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Metzinger Schwimmvereine: »Wir wollen ein Kombibad«

Verärgert über das angestrebte Bürgerbegehren melden sich die Schwimmvereine in Metzingen erneut zu Wort

Die DLRG-Jugend hat am Samstag beim Umzug im Rahmen des Metzinger Stadt- und Heimatfestes mit Transparenten und Themenwagen ihre
Die DLRG-Jugend hat am Samstag beim Umzug im Rahmen des Metzinger Stadt- und Heimatfestes mit Transparenten und Themenwagen ihre Meinung deutlich gemacht: Sie sind gegen einen Bürgerentscheid und für den Bau eines Kombibades im Sport- und Freizeitzentrum Bongertwasen. Damit drücken sie wohl auch das aus, was viele andere junge Menschen in der Stadt denken. Foto: Markus Niethammer
Die DLRG-Jugend hat am Samstag beim Umzug im Rahmen des Metzinger Stadt- und Heimatfestes mit Transparenten und Themenwagen ihre Meinung deutlich gemacht: Sie sind gegen einen Bürgerentscheid und für den Bau eines Kombibades im Sport- und Freizeitzentrum Bongertwasen. Damit drücken sie wohl auch das aus, was viele andere junge Menschen in der Stadt denken.
Foto: Markus Niethammer

METZINGEN. Sie haben das Für und Wider diskutiert, Argumente ausgetaucht und saßen als sogenannte Schlüsselakteure in den Konsensuskonferenzen: die Vertreter der schwimmsporttreibenden Vereine. Sie sind Befürworter eines Kombibades im Sport und Freizeitgebiet Bongertwasen, wie es auch am Ende des ersten Bürgerdialogs zur Zukunft der Metzinger Bäder vom Gemeinderat beschlossen worden war. Dort lassen sich ihre Vorstellungen am ehesten umsetzen – »mit Luft nach oben«, wie sie betonen.

Kaum ein Thema wurde in Metzingen intensiver diskutiert, kaum ein Thema hat so viele Menschen angesprochen. »Und jetzt wird es erneut unnötigerweise hochgekocht«, sagen Carsten Reusch und Felix Schiffner, der eine ist Vorsitzender der TuS-Abteilung Schwimmen, der andere der DLRG. Gemeint ist das Bürgerbegehren einer Gruppe Metzinger, die so erreichen will, dass der vom Gemeinderat gefasste Beschluss gekippt wird. »Inzwischen wird das Thema sehr emotional diskutiert«, haben Reusch und Schiffner festgestellt.

Verärgert seien vor allem die vielen Kinder und Jugendlichen beider Vereine, die das Gros der Mitglieder stellen. »Wir hatten sie aufgefordert, sich am Bürgerdialog zu beteiligen.« Was viele getan haben. Deren Beiträge fanden Gehör, deren Ansichten wurden berücksichtigt. Und jetzt das Bürgerbegehren, das offenbar geeignet ist, dieses Engagement zunichtezumachen. Immerhin: 250 Kinder und Jugendliche trainieren regelmäßig bei der DLRG, 120 sind es bei der TuS. Während der eine auch Rettungsschwimmer ausbildet, widmet sich der andere mehr dem Leistungsschwimmen. Dies mit großem Erfolg.

»Das was wir brauchen, lässt sich an den alten Standorten kaum verwirklichen«

»Die jungen Leute sind sauer«, sagen die Vereinsvorsitzenden unisono. Bei der DLRG wurde das beim Stadt- und Heimatfest am vergangenen Samstag überdeutlich, als deren Jugendliche sich mit einem entsprechenden Themenwagen am Umzug beteiligt hatten. Wenn es nach der Bürgerinitiative geht, werden Hallen- und Freibad lediglich saniert und erweitert. »Doch das, was wir brauchen, lässt sich an den alten Standorten kaum verwirklichen«, erklären Reusch und Schiffner.

