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Metzinger Krämermarkt trotzt Onlinehändlern

Handyhüllen und Handtaschen: Der heimische Allerleimarkt lädt zum Bummeln ein, doch die Frage nach der Zukunft bleibt.

Der Händler Harald Hepp (hinten) und der Marktmeister Manfred Kleinfelder (vorne) sind feste Bestandteile des Krämermarktes.
Der Händler Harald Hepp (hinten) und der Marktmeister Manfred Kleinfelder (vorne) sind feste Bestandteile des Krämermarktes. Foto: GEA
Der Händler Harald Hepp (hinten) und der Marktmeister Manfred Kleinfelder (vorne) sind feste Bestandteile des Krämermarktes.
Foto: GEA

METZINGEN. Abwaschbare Tischdecken, Schlüpfer für Sie und Ihn oder süße Naschereien - all das findet sich kompakt an einem Ort mitten in der Metzinger Innenstadt. Hier findet dreimal im Jahr der Krämermarkt statt, der Händler aus allen möglichen Gegenden samt ihrer Ware auf den Kelternplatz lockt. Nach der Sommerpause sind sie an diesem Dienstag wieder da. Manche von ihnen nehmen eine mehrstündige Anfahrt auf sich. Doch wie beliebt und rentabel ist das Marktshopping heute wirklich noch?

Ab 8 Uhr stehen die Händler bereit, zwischen 40 und 50 Stände gibt es zu erkunden. Das sind mehr als üblich, erzählt der städtische Marktmeister Manfred Kleinfelder. Zu kaufen gibt es dort viele Dinge, die man im normalen Einzelhandel lange suchen muss oder teils gar nicht mehr findet, wie beispielsweise Tischdeckenklammern, Hosenträger, Scherenschleifsteine oder altbekannte und geliebte Süßigkeiten wie Leckmuscheln. »Das sind Sachen, die man eher nicht auf Amazon kauft«, erzählt Kleinfelder. Er ist sich sicher: Der ganz besondere Flair, den Kunden beim Online-Shopping oder im klassischen Geschäft missen, lockt die Menschen ins Freie. »Hier kann man sich inspirieren lassen, Bekannte treffen und Schwätzle halten. Die Leute machen das gern.«

Der Markt zieht Besucher aller Altersgruppen an. Kinder finden dort unter anderem Spielzeug.
Der Markt zieht Besucher aller Altersgruppen an. Kinder finden dort unter anderem Spielzeug. Foto: GEA
Der Markt zieht Besucher aller Altersgruppen an. Kinder finden dort unter anderem Spielzeug.
Foto: GEA

Dass man hierbei recht schnell ins Gespräch kommt, ist klar. Der Handel unter freiem Himmel lebt vom Austausch, erzählt Harald Hepp, der mit seinem Textilmarkt aus Maichingen angereist ist. Mit im Gepäck: Wäsche aller Art. Seit über 30 Jahren geht er nun seiner Leidenschaft nach und betreibt sein Geschäft in zweiter Generation. Er ist auf den bunten Märkten in der Region unterwegs.

»Das Leben als Markthändler ist kein Ponyhof«

»Ich bin es gewohnt, draußen zu sein. Man hat es mit netten Leuten zu tun und kennt seine Kunden. Das ist einfach schön«, freut sich der Maichinger. Für nichts auf der Welt, würde er seine »Berufung« eintauschen, das bewies auch die Corona-Zeit, in der viele Verkäufer dem Marktleben den Rücken kehren mussten. Auch der Wäscheexperte arbeitet seitdem nur noch nebenbei als Händler. Das kostet oftmals ganz schön Kraft: »Ich bin seit 4 Uhr auf den Beinen, schließlich muss ich pünktlich herfahren und aufbauen. Das ist nicht wie im Laden, wo man nur einmal den Schlüssel herumdreht und los gehts. Das Leben als Markthändler ist kein Ponyhof. Trotzdem gebe ich das hier nicht auf, da kann kommen was will«.

Dass sich diese Mühen noch immer lohnen, stellt Hepp blitzschnell klar. »Würde sich das für mich nicht rentieren, dann wäre ich sicher nicht hier, sondern würde mir zuhause im Garten ein Bierchen gönnen.« Das dem wohl so sein muss, bestätigt die Tatsache, dass die geplanten Verkaufsflächen bis auf drei Meter voll besetzt sind.

»Ich glaube schon, dass wir eine aussterbende Rasse sind«

Ein Hauch von Pessimismus bleibt jedoch: »Ich glaube schon, dass wir eine aussterbende Rasse sind. Und das ist schade.« Dass die Umsätze eher gesunken sind, deutet auch die Dame des ansässigen Imbissstands an. »Es wird von Jahr zu Jahr immer schwieriger«, stellt sie fest. Woran genau das liegt, könne sie nur mutmaßen. In einigen Gesprächen mit Besuchern unterschiedlichster Altersklassen wird klar: Der Markt zieht gegenüber dem Internet oftmals den Kürzeren. So bemängeln ein paar Besucher, die Ware wirke zu billig, anderen widerrum sind die Preise gegenüber den Online-Angeboten einfach zu hoch. Knapp 40 Euro für eine markenlose Handtasche? Das kennen sie von den asiatischen Shoppingplattformen wie Temu und Shein doch günstiger. Besser davon kommen im allgemeinen Meinungsbild die Haushaltswarenstände, die nebst Karottenschäler und Kochlöffel - zumindest auf den ersten Blick - ein recht gutes Laufgeschäft zu haben scheinen.

Marktmeister Manfred Kleinfelder blickt trotz alledem weiterhin positiv in die Zukunft. Es sei immer noch genug los, das Angebot werde nach wie vor angenommen. Vor allem Stammkunden tragen einen großen Teil zum Überleben des Kulturguts bei und trotzen an diesem Dienstag dem einen oder anderen Schauer. Für viele gehört der Marktbummel nach wie vor zur Tradition - eine Tatsache, gegen die auch Shoppingplattformen im Netz (noch) nicht ankommen können. (GEA)