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Aktuell Kundgebung

Metzinger wollen für Gemeinschaft demonstrieren

»Wir wünschen uns, dass auch Unzufriedene kommen«, sagen Dr. Markus Schenk und Piet Flämig. Sie haben die Kundgebung »Metzingen macht Mut« am Samstag organisiert.

Reutlingen zeigte Herz. Metzingen will Mut machen.
Reutlingen zeigte Herz. Metzingen will Mut machen. Foto: Frank Pieth
Reutlingen zeigte Herz. Metzingen will Mut machen.
Foto: Frank Pieth

METZINGEN. Es geht ihnen um mehr als die weitverbreiteten Gegen-Rechtsextremismus-Demos. »Wir wollen es erst gar nicht so weit kommen lassen, dass Menschen in politisch radikale Richtungen kommen«, sagt Piet Flämig, und »mit Unzufriedenen ins Gespräch kommen.« Vor dem Mauerfall hat er in der damaligen DDR »Wir sind das Volk«-Schilder gegen das SED-Regime mitgetragen. Heute sitzt er mit Dr. Markus Schenk in der GEA-Redaktion am Metzinger Kelternplatz und stellt das Konzept und die Hintergedanken von »Metzingen macht Mut« vor, der Kundgebung am Samstag, 2. März, ab 15 Uhr auf dem Metzinger Marktplatz, die Alternativen zu allen radikalen Tendenzen aufzeigen will, egal ob von rechts oder links.

Die beiden haben die Veranstaltung als Privatpersonen organisiert - und sind in der städtischen Gesellschaft und Wirtschaft auf ein großes Echo gestoßen: 50 Unterstützer sind mit Logo auf den Kundgebungsplakaten oder im Internet zu finden, dazu gibt es weitere, die die Kundgebung etwa in sozialen Medien ankündigen. Die Plakate von »Metzingen macht Mut« haben große rosarote Flächen. Es wirkt wie ein Stück heile Welt, und in der Tat gibt es in Metzingen auch viel, was die Stadtgesellschaft zusammenhält.

»Die klare Kante von Haberstroh und Holmberg hat uns beeindruckt«

»Das ehrenamtliche Engagement ist beeindruckend«, findet Piet Flämig und verweist etwa auf das seit rund elf Jahren bestehende Wirken des Arbeitskreises Asyl um seinen Kopf David Roth oder das des städtischen Integrationsbeauftragten Steffen Uebele. Häufig ziehen sie abseits der Öffentlichkeit die Strippen und ermöglichen zum Beispiel vorbildliche, geräuschlose Flüchtlings-Integration.

David Roth wird auch am Samstag auf dem Metzinger Marktplatz über Integration sprechen. Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh wird sich von politischen Extremen abgrenzen, der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth und die Landtagsabgeordneten Cindy Holmberg (Grüne) und Rudi Fischer (FDP) werden ihren Klartext reden. Galeristin und Kunstpädagogin Bettina Scharping holt auf ihre Art Menschen in ihr buntes Boot. Und die Boni-Teens, der Jugendchor der St. Bonifatius Kirche, werden Gemeinschaft in mehreren Songs vorleben. »Imagine« von den Beatles wird zu hören sein oder das allumfassende »We are the world.« Markus Schenk spricht gerne von »der Kraft, die ehrenamtlichen Aktivitäten innewohnt.« Etwa jede/r zweite aus Metzingen engagiere sich ehrenamtlich.

»Wir wollen mit Unzufriedenen ins Gespräch kommen«

Umfassend stellen sich die Kundgebungs-Macher auch ihr Publikum am Samstag vor. »Wir wünschen uns, dass auch Unzufriedene kommen«, betonen Schenk und Flämig, »wir wollen mit ihnen ins Gespräch kommen.« Aufzeigen, wie man politische Defizite gemeinsam decken könnte statt zu polarisieren. Motivieren, sich als Kandidat/in zur Kommunalwahl zu stellen, denn die Gewählten können Dinge direkt vor Ort anpacken. Zeigen, was Alternativen zur Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit sind und was nicht. Klare Kante zeigen wie die OB, die sie beim Neujahrsempfang beeindruckt hat, wenngleich die AfD Haberstroh anschließend fehlende Neutralität vorgeworfen hat.

Polarisierende Strömungen sehen die beiden Macher selbst im gemeinschaftsgeprägten Metzingen, wenn auch häufig eher subtil. Als unzufriedene Bauern am Wochenende den Weinberg mit ihren Traktoren in ein bizarres Licht getaucht haben, kam die Strömung kräftiger an die Oberfläche. Beeindruckt hat Piet Flämig und Markus Schenk, wie sich Cindy Holmberg den Protestierenden damals entgegengestellt hat. Am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz könnte es erneut um Konfrontation gehen. Aber auch um Dialog. (GEA)