METZINGEN. Die Bürgerinitiative, die den Bau eines Kombibades verhindern möchte, fühlt sich diffamiert. Dies allein aufgrund eines Gerüchts, wie Vertreter der Initiative sagen. Sie sprechen von einem Sturm der Entrüstung, der ihnen entgegenschlägt, von einem regelrechten Shitstorm, von ihrer Meinung nach unhaltbaren Vorwürfen, denen sie ausgesetzt seien.
Da sei zum Beispiel die Behauptung, sie sammelten in Altersheimen Unterschriften für ihr Anliegen. »Was nicht stimmt«, sagen sie. Gertrud Kleineikenscheidt hat nur eine Erklärung: Ein älterer Herr, der täglich im Sommer mit dem Rollstuhl ins Freibad fährt und im Winter mit dem Rollator ins Hallenbad gehe, habe sich entrüstet an die Bürgerinitiative gewandt, weil er fürchtet, nicht mehr schwimmen gehen zu können, sollte im Sport- und Freizeitzentrum ein Kombibad gebaut werden. Das sei für ihn nur mit dem Taxi erreichbar, was er sich nicht leisten könne. Der Mann lebt in einem Haus mit betreutem Wohnen. Dort habe er für die Ziele der Bürgerinitiative geworben, räumt Kleineikenscheidt ein. »Ich habe keine Ahnung, wie Menschen dazu kommen, zu behaupten, die Bürgerinitiative selbst würde Stimmen in Altenheimen sammeln.«
Die Vereine sehen es anders
Auch werde zunehmend behauptet, die Initiative sei jugendfeindlich eingestellt, was nach deren Angaben ebenfalls aus der Luft gegriffen ist. »Das ist Quatsch.« Das Gegenteil sei er Fall: Bei all ihren Überlegungen seien deren Belange berücksichtigt worden. Vieles, was sich junge Menschen wünschten, lasse sich problemlos an den bisherigen Standorten von Hallen- und Freibad verwirklichen. Sie verweisen besonders aufs Freibad mit seinem großen Baumbestand direkt an der Erms gelegen, ein parkähnliches Gelände, das auch zusammen mit der dort liegenden »Motorworld« weiterentwickelt werden könnte. Hier lasse sich leicht eine »Chill-Out-Area« mit Hängematten, Restaurant und Cafeteria einrichten.
Der Hinweis, dass es sich hierbei um teure Gewerbeflächen handelt, die anderweitig gewinnbringend genutzt werden könnten, ist nach Ansicht der Initiative das falsche Signal. »Das darf kein Argument sein«, sagt Dr. Thomas Budde. Dieses stadtnahe Gelände müsse schon allein wegen seines hohen Naherholungswertes erhalten werden – auch wegen der Bäume, die einen unschätzbaren klimatischen Wert hätten. Budde hatte an den vorausgegangenen Konsensuskonferenzen teilgenommen, kann deren Empfehlung, ein Kombibad zu bauen, aber nicht mittragen. Das Ergebnis, sagt er, sei bei Weitem nicht so eindeutig gewesen, wie es immer dargestellt werde.
Immer wieder verweisen die Mitglieder der Initiative auf bestehende Gutachten und Untersuchungen: zum Beispiel zur Nutzung des Hallenbades, das zu 20 Prozent Schulen und zu 12 Prozent Vereinen zur Verfügung stünde. Letzteren könne schon allein durch geänderte Öffnungszeiten genügend Raum für ihre Belange gegeben werden, sagt die Initiative. Gleichwohl in dem Gutachten, aus dem sie zitiert, hervorgeht, dass die vorhandenen Wasserflächen nicht ausreichen, was auch die Vereine bestätigen (vergleiche Bericht im GEA am gestrigen Donnerstag).
Und wie läuft die Unterschriftensammlung? »Sehr gut«, sagt Kleineikenscheidt. Genaue Zahlen möchte sie derzeit aber nicht nennen. Am Samstag stehen sie wieder auf dem Kelternplatz. Bis Mitte August läuft die Aktion. Sollte die Bürgerinitiative »Für den Erhalt der Metzinger Bäder« die erforderliche Anzahl an Stimmen vorlegen können, muss der Gemeinderat den Bürgerentscheid zulassen. Derzeit sind es um die 1 270 Stimmen, die die Bürgerinitiative braucht. Die genaue Zahl richtet sich allerdings nach dem Tag der Abgabe, erklärt die Stadt auf GEA-Anfrage. Derweil wird in Metzingen weiter diskutiert. Auf der Straße, im Supermarkt: Bäder und kein Ende. (GEA)