Sie rechnen in dem Fall zudem damit, dass ihnen während des Umbaus längere Zeit kein Bad zur Verfügung steht, was die TuS mehr trifft als die DLRG. »Unsere Leistungsschwimmer müssen durchgehend trainieren können, wenn nicht, wechseln sie den Verein«, sagt Carsten Reusch. Was durchaus jetzt schon vorkommt. »Weil wir nicht die Kapazitäten haben, die wir bräuchten.« Sollte solch eine Schließung gar ein bis zwei Jahre dauern, »können wir wieder bei null anfangen.«

Beide Vereine geben Schwimmunterricht. »So manches Kind müssen wir aus Kapazitätsgründen schon abweisen.« Bei mehr als zwanzig Kindern in einer Bahn sei eine sinnvolle Ausbildung kaum mehr möglich. Auch Erwachsene fragen verstärkt nach solchen Kursen, die die TuS schon gar nicht mehr anbietet, während die DLRG dies in geringem Maß versucht, noch zu leisten. »Wir würden gerne mehr tun.« Auch im Bereich des Mutter-Baby-Schwimmens. Am ehesten ist das ihrer Meinung nach in einem Kombibad möglich.

Diejenigen, die den Bürgerentscheid wollen, führen vor allem die gute Erreichbarkeit der jetzigen Bäder an, was besonders fürs Hallenbad gilt, das mitten in der Stadt liegt. »Das stimmt für die Sieben-Keltern-Schule, aber schon nicht mehr fürs Schulzentrum Neugreuth«, entgegnet Felix Schiffner. »Und natürlich für die Leute, die unmittelbar ums Bad leben.« Im Winter, sagt er, werden die Kinder zum DLRG-Training dagegen überwiegend von den Eltern gebracht und wieder abgeholt, was auch bei der TuS der Fall ist.

Reusch und Schiffner haben sich auch bei der Versehrtensportgruppe erkundigt: Deren Mitglieder kämen fast ausschließlich mit dem Auto zum Schwimmen. Und der Bongertwasen: Der ist nach Ansicht der zwei Vereinsvorsitzenden über die Auchtertstraße mit dem Rad »doch gut erreichbar«. Was sollten denn da die jungen Kicker sagen, fragen Reusch und Schiffner, die ins weitab gelegene Stadion müssten, das zudem an der vielbefahrenen Eichbergstraße liegt.

Außerdem soll das künftige Kombibad an den städtischen Busverkehr angebunden werden, was vor allem den vielen älteren Metzingern entgegenkommen müsste. »Die dann endlich auch zum Friedhof Auchtert kommen – bisher hat sich eine Buslinie ja nicht gelohnt.«

»Irgendwann muss auch mal Schluss sein«, sagen die Vereinsvorsitzenden. Im Rahmen des Bürgerdialogs seien alle Aspekte ausgiebig beleuchtet und diskutiert worden, bei größtmöglicher Transparenz, wobei sich jeder beteiligen konnte. Gleichwohl haben sie festgestellt, dass viele in der Stadt immer noch nicht ausreichend informiert seien, obwohl der Beteiligungsprozess und dessen Ergebnis »auf allen nur möglichen Kanälen« verbreitet worden sind.

»Mit dem Bus zum Kombibad kommen Ältere dann auch endlich zum Friedhof Auchtert«

Auf den Unterschriftenlisten zum Bürgerbegehren findet sich lediglich der Satz: »Sind Sie dafür, dass die vorhandenen Bäder saniert und erweitert werden sollen.« Das, so betonen Reusch und Schiffner, unterschreiben alle gerne, die die Alternative nicht kennen: den Bau eines modernen Kombibades, eine, so sagen sie, zukunftsfähige und praktikable Lösung. Das Vorgehen der Bürgerinitiative, gegen das rechtlich nichts einzuwenden sei, bezeichnen beide allerdings als anmaßend, »von Leuten, die das Ergebnis des Bürgerdialogs nicht akzeptieren können«. Sie sind dagegen überzeugt, dass der Bürgerdialog richtig ist. (GEA)