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Nach erfolgreicher Geothermie-Bohrung in Bad Urach: Eine Riesen-Chance

Bad Uracher Gemeinderat blickt auf die erfolgreiche Geothermie-Bohrung zurück und nach vorn.

Geschafft – wertvolles Wasser aus dem Bauch der Erde! Symbolträchtig hatten die Bohrleute im Februar eine Fontäne aufgestellt, u
Geschafft – wertvolles Wasser aus dem Bauch der Erde! Symbolträchtig hatten die Bohrleute im Februar eine Fontäne aufgestellt, um das Ergebnis in Bad Urach zu zeigen. Foto: Andreas Fink
Geschafft – wertvolles Wasser aus dem Bauch der Erde! Symbolträchtig hatten die Bohrleute im Februar eine Fontäne aufgestellt, um das Ergebnis in Bad Urach zu zeigen.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Die Freude war ebenso groß wie die Erleichterung, als der Bohr-Trupp am 9. Februar in 703 Metern Tiefe auf Thermalwasser stieß. Mit einer Temperatur von 54,4 Grad kam es aus dem Bauch von Bad Urach, zwischen 16 und 17 Litern pro Sekunde. Die Spezialisten aus Hessisch Lichtenau räumten nach Abschluss aller Messungen die Bohrstelle am Rande des Kurgebiets samt Lärmschutzwand – heute sieht man außer dem verohrten Bohrloch nichts mehr von dem Schatz im Untergrund. In seiner jüngsten Sitzung hat der Uracher Gemeinderat die Abrechnung des Projekts – Gesamtkosten: rund 2,9 Millionen Euro – zur Kenntnis genommen und dabei noch mal zurück und nach vorn geblickt.

Panne in der Tiefe behoben

Zwei Ziele hat das Geothermie-Projekt: Zum einen soll eine zusätzliche Thermalwasserquelle erschlossen werden, auf die im Falle eines Versiegens der momentan genutzten Quelle für das Thermalbad zurückgegriffen werden kann. Zum anderen soll – weit ambitionierter – das »neue« Thermalwasser zum Aufbau eines Wärmenetzes genutzt werden. Im Baugebiet »Neue Wiesen«, das direkt im Anschluss an den Bohrplatz entsteht, wäre ein optimaler Abnehmer gefunden.

Die Gesamtkosten betragen rund 2,9 Millionen Euro (netto). Aus dem Förderprogramm Tourismusinfrastruktur erhielt die Stadt knapp eine halbe Million (490.000 Euro). Wäre nicht am 20. Dezember 2021 in 600 Metern Tiefe das Bohrgestänge gebrochen, wäre der Bohr-Trupp aus Hessisch Lichtenau rund einen Monat schneller auf das kostbare Nass gestoßen. So lange hatte die aufwendige Bergung des zertrümmerten Bohrgestänges gedauert. Und die Bohrung wäre 370.000 Euro günstiger geworden. »So was kann bei so einem Projekt schon mal passieren«, sagt Bauleiter Friedrich Cammerer von der Firma Hydro Data. Sein Fazit und das von Andreas Streble, dem Technischen Werkleiter der Stadtwerke: »Eine Nutzung des Thermalwassers als Ersatz für Thermalbohrung 1 und 2 sowie der Aufbau einer Wärmeversorgung kann auf der Basis der vorliegenden Ergebnisse weiterverfolgt werden.«

Machbarkeitsstudie kommt bald

»Wie schnell können wir mit einer wirtschaftlichen Nutzung rechnen«, will SPD/AB-Stadtrat Martin Lorenz wissen, »gibt es ein Zeitfenster?« Das gibt’s bis jetzt noch nicht, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann, »dafür braucht’s noch die eine oder andere Gemeinderats-Entscheidung.« Die sich an der Machbarkeitsstudie orientieren sollte. »Sie kommt in den nächsten Wochen ins Gremium«, verspricht der Verwaltungs-Chef. Jetzt schon ist klar: »Das ist eine Riesen-Herausforderung.« Aber auch eine Riesen-Chance: »Das Projekt ist enorm wichtig – gerade jetzt, angesichts der aktuellen Diskussion, wie wir weg von fossilen Brennstoffen kommen können«. (GEA)