METZINGEN. Nur glückliche Gesichter waren im Kulturforum zu sehen, denn alle Beteiligten hatten Grund zur Freude: Allen voran das Frauenhaus Reutlingen, deren Geschäftsführerinnen Karin Weible-Unger und Sabine Lommel den Scheck in stolzer Höhe von 14.873 Euro als Ergebnis des diesjährigen Spendenlaufs im Otto-Dipper-Stadion entgegennehmen durften. Aber genauso freute sich das Kulturforum mit Harald Hug, Susanne Hoppenkamps und Elke Kapp, weil sich bei der Traditionsveranstaltung auch 2024 der Erfolg »laufend« einstellte. Und nicht zuletzt die Gruppe »Ermstal läuft«, vertreten durch Annette Wurster, die zum dritten Mal in Folge die größte Teilnehmergruppe stellte.
So viele Gruppen wie noch nie
Es herrschte typisches Läuferwetter am Sonntag, 8. September, als es im Metzinger Stadion losging. Bestens organisiert gingen Jung ob Alt, ob mit Rollstuhl, Kinderwagen oder im Ritterkostüm die Spendenläuferinnen und -läufer auf die Bahn und zogen ihre Runden. Anvisiert war die Vorjahreszahl an gelaufenen Runden zu knacken – die magische Grenze von 7.000 zu übertreffen.
»Eine Zeit lang hat es so ausgesehen als würde es nicht klappen, da hatte ich echt Bedenken«, erklärte Susanne Hoppenkamps, doch der Zustrom an Läuferinnen und Läufern ebbte nicht ab, obwohl sich dichte Regenwolken über dem Stadion breitmachten und alle die letzten 20 Minuten richtig nass wurden: »Alle haben nicht aufgegeben, haben Runde um Runde absolviert«, so Susanne Hoppenkamps. Am Ende reichte es für 7.482 Runden, das entspricht 2.993 Kilometern. Und dafür gab es von 16 Sponsoren und vielen, vielen Einzelpersonen Spenden von 14.873 Euro.
Einer stach jedoch unter allen hervor: Klaus Johann Besch absolvierte an diesem Nachmittag sage und schreibe 74 Runden auf der Tartanban, das ergaben 29,6 Kilometer für den guten Zweck. Bei »Ermstal läuft« waren dieses Mal 26 Menschen unterwegs. Sie liefen 801 Runden, also 320 Kilometer. Insgesamt 17 Gruppen nahmen das Stadionrund unter die Laufsohlen – »so viele wie noch nie«, konstatierte Hoppenkamps.
Die gesellschaftliche Akzeptanz des Spendenlaufs ist ihrer Meinung nach weiter gewachsen. Was sie besonders freut, ist dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche mitlaufen. Es war der 24. Lauf, initiiert vom inzwischen verstorbenen Gerd Schramm. »Wir haben sozusagen den Staffelstab von Gerd Schramm übernommen und wollen auf jeden Fall den Spendenlauf fortführen.« Begünstigt wurde eine Institution, bei der die Not groß ist: »Gewalt gegen Frauen ist ein gravierendes Problem in Deutschland. Rund ein Drittel aller Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexueller Gewalt betroffen«, sagt Karin Weible-Unger, Vorstandsmitglied im Frauenhaus Reutlingen.
Lob gab es von der zweiten Geschäftsführerin Sabine Lommel: »Häusliche Gewalt ist eigentlich ein Tabuthema, aber wenn man gesehen hat, wie viele am 8. September gekommen sind und mit welcher Motivation sie an den Start gingen, ist dies schon etwas Außergewöhnliches. Sie sind alle für das Frauenhaus gelaufen, quer durch alle Schichten. Und wir haben viele gute Gespräche an unserem Stand geführt.« Solche Aktionen tragen ihrer Meinung nach dazu bei, unser Anliegen in die Gesellschaft zu tragen.
Für Opfer von häuslicher Gewalt
Und das Geld kann gut gebraucht werden, denn trotz Unterstützung durch Kommunen und Landkreis wird immer Geld benötigt, um die Wohnungen, in denen die Frauen untergebracht werden, sauber und ordentlich vorzuhalten: »Es ist wichtig, dass die Frauen die zu uns kommen und deren Welt gerade in die Brüche ging, hier alles heil vorfinden«, betont Sabine Lommel. »Das ist alles geld- und arbeitsintensiv.« (GEA)