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Aktuell Engagement

Metzinger Spendenlauf: Den Rekord locker geknackt

Starke Resonanz der Teilnehmer beim Spendenlauf. Sponsoring erreicht jedoch nicht Vorjahresniveau

Auch die Echaztaler Ritterschaft war unterwegs.  FOTOS: RUOF
Auch die Echaztaler Ritterschaft war unterwegs. FOTOS: RUOF
Auch die Echaztaler Ritterschaft war unterwegs. FOTOS: RUOF

METZINGEN. Etwas bange Blicke gen Himmel richteten die Macher des Metzinger Kulturforums (Kufo) und Organisatoren des 24. Spendenlaufs, ob denn Petrus die Schleusen dicht halten würde. Von den Temperaturen her, waren die Voraussetzungen ideal, Ob Jung ob Alt, ob mit Rollstuhl, Kinderwagen oder im Ritterkostüm die Spendenläuferinnen und -läufer strömten in Scharen ins Otto-Dipper-Stadion. Zumindest bis 20 Minuten vor Ende der Laufzeit um 17 Uhr blieb es trocken, dann setzte heftiger Regen ein, der den Enthusiasmus der Akteure bremste. Aber dennoch reichte es zum neuen Rekord von 7.482 gelaufenen Runden. »Ermstal da läuft was« holte sich mit 801 Runden locker den Gruppensieg, während Klaus Johann Besch mit 74 Runden den Einzelsieg für sich verbuchte.

Metzingens Erster Bürgermeister Patrick Hubertz, der dieses Jahr wegen anderer Verpflichtungen nicht selbst mitlief, gab den offiziellen Startschuss. Er bedankte sich besonders beim Kufo, dass sie den von Gerd Schramm vor über 20 Jahren ins Leben gerufenen Spendenlauf nach dessen Tod am Leben erhalten haben und nun bereits zum vierten Mal durchführten.

Auf Spenden angewiesen

»Es hätte keine bessere Idee sein können, als das Reutlinger Frauenhaus zu unterstützen«, betonte Hubertz. Die Stadt selbst gehört zu den festen Unterstützern des Frauenhauses. Seinen Worten zufolge ist es ganz wichtig, die Arbeit des Frauenhauses an die Öffentlichkeit zu tragen. Er drückte die Hoffnung aus, dass die 7.000-Runde-Grenze in diesem Jahr geknackt werde und zollte dem Kufo noch ein besonderes Lob für das ehrenamtliche Engagement: »Sie bereichern die Stadt.«

Weil Oberbürgermeister Thomas Keck verhindert war, vertrat ihn Sultan Plümicke, Leiterin des Amtes für Integration und Gleichstellung in Reutlingen. »Wir freuen uns, dass sich das Kufo für das Frauenhaus als Spendenadresse entschieden hat, denn die Arbeit, die dort geleistet wird, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Frauenhaus muss um jeden Cent kämpfen und ist auf Spenden angewiesen.«

Jede vierte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexueller Gewalt betroffen", sagt Karin Weible-Unger, Vorstandsmitglied im Frauenhaus Reutlingen. Unterfinanziert nennt sie selbst das Frauenhaus, das seit Corona eine noch wichtigere Funktion im Landkreis erfüllt.

Da es laut Weible-Unger in Deutschland bislang keine bundeseinheitliche, verbindliche und bedarfsgerechte Finanzierung der Frauenhäuser gibt, soll der Erlös aus dem Spendenlauf wesentlich zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Hilfsangebote für Frauen und Kinder beitragen. »Dieser Spendenlauf mit einer so großen Resonanz in der Bevölkerung ist eine Anerkennung unserer Arbeit«, betonte sie. Sie hob hervor, dass in Reutlingen das erste Frauenhaus in Baden-Württemberg eröffnet wurde, aber noch heute Landkreise eine solche Einrichtung sparten.

17 Laufgruppen unterwegs

Zufrieden waren Susanne Hoppenkamps und Harald Hug mit der Zahl der Teilnehmenden, die im Stadion ihre Runden zogen und jedes Mal beim Überqueren der Ziellinie ein Gummiband fürs Handgelenk erhielten, um nachher die Rundenzahl exakt festlegen zu können.

Wer Zeit hatte an diesem Nachmittag war auf den Beinen, um das Frauenhaus laufend zu unterstützen, darunter sogar die Echaztaler Ritterschaft mit eigener Fahne und im schweren Kettenhemd. Die wollte allerdings nicht lange stehen bleiben, »denn sonst fangen wir an zu rosten«, meinte ihr Chef. In großer Zahl vertreten waren die Läuferinnen und Läufer von »Ermstal da läuft was«, von einigen Unternehmen und weitere Läufergruppen. »Wir hatten 17 Laufgruppen, die unterwegs waren – so viele wie noch nie. Es war aber auch totales Läuferwetter«, sagte Hoppenkamps.

Nach den Erfolgen der letzten Jahre beim Sponsoreneinwerben mit 25.652 Euro in 2023, darunter einer Einzelspende von 5.000 Euro erreichte das Spendenaufkommen in 2024 nicht einmal die Hälfte. 12.400 Euro zeigte das Spendenbarometer auf der Homepage an. Wirtschaftliche Gründe spielen ihren Worten zufolge da eine Rolle, aber auch, dass viele Firmen noch andere Projekte unterstützen.

Keine Reutlinger Firma spendet

Hoppenkamps drückte die Hoffnung aus, dass noch einiges an Geld bis zum Ende des Laufs direkt im Stadion gespendet oder noch einige Tage später überwiesen werde.

Festzuhalten bleibe, dass aus Reutlingen, obwohl das Frauenhaus ausgewählt wurde, keine Firma gespendet hat: »Das ist ein wenig enttäuschend.« Entmutigen lässt sie sich davon nicht. »Trotz Abbau im Regen ist das Kufo begeistert über so viel Zuspruch und Engagement. Auch in 2025 wird es wieder einen Spendenlauf geben«, meinte Hoppenkamps. (GEA)