METZINGEN-NEUHAUSEN.. So schnell kann’s gehen. Eben noch im realen Leben plaudernd im Neuhäuser Bindhof, befanden sich rund 80 Gäste nach wenigen Takten mittendrin in einer der über 300 Pariser Tanzhallen aus alter Zeit. Verantwortlich für die Zeitreise in das ausschweifende Nachtleben der »kleinen Leute« in der französischen Hauptstadt waren zwei Musiker aus Metzingen: Alexander und Rainer Gleim. Als Caprice Musette verzauberten sie ihre Zuhörer einmal mehr mit Musik, die französischer nicht sein kann. Bei »Padam, Padam« und »Sous le ciel d e Paris« schmolzen die Herzen der Gäste geradezu dahin, ein Schluck französischer Wein - ob rot, weiß oder rosé – vervollständigte das Gefühl von »Savoir vivre«.
Dafür sorgte zum inzwischen 16. Mal der Partnerschaftsverein Noyon-Metzingen in Kooperation mit dem Veranstaltungsring Metzingen. Der französische Abend ist längst zum Klassiker in dessen Veranstaltungsangebot geworden. »Die Menschen kommen zu uns, weil sie Frankreich lieben und das Zusammensein in dieser Atmosphäre genießen«, weiß Vorsitzende Ulrike Lamp-Schaich. Sie und ihr Team tun alles, dafür, dass es so authentisch wie möglich ist: kulinarisch mit einem Käseteller oder einer Quiche à la souabe wie auch in Bezug auf die Stimmung. Zunächst ist Zeit genug, um an Tischen gemütlich das Miteinander zu pflegen und danach folgt der künstlerische Teil des Abends. »Wir versuchen so unterschiedliche Künstler wie möglich zu engagieren«, erzählt die Vorsitzende, auf einen Piaf-Abend folgte einer mit den Chansons von Jacques Brel, Jazz war bereits zu hören und vierhändige Klavierkünstler. »Es sind einfach immer wunderschöne Abende«, weiß sie aus Erfahrung.
Knapp 100 Mitglieder zählt der Partnerschaftsverein derzeit, die Verbindungen zu Noyon sind vor allem auf Seiten der Vorsitzenden eng: »Wir tauschen uns regelmäßig aus«, berichtet Lamp-Schaich. »Uns geht’s gut«, kann sie vom Partnerschaftsverein berichten, das sei in heutigen Zeiten nicht selbstverständlich. Immer mehr Gruppierungen hätten Probleme, so auch der Metzinger Partnerschaftsverein mit dem nordenglischen Hexham. Die deutsch-französische Verbindung stehe aus einem relativ soliden Fundament, begründet sei dies auch durch die Entfernung: lediglich knapp 600 Kilometer liegen zwischen Metzingen und Noyon, da sind gemeinsame Aktivitäten relativ leicht zu realisieren. So ist für nächstes Jahr eine Chorbegegnung in der französischen Partnerstadt geplant. »Ich versuche, immer wieder etwas Neues anzuschieben«, erklärt Lamp-Schaich. »Schön wäre es, wenn wir mehr junge Leute für die Partnerschaft interessieren könnten.« Doch leider sei die französische Sprache bei den jungen Menschen gerade nicht mehr so gefragt.
Bei den Gästen des französischen Abends indes schon, auch wenn sich kaum einer auf französisch unterhielten – ein »Bonsoir« oder »Merci« war indes immer wieder zu hören. Frankreich war unbestritten der Star des Abends, dicht gefolgt vom Akkordeon – das ist untrennbar mit der Musette verbunden. Die Finger von Alexander Gleim flogen regelrecht über die Tasten, Sohn Rainer blieb da nur der begleitende Part am Kontrabass und am E-Bass: »Das Akkordeon darf der Star des Abends sein«, wie er augenzwinkernd meinte. Der Junior beherrscht indes nicht nur seine Instrumente perfekt, sondern erwies sich auch als hervorragender Moderator: Charmant und witzig führte er durch den Abend, informierte über Land und Leute, die Musette als Musikrichtung und das damit verbundene Lebensgefühl. Bei einigen Liedern ergänzte Mutter Lydia Gleim am Klavier das Vater-Sohn-Duo. (GEA)