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Modelleisenbahnen sind die Leidenschaft eines Bad Urachers

Bad Urachs Kulturamtsleiter ist seit seiner Kindheit begeistert von Modelleisenbahnen und baut seine Exemplare selbst - Sechs Wochen im Jahr wird sie im Wohnraum seines Hauses aufgebaut und läuft sonntags den ganzen Tag.

Modelleisenbahnen sind die große Leidenschaft von Thomas Braun, seine Modelle baut der Bad Uracher Kulturamtsleiter selbst.
Modelleisenbahnen sind die große Leidenschaft von Thomas Braun, seine Modelle baut der Bad Uracher Kulturamtsleiter selbst. Foto: Kirsten Oechsner
Modelleisenbahnen sind die große Leidenschaft von Thomas Braun, seine Modelle baut der Bad Uracher Kulturamtsleiter selbst.
Foto: Kirsten Oechsner

BAD URACH/ REUTLINGEN. Thomas Braun kennt noch die Zeiten, als die Spielsachen nicht das ganze Jahr im Überfluss zur Verfügung standen. Puppenstube, Kaufladen und Modelleisenbahn wurden vor Weihnachten vom Dachboden oder dem Keller rein in die gute Stube geholt. Die Vorfreude der Kinder war riesig, die Zeit bis zum Abbau wurde intensiv zum Spielen genutzt. Daran hat sich für Thomas Braun bis heute kaum etwas geändert – auch wenn die große Stunde seiner Modelleisenbahn erst nach den Weihnachtsfeiertagen schlägt: »Um den 6. Januar kommt der Christbaum raus und meine Bahn rein in zwei Zimmer«, meint er lachend und kann es nicht leugnen, sich auf diesen Moment sehr zu freuen. »Ich fiebre schon an Weihnachten dem Tag X entgegen.«

Sechs Wochen lang kann Thomas Braun die beiden zentralen Räume seines Hauses in Reutlingen für seine große Leidenschaft nutzen: In einer Höhe von 1,60 Meter schlängelt sich seine Eisenbahnwelt in einer Länge von 25 Metern in Form einer Acht an der Wand entlang. »Damit wir noch darin wohnen können«, gibt er augenzwinkernd zu und gesteht eines: »Beim Übergang zwischen den Zimmern muss man sich etwas ducken.« Das Besondere an Thomas Brauns Eisenbahnwelt: Er baut seine Eisenbahnwagons für die Super 1-Spur selbst, um die 30 sind es inzwischen. Auch Signale, Haltezeichen, Telegrafenmasten und weitere Accessoires werden von ihm gemacht – manchmal arbeite er tatsächlich mit der Lupe, weil’s eine Fieselarbeit sei: »Ich muss präzise sein.« Die Bauteile sollten auf einen Zehntelmillimeter genau stimmen, so ist jedenfalls der Anspruch des Bastlers. Ansonsten zeigt er sich genügsam: Gemessen an dem, was andere Modelleisenbahnbauer machen, seien seine Modelle etwas roh. Aber: »Es macht Spaß und das ist die Hauptsache. Es muss mir gefallen und meinen Ansprüchen genügen.« Und was schön und wichtig sei an seinem Hobby »Man sieht ein Ergebnis.«

Start mit einer Enttäuschung

Der Start in die Faszination Eisenbahn sei mit einer Enttäuschung verbunden gewesen: Als Dreijähriger habe er zu Weihnachten die ersehnte Eisenbahn bekommen. Eine zum Aufziehen sei’s gewesen: »Ich wollte aber eine Märklin«, erzählt er von seinen Kindheitserinnerungen. Und zwar genau diejenige, die er beim Reutlinger Spielwarengeschäft im Schaufenster gesehen hatte. »Im Jahr darauf war meine Welt dann in Ordnung, ich habe sie bekommen«, so Braun. Bis heute hat er den Märklin-Katalog, in dem der Vater damals in den 60er-Jahren angestrichen hatte, was sich der Sohn wünscht. In der Braunschen Wohnung sei der Platz jedoch begrenzt gewesen, deshalb habe es nie zu einem großen Modell gereicht und Expansionsmöglichkeiten seien ausgeschlossen gewesen.

Die Liebe besteht bereits seit der Kindheit, doch sie ruhte auch lange: »In der Pubertät war anderes wichtig«, gesteht Thomas Braun. »Ich habe den Vogel aber nie verloren.« Zu Beginn der 90er-Jahre entflammte die Leidenschaft für den jungen Familienvater dann wieder, doch Eisenbahnen zu kaufen sei keine Option gewesen: Sündhaft teuer seien die Super 1- Modelle gewesen und so sei der Entschluss gereift, sie selbst zu bauen. Ein Bekannter habe es ihm ermöglicht, die Werkstatt der Pädagogischen Hochschule zu nutzen, inklusive eines Schnellkurses in der Nutzung von Bohrmaschine und Co. Später konnte Thomas Braun abends in der Flaschnerwerkstatt eines Familienmitglieds arbeiten, der habe ihn auch intensiv in die Arbeit mit Blechen und dem Löten eingeführt: »Das ist das A und O.« Inzwischen hat Thomas Braun eine eigene Tüftlerwerkstatt im Keller seines Hauses, die randvoll ist mit Plänen und Werkzeug, fertigen und noch zu vollendenden Arbeiten ist. »Im Sommer bin ich relativ bis gar nicht wenig hier unten«, erzählt Braun. Wenn es nach den Herbstlichen Musiktagen kälter werde, ziehe er sich gerne in den Kellerraum zurück: »Meistens bin ich samstagmittags hier.«

Vier Wochen effektive Fahrzeit

Thomas Braun verbinden die meisten Menschen mit Kultur von klassischer Musik über Kino bis zur Literatur. Die handwerkliche Tätigkeit bilde den Ausgleich zur Arbeit im Kulturamt und was ihn an seinem Hobby fasziniere, kann Thomas Braun ganz einfach definieren: Man sei sozusagen Architekt seiner eigenen Welt, lasse Landschaften und Städte – seine Bahn hält am Südbahnhof - in einer bestimmten Epoche entstehen. Thomas Braun hat sich auf die Zeit der Königlich Württembergischen Bahn um 1900 und der Deutschen Reichsbahn in den 1920 und 1930-Jahren des vergangenen Jahrhunderts spezialisiert.

Bei zahlreichen Veranstaltungen im Jahreslauf ist Thomas Braun von vielen Menschen umgeben, umso mehr genieße er die Zeit mit seiner Modelleisenbahn: »Das mache ich für mich.« Auf die filigrane Arbeit bis hin zum Bemalen seiner Modelle folgt demnächst wieder ein Kraftakt: Dann müssen alle Teile der Bahn – dazu gehört auch die Holzkonstruktion, auf der sie läuft – von verschiedenen Stellplätzen im Haus zusammengeholt und aufgebaut werden. Mehrere Tage gehen bis zur Funktionsfähigkeit ins Land »Die effektive Fahrzeit ist dann etwa vier Wochen. Das ist das Frustrierende.« Aber dafür nutze er die Zeit intensiv: »Sonntags läuft die Bahn ganztägig.« Was beim Abbau dann bleibe, sei die Hoffnung auf die Erfüllung eines Traumes: »Ich würde gerne einen eigenen Raum für meine Bahn finden.« (GEA)