juni in Metzingen das »Maultaschen-Fäschdival« läuft, mussten die Weisauen fünf Maultaschen aus Knete und Konfetti produzieren – verbunden mit dem gar nicht dezenten Hinweis, dass Sauenfleisch Maultäschle fein macht. Die Narrenzunft schlug sich wacker und nahm anschließend die Oberbürgermeisterin in die Mangel. Haberstroh musste mit Dartpfeilen auf Luftballons zielen, in denen kleine Zettel mit Fragen waren. Wenn sie eine nicht wusste oder eine Niete zog, musste sie zwei Euro spenden – Geld, das an die Tafel geht.
- Wannweil
Wenn Bürgermeister Dr. Christian Majer als Schiffskapitän mit Spiegelbrille rumläuft, Chefsekretärin Ursula Gaiser als Rotkäppchen, Kämmerer Christian Betz als Rocker (»Sons of Anarchy«) – ebenfalls mit Spiegelbrille und Hauptamtsleiter Jonas Baier in Sträflingsstreifen, ist klar, dass Glombiger ist und die Wannweiler Esel im Anmarsch aufs Rathaus sind.
Zunftmeister Lasse Thelen prüfte den Schultes mit närrischen Fragen, ehe die Esel, Treiber und Bauern – die drei Figuren der Wannweiler Narrenzunft – in den Sitzungssaal des Rathauses spazierten. Dort ein großes Kinder-Gewusel, die mit Fasnetsgebäck, Schleck und Getränken verköstigt wurden. Weiter ging’s in der Echaz-Gemeinde bei der Kinderfasnet im Gemeindehaus. (GEA)